Der Kitzinger Stadtrat ist vereidigt und mit ihm sind die Stellvertreter des Oberbürgermeisters ins Amt gekommen. Die Festlegung der Referenten dauert allerdings noch.
Für Stefan Güntner (CSU) ging am Donnerstag ein Jugendtraum in Erfüllung: Schon als junger Mann wollte er Kitzinger Oberbürgermeister werden. Nach einem ersten Anlauf im Jahr 2014, als er noch an Amtsinhaber Siegfried Müller (UsW) scheiterte, gelang ihm dieses Jahr ein deutlicher Sieg.
Als Güntner in der konstituierenden Sitzung des Stadtrats in der Alten Synagoge die Amtskette anlegte und den Eid sprach, waren auch seine Eltern aufmerksame Beobachter der Szene. "Das Amt macht aus mir keinen anderen Menschen, aber einen Menschen mit mehr Verantwortung", ging Güntner auf die Anforderungen an ihn ein. Aber er habe das auch so gewollt.
Güntners Antrittsrede
In seiner Antrittsrede dankte der neue OB zuerst seinen Mitbewerbern um das Amt, die allesamt im Stadtrat vertreten sind. "Wir sind anständig miteinander umgegangen" resümierte Güntner den Wahlkampf. Der Bevölkerung versprach der 38-Jährige "trotz des jungen Alters mit vollem Einsatz das Vertrauen zurückzuzahlen".
Der OB streifte exemplarisch neue Schwerpunkte. "Oberste Priorität" habe der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, denn sie fehlten "in nennenswertem Umfang". Güntner machte zugleich deutlich, dass dies eine Pflichtaufgabe der Stadt sei. Eltern haben einen Rechtsanspruch auf die Betreuungsplätze.
Auch ist er der Meinung, der Bahnhof biete noch mehr Potenzial für weitere Parkplätze und einen Busbahnhof. Der OB erklärte aber auch, dass die Corona-Pandemie nicht nur gesundheitliche und soziale Folgen habe, sondern auch wirtschaftliche. Die Stadt rechnet inzwischen mit Einnahmeverlusten von 50 Prozent bei der Gewerbesteuer und 20 Prozent bei der Einkommensteuer in diesem Jahr. Güntner an den Stadtrat: "Das erfordert sehr viel mehr Kreativität."
Der OB befand außerdem: "Die Stadt bietet Tolles." Aber es müsse durch bessere Kommunikation gelingen, das nach außen zu tragen. Ziel sei, dass Kitzingen künftig positiver wahrgenommen werde.
Bessere Zusammenarbeit angeboten
Kritisch bis selbstkritisch sieht der bisherige Stadtrat und Bürgermeister das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und Stadtrat: Er sprach von "einem Gefühl des Misstrauens" im Gremium gegenüber der Verwaltung. Das sei aus dem Eindruck erwachsen: "Die Verwaltung entscheidet - der Stadtrat nickt nur ab." Güntner, dem dieser Gedanke bislang auch nicht fremd war, betonte: "Jetzt bin ich in der Bringschuld." Er setze auf einen Dreiklang von Information, Diskussion und Entscheidung im Rat, auch wenn das künftig mehr Sitzungen zur Folge haben sollte. An dieser Stelle setzte zum ersten Mal Applaus des Stadtrats ein.