Kitzingen: Tafel verzeichnet immer mehr Bedürftige - "Gasrechnung höher als Rente"
Autor: Erik Jasper
Kitzingen, Donnerstag, 08. Dezember 2022
Die Kitzinger Tafel verzeichnet eine immer weiter wachsende Zahl an Bedürftigen - darunter ältere Menschen. Die Aussage "Meine Gasrechnung ist höher als meine Rente" höre man sehr oft, berichtet die zweite Vorsitzende des Vereins. Sie befürchtet eine weitere Verschärfung.
- Tafel Kitzingen: Zahl der Bedürftigen steigt immer weiter - zweite Vorsitzende erklärt Lage
- "Grundnahrungsmittel fehlen": Bis zu 100 Tafel-Kunden an den Ausgabetagen vor Ort
- Ältere Bürger auf gemeinnützigen Verein teils angewiesen - "Gasrechnung höher als Rente"
Die Tafel Kitzingen musste in den letzten Monaten eine immer weiter steigende Zahl an Tafelkunden versorgen. Die zweite Vorsitzende, Katharina Müller, erklärt gegenüber inFranken.de die Gründe für die angespannte Situation. Sie befürchtet eine weitere Verschärfung der Probleme im kommenden Jahr.
Kitzingen: Tafel verzeichnet Zunahme - frühere Kunden kehren zurück
"Die Anzahl der Tafelkunden hat wieder zugenommen. In den letzten Monaten, als die ukrainischen Flüchtlinge zu uns kamen, war die Tafel für sie ein Anlaufpunkt, um Lebensmittel zu erhalten", schildert Müller die Situation vor Ort. Aber die Ukrainer seien nicht die einzigen Flüchtlinge. Es kämen auch verstärkt wieder Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.
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Aufgrund der momentanen wirtschaftlichen Lage seien zudem auch ältere Mitbürger aus Kitzingen und Umgebung auf die Tafel angewiesen: "Etliche Tafelkunden, die in den letzten Monaten auf den Einkauf bei der Tafel verzichten konnten, sind zurückgekehrt und kommen nun wieder zur Ausgabe in den Tafelladen", so Müller.
Die Energiekrise mache sich nicht nur durch die stetig wachsende Nachfrage bemerkbar, sondern auch an den laufenden Kosten für die beiden Tafelautos, mit denen die Waren bei Lebensmittelmärkten abgeholt werden: "Die Autos sind im Landkreis Kitzingen von Montag bis Samstag unterwegs - da kommen schon einige Kilometer zusammen". Die aktuelle Situation der Tafel Kitzingen beschreibt Müller als angespannt.
"Vor allem Grundnahrungsmittel fehlen" - bis zu 100 Tafel-Kunden am Mittwoch und am Samstag
"Zurzeit kommen an den Ausgabetagen Mittwoch und Samstag circa 80 bis 100 Menschen, Singles und Familienmitglieder, die für ihre Familien die Lebensmittel abholen. Engpässe gibt es immer wieder, vor allem die Grundnahrungsmittel fehlen". Viele Waren würden mittlerweile von den Lebensmittelmärkten kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verbilligt verkauft werden. Diese Waren habe die Tafel früher noch komplett bekommen, jetzt erhalte man nur noch das, was davon übrigbleibe. "Bis jetzt konnten wir das alles noch bewältigen. Aber wir wissen nicht, was im neuen Jahr 2023 noch auf uns zukommt", meint Müller.
Ein weiteres Anwachsen der Zahl der Tafelkunden sei bereits abzusehen. Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage, Verteuerung der Lebensmittel, die steigenden Energiekosten, die zu erwartende Nachzahlung bei der Nebenkostenabrechnung seien große Probleme für alle Menschen. Die Aussage "Meine Gasrechnung ist höher als meine Rente" höre man bei der Tafel Kitzingen sehr oft. Dann sei die Tafel die einzige Rettung, um Lebensmittel zu bekommen. "Aufgrund all dieser Entwicklungen vermuten wir, dass im neuen Jahr die Zahl der sozial schwachen Menschen, die die Tafel in Anspruch nehmen müssen, ansteigen wird", so die Meinung des Tafelvorstands.