Mit seinen Produkten gehört der Schaeffler-Konzern aus Herzogenaurach schon lange zur Weltspitze. Nun will er seinen Kunden auch Spitzenleistung bei der Lieferung bieten.
Mit seinen Produkten gehört der fränkische Schaeffler-Konzern aus Herzogenaurach schon lange zur Weltspitze. Nun will er seinen Kunden auch Spitzenleistung bei der Lieferung bieten.
Modern und weitgehend automatisiert
Am Montag eröffnete Gesellschafter und Mehrheitseigentümer Georg Schaeffler zusammen mit Ministerpräsident Markus Söder das Europäische Dienstleitungszentrum (EDZ) Mitte im Kitzinger Gewerbegebiet conneKT. Das moderne und weitgehend automatisierte Logistikzentrum entstand auf Flächen der ehemaligen Harvey Barracks, einer US-Kaserne, die Teil des benachbarten Flugplatzes war. Nun werden dort Zug um Zug alle Produkte der Unternehmensgruppe europaweit verteilt.
Nadelöhr beseitigen
Bislang war die Lieferung das Nadelöhr im Konzern: Lieferungen kamen von jedem einzelnen Produktionsstandort, oft auf mehrere Pakete verteilt oder zeitlich versetzt. Georg Schaeffler verglich die bisherige Leistung seiner Gruppe mit jener der Fußball-Nationalmannschaft im jüngsten Spiel gegen Österreich: „Das hatte viel mit unserer Logistik gemeinsam“, räumte er launig vor Ehrengästen und Mitarbeitern ein. Deshalb freue er sich, dass „in knapp 20 Monaten etwas Großartiges hochgezogen“ worden sei.
Investition von 110 Millionen Euro
Immerhin 110 Millionen Euro lässt sich der Konzern sein neues Logistikzentrum kosten. Es bildet das Herzstück von insgesamt drei solchen Standorten in Europa – ein zweiter liegt in Schweden, ein dritter in Norditalien. Eine Lieferung pro Kunde, alles aus einer Hand und das europaweit innerhalb von 48 Stunden – so lautet das ehrgeizige Ziel Schaefflers.
Gründe für den Standort Kitzingen
Deshalb braucht das Europäische Distributionszentrum Mitte auch eine zentrale Lage auf dem Kontinent. Und die fand Schaeffler am Schnittpunkt der europäischen Fernstraßen A 3 und A 7 – in Kitzingen. Schaeffler hatte sehr wohl andere Standorte für sein Warenlager geprüft, darunter das slowakische Bratislava. Doch die niedrigeren Arbeitskosten hätten nicht die finanziellen Vorteile der Lage Kitzingens überwogen, verlautete aus Reihen des Vorstands. Schließlich kommen viele Schaeffler-Erzeugnisse aus Franken und Bayern, was kurze und folglich günstige Wege nach Unterfranken garantiert. So fiel es dem Konzern-Chef leicht, sein fränkisches Familienunternehmen „mit globalen Aktivitäten, aber regionaler Verbundenheit“ darzustellen und die Nachhaltigkeit und Energieeinsparung durch das EDZ in Kitzingen zu betonen.
„Franken und Bayern sind eine gute Heimat für Schaeffler“, sagte der Mann an der Spitze. Lob hatte der Milliardär, der laut Forbes-Liste als einer der reichsten Männer der Welt gilt, für das Landratsamt und die Stadtverwaltung in Kitzingen.
Franke Söder freut sich über fränkischen Erfolg
Als Franke freute sich Ministerpräsident Markus Söder, wohl nicht ohne Hintergedanken, dass ein „Weltmarktführer von Franken aus die Welt steuert“. Er pries die Vorteile des Familienunternehmens für Mitarbeiter, die Region und die Politik. „Man kennt die Ansprechpartner und pflegt die Verbindung zu den eigenen Leuten“, sagte Söder. Dabei habe Schaeffler in der Vergangenheit auch schwierige Zeiten erlebt. Umso mehr sei der Weg der Modernisierung, Technologisierung und Digitalisierung zu begrüßen. Der Ministerpräsident warnte mit Blick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung allerdings vor „schwülen Zeiten“ in Europa, verursacht durch internationale Unsicherheiten, ausgelöst unter anderem durch US-Präsident Donald Trump. „In den USA würde ich mich im Moment auf nichts verlassen“, lautete das lakonische Fazit Söders.