Es ist lediglich eine winzige Zeitungsmeldung, die im Juni 1865 von einem großen Ereignis kündet: In Kitzingen wurde der Bahnbetrieb aufgenommen.
Es ist lediglich eine winzige Zeitungsmeldung, die im Juni 1865 von einem großen Ereignis kündet: In Kitzingen wurde der Bahnbetrieb aufgenommen. Ansonsten: nichts. Keine Berichte vom Bau zwischen 1862 und 1864. Keine Berichte von einer feierlichen Eröffnung. Nichts. Alles sehr stiefmütterlich. Das älteste existierende Bahnhofsbild ist eine Postkartenansicht und stammt von 1901.
Ein gelungener Start sieht irgendwie anders aus: Die nächste Meldung zum Thema Kitzinger Bahnhof betrifft ein Zugunglück, das sich am 28. März 1902 nahe dem Bahnübergang Kaltensondheimer Straße ereignete, als ein Güterzug mit einem Personenzug kollidierte.
Der Kitzinger Bahnhof war ein typisches Kind seiner Zeit: Einheitsbauweise, wie es sie vielerorts – etwa in Dettelbach – zu sehen gibt.
„Ein absolutes Trauerspiel!“
Gerhard Bauer über den Versuch, mit der Bahn zu verhandeln
Zunächst lediglich eingleisig, fuhren pro Tag genau vier Züge: zwei am Morgen, zwei am Abend. Die Fahrtzeit zwischen Nürnberg und Würzburg dauerte seinerzeit stolze fünf Stunden.
So mau der Start um die Jahrhundertwende war, so sehr hatte der Kitzinger Bahnhof Glück, als es auf das Ende des Zweiten Weltkrieges zuging. Während die Stadt Kitzingen im Februar 1945 in Schutt und Asche gelegt wurde, überstand das Gebäude – dem der eigentliche Angriff gegolten haben dürfte – wie durch ein Wunder den Bombenregen.
Die Strecke konnte nach Kriegsende denn auch wieder zügig ihren Betrieb aufnehmen – und erlebte wenig später den größten Boom ihrer Geschichte. Anfang bis Mitte der 1950er Jahre wurde das größte Güteraufkommen gezählt, nicht zuletzt durch den Transport von Kriegsmaterial der US-Streitkräfte. So wurden alleine 1951 gut 10 300 Güterwagen registriert.
Nach diesem Aufschwung normalisierte sich die Lage schnell wieder. Für den Kitzinger Bahnhof galt erneut das, was schon zu Beginn galt: Er war einfach da. Irgendwie immer ein wenig ungeliebt, wie man unschwer auch nach 150 Jahren noch feststellen kann: Der Bahnhof selber sowie sein Umfeld sind in einem eher bemitleidenswerten Zustand. Kurzum: Ein Bahnhof der traurigen Gestalt.