Druckartikel: Jobangebot mit 67

Jobangebot mit 67


Autor: Claudia Kneifel

Wiesenbronn, Montag, 20. Februar 2017

Die Zahl der Rentner, die sich im Ruhestand etwas dazuverdient, steigt deutlich. Die Gründe sind hier vielfältig. Wir haben mit Peter Demut gesprochen, der auch als Rentner noch Spaß an der Arbeit hatte.


Eigentlich ist Peter Demut seit 2008 offiziell in Rente. Doch aus Spaß an der Arbeit hat er noch sechs Jahre als Hausmeister bei der Schreinerei Ackermann in Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen) gearbeitet. Peter Demut ist genau das, was man sich unter einem rüstigen Rentner vorstellt: Der 73-Jährige arbeitet gerne und viel in seinem Garten, geht gerne in die Sauna und singt im Männergesangsverein.

Vielleicht flatterte dem Rentner deshalb vor sechs Jahren noch ein Jobangebot ins Haus. So hat er mit damals 67 Jahren noch mal als Hausmeister angefangen. „Ich habe mich um die Grünanlagen rund um die Schreinerei gekümmert, also Bäume gepflanzt und im Sommer alles gegossen“, erzählt er.

So wie Peter Demut machen es viele Rentner: Die Zahl der Rentner, die sich im Ruhestand etwas dazuverdient, steigt deutlich. Rund eine Million geht während ihres vermeintlichen Ruhestandes einem Minijob nach. Ob aus Langeweile oder weil die Rente nicht zum Leben reicht: Laut Zahlen des Bundesarbeitsministeriums (Stand August 2016) gehen 943 000 Senioren ab 65 Jahren einer geringfügigen Beschäftigung nach. Das ist ein Drittel mehr als noch im Jahr 2005.

Peter Demut, der aus Gößnitz, einer Kleinstadt im Landkreis Altenburger Land stammt, hat Formschleifer gelernt. Später war er über 14 Jahre im Uranbergbau bei Gera tätig, bevor er 1990 Geschäftsführer eine kommunalen Wohnungsbaugesellschaft wurde. „Ich war nie arbeitslos und habe 50 Jahre durchgehend gearbeitet“, erzählt er. Mit seiner Rente ist er zufrieden. „Trotzdem habe ich mich über den Zusatzverdienst gefreut.“

Der Trend zum Altersjob verläuft nach Berechnungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft regional unterschiedlich: Im Bundesländer-Vergleich hat Baden-Württemberg mit 19,4 Prozent den höchsten Anteil arbeitender 65- bis 70-Jähriger. In Bayern sind es demnach 17,8 Prozent – der Freistaat liegt in diesem Ranking an vierter Stelle. Aber fünf der zehn Kreise mit der bundesweit höchsten Beschäftigungsquoten sind in Bayern zu finden: Spitzenreiter sind Passau, Würzburg und Regensburg – dort arbeitet noch fast jeder Dritte im Alter von 65 bis 70 Jahren.

  • Immer mehr Rentner verdienen sich was dazu

Etwa 30 Stunden im Monat – hat Peter Demut gearbeitet – auf 400 Euro Basis, damit keine Abzüge von der Rente drohen. Ob Rentner neben ihrer Altersrente hinzuverdienen dürfen, ohne dass die Rente gekürzt wird, ist vom Alter abhängig: Ab Erreichen der Regelaltersgrenze dürfen sie unbegrenzt hinzuverdienen. Die Regelaltersrente steigt seit 2012 schrittweise von 65 auf 67 Jahre. Wer die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht hat, darf bisher nur 450 Euro im Monat dazuverdienen. Zweimal pro Kalenderjahr kann es bislang der doppelte Betrag, also 900 Euro, sein. Bei einem höheren Verdienst reduziert sich die Rente stufenweise.

Das soll sich aber ändern: Zukünftig sollen Rentner vor Erreichen der Regelaltersgrenze 6300 Euro im Jahr anrechnungsfrei hinzuverdienen können. Ein über diesen Betrag hinausgehender Verdienst wird zu 40 Prozent auf die Rente angerechnet. Wer nach dem Erreichen des regulären Rentenalters weiter arbeiten möchte, hat nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums zwei Möglichkeiten: Man kann den Rentenbeginn aufschieben oder den Rentenantrag stellen und als Rentner weiterarbeiten. Der Arbeitgeber muss aber einverstanden sein.

Jetzt mit 73 Jahren ist Peter Demut wirklich Rentner. „Die körperliche Arbeit ist mir zu anstrengend geworden“, sagt er. Aber er wird weiter in seinem Garten arbeiten, an seiner Modelleisenbahn auf dem Dachboden bauen und befreundeten Winzern bei der Weinlese helfen.