Ob Mobbing oder Missbrauch: Manch schlimmer Vorfall könnte verhindert werden, wenn Unbeteiligte einschreiten würden. Deshalb wünschen sich die Zwölftklässler am Egbert-Gymnasium, dass in der Schule Zivilcourage traininert wird.
Was kann man gegen Mobbing in der Schule tun, wie kann man es eingrenzen? Diese Fragen beschäftigten Raffaela Rose in ihrer jüngsten Seminararbeit.
"Zivilcourage" lautete das Hauptthema für die Zwölftklässler des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach (EGM) in ihrer letzten Phase der Oberstufe. Weil Selbsttötungen wegen Mobbings bei Schülern keine Seltenheit sind, hat die 18-jährige Schülerin aus Kitzingen über die grausame Variante von Psychoterror ausführlich nachgedacht und ihre Gedanken niedergeschrieben.
Furchtbares Ende droht Beleidigung, Ausgrenzung, Bloßstellung - immer habe Mobbing ein furchtbares Ende gefunden, sagt Raffaela und wünscht sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.
"Jugendliche ziehen sich vollkommen aus dem Leben zurück, begehen Selbstmord oder starten Amokläufe." Ihre Hoffnung für die Zukunft: Sich gegen den Strom zu stellen, um jemandem zu helfen, und Zivilcourage beweisen.
Bevor die Gymnasiasten ihre Themen auswählten, beschäftigten sie sich ausführlich mit der NS-Zeit. "Es ist passiert, also kann es wieder passieren. Unsere Aufgabe ist, das unmöglich zu machen", so der Hintergrund.
"Nur Zivilcourage kann auch in der Zukunft Derartiges verhindern", weiß Deutsch- und Geschichtslehrer Herbert Müller. Eigens zu dem Thema wurde die Wanderausstellung des Kreisjugendrings Ebersberg mit dem Titel "Lebensborn e.V." an das Gymnasium geholt. Noch bis Ende nächster Woche ist die Präsentation in der Pausenhalle des Gymnasiums zu sehen. Ergänzt wurde die Ausstellung mit den eindrucksvollen Arbeiten der Schüler aus der 12. Klasse.
Drei dieser Schüler konnte Schulleiter Robert Scheller bei der Eröffnung der Ausstellung aufgrund ihrer herausragenden Ergebnisse auszeichnen. Geehrt wurden Christina Schürger in Mathematik (Aufbau und Funktion der Enigma und deren Bedeutung im Zweiten Weitkrieg), Barbara Lorey in Biologie (Schilddrüsenunterfunktion am Beispiel zweier Risikogruppen) und Miriam Kirch in Geschichte und Sozialkunde (Training von Zivilcourage mit Kindern und Jugendlichen).
Kann man Zivilcourage üben? Eine ungeheure Zahl von Missbrauchsfällen in den vergangenen Jahrzehnten und die Zahl der Opfer, die sich öffentlich äußern, haben Miriam Kirch Mut gemacht, das Thema anzupacken.
Warum ist niemand aufgestanden und hat geholfen? Kann man Zivilcourage üben? Diese Fragen haben sie lange beschäftigt und sie hat eine Antwort gefunden: "Zivilcourage ist durchaus trainierbar und nachhaltig wirksam." Zusammen mit Sechstklässlern ihrer Schule hat sie ein Zivilcourage-Training erfolgreich durchgeführt. Doch die 17-jährige Schülerin aus Fahr am Main hat auch festgestellt, dass das Training immer wieder wiederholt werden muss, damit es Früchte trägt. Miriam Kirch fordert deshalb die Schulen auf, derartige Zivilcourage-Projekte weiter zu führen und ihnen einen festen Rahmen im Schulalltag zu geben. Am EGM wird dieser Themenbereich bereits durch die Gruppe "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" behandelt.
"Zivilcourage zu fördern sollte Priorität haben. Nicht erst dann, wenn es gilt, diese bei akuten Fällen zu beweisen", drückt Raffaela Rose in ihrem Fazit einen deutlichen Wunsch aus.
Sie hat in ihrer Freizeit schon erlebt, wie junge Menschen von anderen gehänselt oder geschlagen wurden. "Wenn man die Leute kennt, dann sollte man auf alle Fälle einschreiten", sagt sie.
Raffaela weist aber auch auf den Selbstschutz hin. Bei Fremden, die beispielsweise Waffen einsetzen, sollte man nach ihrer Ansicht den Kopf einschalten und sich nicht selbst in Lebensgefahr begeben, wenn man alleine ist. "Sofort die Polizei rufen und Hilfe holen", lautet ihr Tipp.
Den Prozess stoppen Bei Mobbing sollte man auf alle Fälle Zivilcourage zeigen. "Wer sich dafür einsetzt, Mobbing zu unterbinden, kann einen ganzen Mobbingprozess stoppen", sagt Raffaela. Schon ein Sandkorn im Getriebe könne eine Maschine zum Stillstand bringen.
"Jeder kann diese eine Person sein und jeder sollte diese eine Person sein."
Die Wanderausstellung des Kreisjugendrings Ebersberg "Lebensborn e.V." ergänzt um Präsentationen aus dem Seminar "Zivilcourage" ist noch bis zum 14. März in der Pausenhalle des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach zu sehen.