In Wiesentheid geben 2000 Pfeifen den guten Ton an
Autor: Andreas Stöckinger
Wiesentheid, Freitag, 25. August 2017
Die umfangreiche Sanierung der Mauritiuskirche in Wiesentheid ist so gut wie abgeschlossen. Jetzt wird die Orgel weider eingebaut, eine Filigranarberit der Restauratoren.
Die umfangreiche Sanierung der Mauritiuskirche in Wiesentheid ist so gut wie abgeschlossen. Wenn in gut zwei Monaten das Gotteshaus mit der Altarweihe wieder geöffnet wird, dann erklingt dort natürlich wieder die Orgel. Auch sie wurde bis auf das Gehäuse nahezu komplett erneuert. Derzeit sind die Mitarbeiter des Orgelbauers an einer Filigran-Arbeit: Sie intonieren die Pfeifen und Töne. Per Hand und nach dem Gehör, einzeln, jede der rund 2000 Pfeifen für sich.
Die Orgel auf der Kirchenempore wurde vor vier Jahren, als die Renovierung der Kirche begann, ausgelagert und in die Werkstatt der Firma Weishaupt nach Westerndorf bei Augsburg gebracht. Lediglich das Gehäuse musste aus Gründen des Denkmalschutzes in Wiesentheid bleiben, alles andere wurde erneuert.
Seit einem Jahr arbeiteten die Orgelrestauratoren in der Werkstatt an der speziellen Technik des Instruments. Dazu kommen rund 300 Stunden für die Konstruktion, bis die die Fachleute die Orgel wieder in das etwas aufgebesserte Gehäuse vor Ort einfügten.
Die größte Pfeife ist 4,80 Meter lang, die kleinste acht Millimeter
Jetzt sind Albert Naß und Benjamin Lindemayer dabei, um den Pfeifen den letzten Schliff zu geben. Von der kleinsten, nur acht Millimeter großen, bis zur größten Pfeife mit 4,80 Meter Länge, alle werden getestet und eingestellt, was ihre Lautstärke und den exakten Ton betrifft. Dazu brauchen die beiden erfahrenen Orgelbaumeister möglichst Ruhe, außer ihnen arbeitet derzeit kaum ein anderer Handwerker im Gotteshaus. „Intonieren, das ist viel mehr als nur Stimmen. Das ist der Klang der Orgel. Wir intonieren fünf Wochen und in einem Tag ist die Orgek dann gestimmt“, erläutert Naß.
Um dahin zu kommen, wo sich das Wesentliche abspielt, sollte man ziemlich schlank sein, einigermaßen klettern können, und keine Platzangst haben. An der Seite der Orgel führt eine senkrechte Leiter nach oben, wo erst noch ein Durchlass folgt.
Ein enger Arbeitsplatz
Albert Naß wartet oben. Ziemlich eng geht es dort zu. Der Orgelbauer zeigt einen Platz, auf dem man sich vorsichtig ein bisschen bewegen und fotografieren kann. Ist man auch nur ein kleinwenig unvorsichtig, fallen die ersten, kleinen Holzteile am Boden um. Ein provisorisches Holztischlein mit vielleicht 20 Zentimetern Breite hat Naß oben zwischen den Pfeifen, auf denen er mit Werkzeugen wie ein Feinmechaniker an den Zungenpfeifen minimale Veränderungen macht. Diese Zungenpfeifen funktionieren ähnlich wie eine Klarinette, „sie müssen richtig ansprechen“, führt Albert Naß aus.
„Stimmung“, ruft er kurz, dann betätigt Kollege Lindenmayer die jeweilige Taste unten, um den Ton anzuspielen. „Zu laut! Die muss ich etwas leiser kriegen“, sagt er und baut die Pfeife wieder aus, entnimmt den winzigen Innenteil. Die Zunge darin, das ist ein Blättchen aus Messingblech mit 0,09 Millimeter Durchmesser. Deren Biegung müsse exakt passen. „Ist sie zu sehr gebogen, spricht sie nicht an. Ist sie zu flach, dann ist der Ton zu hoch, das ist nicht schön.“ Die Grenzen heraus kitzeln, das sei das gewisse Etwas.