Eine neue Fachkraft unterstützt unterfränkische Gemeinden bei der Energiewende. Und die Nachfrage ist groß.
In sämtlichen Landkreisen Unterfrankens tut sich etwas in Sachen Energiewende. "Wir erleben einen richtigen Aufbruch", so Horst Büttner, stellvertretender Leiter des für Unterfranken zuständigen Amts für Ländliche Entwicklung. Immer mehr Gemeinden möchten Energiekonzepte erstellen. Hilfe erhalten sie dabei seit dem 1. Oktober von Energiemanagerin Stefanie Thomuscheit. Die 30-Jährige wurde eingestellt, um die Energiewende im ländlichen Raum Unterfrankens voranzutreiben.
Schnell stehen Bürger auf der Matte, wenn es darum geht, Protest auszudrücken - gerade auch beim Für und Wider in Energiefragen. Schwieriger ist es, positiv an das Thema heranzugehen und gemeinsam den Einstieg in die dörfliche Energiewende zu planen. "Doch eine sorgfältige Planung ist nötig, damit die Situation am Ende nicht schlechter wird", warnt Stefanie Thomuscheit.
Überall in Unterfranken wurden in der Vergangenheit Arbeitskreise ins Leben gerufen, in denen die Bürger darüber diskutieren, wie ihr Dorf attraktiver werden kann. Für das Amt für Ländliche Entwicklung ist Bürgerbeteiligung sehr wichtig und oft eine Fördervoraussetzung. Über 150 Arbeitskreise gibt es aktuell in Unterfranken. Die ersten beginnen nun, auch über Energiekonzepte zu diskutieren.
Jedes Dorf hat andere Möglichkeiten Was bei dem einen gelungen ist, kann der andere nicht einfach nachahmen. Jedes Dorf hat seine ganz eigenen Möglichkeiten, die Energiewende vor Ort zu realisieren. Horst Büttner verweist auf die 1000-Einwohner-Gemeinde Großbardorf im Kreis Rhön-Grabfeld, die unterfrankenweit als "Leuchtturm" in Sachen Energiewende im ländlichen Raum gilt. "Hier wollte der Fußballverein die Tribüne überdachen, hatte aber dafür kein Geld", erzählt der stellvertretende Behördenleiter. Nun gibt es in Rhön-Grabfeld die Genossenschaft Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG, die eine Gemeinschaftssolaranlage betreibt. Die mietete das Dach und bewirtschaftet darauf seither eine Photovoltaikanlage.
Mancherorts wird der Energieumstieg allerdings noch immer als Pflichtübung angesehen. Nicht zuletzt deswegen, weil Gemeinden immer mehr und immer anspruchsvollere Aufgaben bei stagnierendem oder gar sinkendem Personal zu bewältigen haben. Trotz dieser Situation gibt es ländliche Regionen in Unterfranken, die mit großer Begeisterung an die Energiewende herangehen. Die kommunale Allianz "Spessartkraft" zum Beispiel. Zu diesem Zusammenschluss gehören die Gemeinden Dammbach, Eschau, Heimbuchenthal, Leidersbach, Mespelbrunn, Mönchberg, Röllbach, Rothenbuch und Weibersbrunn aus den Kreisen Aschaffenburg und Miltenberg.
Gemeinschaftlich will man versuchen, energieautark zu werden. Dieses Ziel ist in der "Bronnbacher Erklärung - Vision Spessart 2020" vom Oktober dieses Jahres festgehalten. Basierend auf einem gemeinsamen Standort- und Energiekonzept, sollen künftig vielfältige erneuerbare Energien genutzt werden. Geplant ist eine "Energiegenossenschaft SpessartKraft", bei der die Bürger Anteilseigner werden. Das Holz des Spessarts könnte ebenfalls über genossenschaftliche Initiativen energetisch genutzt werden.
Einfache Planung von Konzepten Die Förderung durch die Ländliche Entwicklung macht es relativ günstig, solche Energiekonzepte zu planen. Horst Büttner: "Wir schießen derzeit 75 Prozent der Planungskosten zu." Noch wird dies erst von wenigen Gemeinden, Dorferneuerungsprojekten und kommunalen Allianzen genutzt: "Uns liegen derzeit etwa 20 Förderanträge vor."
Um ein Energiekonzept machen zu lassen, bedarf es zunächst einer Grundsatzentscheidung im Gemeinderat. Danach ist es möglich, gemeinsam mit den Bürgern in die Planung zu gehen - und das neue Förderinstrument in Anspruch zu nehmen.
Dass Gemeinden auf dem Land attraktiver werden, darauf zielten die bisherigen Projekte der Ländlichen Entwicklung ab. Im Bezug auf die Energiewende könne man das nicht so einfach behaupten. Viele Bürger meckern wegen Windkraft vor ihrer Haustüre. Das findet Thomuscheit schade. Sie setzt darauf, dass sich die Menschen mehr und mehr an Techniken zur Erzeugung regenerativer Energie gewöhnen werden: "In 20 Jahren stellt vielleicht wirklich niemand mehr die Sinnhaftigkeit von Windrädern in Frage."
Im April 2011 wurde eine britische Studie bekannt, wonach Windkraftanlagen (Wind“parks“) weniger effizient sind als behauptet. Untersucht wurde die Stromerzeugung von „Windparks“ in Großbritannien zwischen November 2008 und Dezember 2010 von der Stuart Young Consulting. Nach Darstellung von Windkraftindustrie und Regierungsseite erreichen die Anlagen im Jahresdurchschnitt etwa 30 Prozent ihrer Nennleistung. Aber die Studie hat ergeben, dass während der Hälfte des untersuchten Zeitraums nur unter 20 Prozent der Kapazität erreicht worden sind und während eines Drittels der Zeit sogar unter zehn Prozent. Eine BBC-Bericht darüber ist hier zu finden: http://www.bbc.co.uk/news/uk-scotland-12985410