Hochzeitsgeld für den freiwilligen Gang in die Zwangsehe
Autor: Gerhard Krämer
Seinsheim, Sonntag, 16. Sept. 2018
Ein spannender Rückblick bei der 40-Jahr-Feier der Großgemeinde Seinsheim: Bürgermeister Heinz Dorsch zeigte den Gästen viele Bilder aus den vergangenen 40 Jahren.
Liebevoll war das Seinsheimer Jugendheim in den Ortsfarben Gelb-Blau geschmückt worden, Mitglieder des Gemeinderats bedienten die Gäste, die Seinsheimer Musikanten spielten. Alles war gerichtet für die 40-Jahr-Feier der Großgemeinde Seinsheim. Nur: Einige Plätze blieben dennoch leer, was vermutlich der Weinlese geschuldet war, wie Bürgermeister Heinz Dorsch vermutete.
Wenn die Bürger aus verschiedenen Ortschaften 40 Jahre zusammen leben, miteinander kommunizieren, einander aushelfen und füreinander Verantwortung tragen, gemeinsame verantwortliche Gremien wählen, miteinander zusammenarbeiten, miteinander eventuell auch streiten, vielleicht auch manchmal leiden, dann sollte dies auch ein Grund sein, auch einmal miteinander feiern, begründete Bürgermeister Heinz Dorsch die 40-Jahr-Feier, bei der auch Stimmkreisabgeordneter Otto Hünnerkopf seine Glückwünsche überbrachte.
Eigene Vorstellungen und Wünsche
„In den letzten 40 Jahren musste und wurde viel auf den Weg gebracht“, sagte Bürgermeister Heinz Dorsch. Für die Verantwortlichen der ersten Stunde sei es nicht immer leicht gewesen, bei den verschiedenen Themen auf einen Nenner zu kommen. Jeder einzelne hätte so seine Vorstellungen und Wünsche gehabt und hätte seine Eigenständigen nicht verändern wollen.
So manche Beschlüsse, die schnell vor Ende der Selbstständigkeit gefasst worden seien, hätten den Nachfolgern des Öfteren längere und intensive Diskussionen bereitet, weiß Dorsch.
Keine Liebe, aber auch kein Streit
Sicherlich sei die Gebietsreform seinerzeit nicht immer eine Liebesheirat gewesen, meinte Dorsch. Doch Streit wie in Ermershausen im Landkreis Haßberge, daran erinnerte Landrätin Tamara Bischof, habe es hier nicht gegeben. Die Landrätin erzählte vom Freiwilligengeld, also eine Art „Hochzeitsgeld“, das es gegeben hatte für die „freiwillige Entscheidung zu einer Zwangsehe“. Viele Punkte wollten die einzelnen Gemeinderäte dabei geklärt haben, zum Beispiel, dass die zusätzlichen Schlüsselzuweisungen in den einzelnen Orten investiert würden oder Sprechstunden in den Ortsteilen. „Heute ist rein gar nichts mehr zu spüren“, meinte Tamara Bischof, was allerdings zu Murmeln im Saal führte.
Doch generell sei die Gebietsreform ein Gewinn für die Gemeinde, ist sich die Landrätin sicher. „Das Kirchturmdenken gehört der Vergangenheit an.“ Dies spiegele sich auch in den geschlossenen Allianzen wider, denn allein als kleiner Ort stehe man wachsenden Herausforderungen hilflos gegenüber.
Nur zwei Bürgermeister in 40 Jahren
Aus ihrer Sicht seien in der Nachbetrachtung die richtigen Entscheidungen getroffen worden. Respekt zollte sie der Tatsache, dass es mit Hans Schubert und Heinz Dorsch (seit 28 Jahren) in den 40 Jahren nur zwei Bürgermeister gegeben hatte.