Druckartikel: Herbert Deppisch macht Kunst mit dem Kugelhammer

Herbert Deppisch macht Kunst mit dem Kugelhammer


Autor: Hartmut Hess

Markt Einersheim, Montag, 09. Mai 2016

Der Markt Einersheimer Herbert Deppisch frönt dem seltenen Hobby des Kupferdengelns und formt allerlei Getier. Ein Besuch in der Werkstatt des fleißigen Rentners.
Außergewöhnliches Hobby: Herbert Deppisch aus Markt Einersheim widmet sich in seiner Freizeit dem Kupferdengeln. Er bearbeitet Kupferbleche so lange, bis kleine Kunstwerke entstehen. Jedes seiner Werke ist ein Unikat. Hier befestigt er durch Hartlöten die einzelnen Teile.


Den Vorgarten am Haus von Herbert Deppisch zieren Schmetterlinge, in einem Baum sitzt ein Uhu und im Wohnzimmer sind Käfer zu erblicken. Der Markt Einersheimer ist ein Tierfreund und Kleintierzüchter, aber die Käfer und Schmetterlinge in seinem Haus und Garten sind nicht lebendig, sondern Erzeugnisse des kunsthandwerklichen Schaffens des Rentners.

Der Meister in Maschinenbau sowie Kälte- und Klimatechnik war 42 Jahre im ortsansässigen Unternehmen Großküchen Stahl beschäftigt, bevor er im Jahr 2008 in Rente ging. Damals fühlte er sich mit seinen Kleintieren nicht ausgelastet und verbrachte immer mehr Zeit in der Werkstatt im Keller seines Wohnhauses.

„Der Auslöser war ein Kugelhammer, ein Überbleibsel aus dem Fundus meines Schwiegervaters“, erklärt der 72-Jährige den Ursprung seiner außergewöhnlichen Passion. Der Werkzeug beschäftigte den Ruheständler und als ihm ein Kupferblech in die Finger kam, begann er, dies mit dem besonderen Hammer zu bearbeiten. Das relativ weiche Metall Kupfer lässt sich gut bearbeiten und aus dem Kopf heraus machte sich Deppisch daran, seinen ersten kupfernen Käfer zu schaffen. Dabei kam ihm sein berufliches Handwerkzeug zugute.

„In meiner Lehre war ich ein Vierteljahr beim Huppmann in der Kupferschmiede gewesen“, erinnert sich der rüstige Rentner noch gut an seine ersten Jahre als „Stift“. Das Kupferdengeln ist eine sehr filigrane Arbeit, bei dem für manches Objekt locker 1000 Hammerschläge draufgehen. Was mit einem Stück Kupferblech beginnt, treibt der Kunsthandwerker in die Breite und die Tiefe und verwendet auch Holzformen, um Ausbauchungen zu erreichen.

Mit mehreren Hämmern erzeugt Herbert Deppisch unterschiedliche Formen und sogar einen kleinen Fliesenhammer funktionierte er für das Kupferdengeln um. Ist der Korpus eines Schmetterlings gedengelt, ist es damit lange noch nicht getan. Das Werkstück ist noch zu säubern und anschließend wird es mit einer speziellen Technik farblich verziert.

Herbert Deppisch schafft seine Objekte in diffiziler Handarbeit und gerade wenn ein Käfer entsteht, geht es ohne Lötkolben nicht. Schließlich hat ein Käfer sechs Beine, die Herbert Deppisch einzeln formt und anschließend mit dem Lötkolben am Körper befestigt. Dies gilt natürlich auch für die Beine und Flügel eines Schmetterlings, von denen Herbert Deppisch schon so einige gefertigt hat.

Vor fast 30 Jahren stellte er seine Handwerkskunst erstmals zur Schau bei einer Veranstaltung der „Kreativen Frauen“ und ließ sich dafür gewinnen, beim Auber Frühlingsmarkt mitzumachen. Wenn Herbert Deppisch zusammen mit seiner Frau Elisabeth auf Märkten unterwegs ist, zählt er gerade für Kinder zu den großen Attraktionen.

„Da machen wir kostenlos Namensschildchen für die Kinder, das freut die Mädchen und Buben immer sehr“, sagt der Rentner. Ein Junge habe sich einmal so über ein kostenloses Namensschildchen gefreut, dass er sich mit einem Plätzchen dafür bedankt habe. Überhaupt: Wenn sich Kinder für sein Hobby interessieren, erfüllt das Herbert Deppisch mit Stolz und er empfindet darin den Lohn für sein Engagement. Denn er will mit dem Kupferdengeln kein Geld verdienen, sondern werkelt rein aus Spaß an der Freude.

In den vergangenen Jahren war er oftmals beim Kirchenburgfest in Mönchsondheim, beim Volkacher Markt oder auch beim Kulturherbst in Untereisenheim vertreten. In Untereisenheim bat ihn einmal eine Frau um ein besonders Objekt – „das war schon eine besondere Herausforderung“, erinnert sich Herbert Deppisch. Denn von einem Bild abgeleitet ließ er für die Frau eine Fledermaus entstehen, die heute als Brosche das Kleid der Dame schmückt.

„Es ist ein total entspannendes Hobby für mich“, sagt der Markt Einersheimer, der die Ruhe in der Werkstatt ebenso genießt wie sein Refugium auf dem Balkon und Garten mit Flora und Tiervolieren, in der er sogar Eichhörnchen ein Zuhause bietet. Durchschnittlich zwei Stunden pro Tag werkelt Herbert Deppisch in seiner Werkstatt, in der er semiprofessionell eingerichtet ist mit Bohrmaschine, kleiner Drehbank oder Hobelbank. „Wir brauchen keinen Handwerker, bei uns wird alles selbst gemacht“, sagt Herbert Deppisch, der versierter Schlosser, Heizungsbauer und Elektriker in einem ist. Er fertigt nicht nur kleine Kunstwerke aus Kupfer, sondern stellt aus heimischen Hölzern auch Kinderspielzeug oder eine Kuckucksuhr her.

Apropos Kuckucksuhr: davon hat Herbert Deppisch mittlerweile eine kleine Sammlung in seinem Hobbyraum.