Um zu sehen, wie die Spenden verwendet werden, besuchten Akteure der Rumänienhilfe Karl aus Dettelbach das Land. Dabei entdeckten sie schöne Seiten - und viel Armut.
Eine dreiköpfige Delegation der Rumänienhilfe Karl aus Dettelbach besuchte über Pfingsten Siebenbürgen, den westlichen Teil des Balkanlandes. Sie wollten sich in neun Tagen ein authentisches Bild von der Lebenssituation der Einwohner machen und vor Ort überprüfen, wie die gelieferten Hilfsgüter und Gelder verwendet werden. Der Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union 2007 brachte keineswegs Fortschritt und Wohlstand für alle. Alte Industrien sind weitgehend zerfallen, neue Werke, oft Niederlassungen westlicher Konzerne, bieten zwar Arbeitsplätze, aber der Lohn beträgt häufig nur ein Zehntel dessen, was ein Arbeiter in Deutschland verdient. Das wäre nicht weiter dramatisch, wenn die Lebenshaltungskosten entsprechend niedrig wären.
Schaut man sich in den Supermärkten um – Lidl, Kaufland, Penny oder Billa – stellt man fest, dass fast alles so teuer ist wie bei uns. Auch die Kosten für Treibstoff und Heizung liegen in etwa auf westlichem Niveau. Wie können da eine Krankenschwester mit 250 Euro oder ein Lehrer mit 420 Euro Monatseinkommen überleben?
Bürger sind auf Unterstützung angewiesen
Noch düsterer sieht es bei den Rentnern aus. Ihnen stehen pro Monat oft nur etwas mehr als 100 Euro zur Verfügung. Deutlich besser sorgt der Staat für Beamte. Ein pensionierter Polizist streicht je nach Dienstgrad monatlich 1000 Euro oder mehr ein. Ein Überleben ist oft nur möglich, wenn man weitere Einnahmequellen hat. Das kann der Anbau von Obst und Gemüse im eigenen Garten oder ein Zweitjob sein. Die Ärmsten sind oft auf die Hilfe von Caritas Rumänien angewiesen. In Secondhand-Läden, den Cari-Shops, können sie für wenig Geld Kleidung, Haushaltsgegenstände oder andere nützliche Gegenstände erwerben, die über die Rumänienhilfe Karl und weitere westliche Hilfsorganisationen geliefert werden.
Kluft zwischen Arm und Reich wird größer
Völlig Mittellose erhalten – meist über Pfarreien – die lebensnotwenigen Produkte auch kostenlos. „Die Armut ist seit der politischen Wende 1989 nicht unbedingt größer geworden“, sagt Ladislau Lang, Caritas-Direktor der Diözese Satu Mare, „aber die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander“.
Junge, gut ausgebildete Leute verlassen das Land, um in Österreich, Deutschland, Italien oder England den Schritt in ein besseres Leben zu wagen. Sándor Zsok, selbstständiger Landmaschinenmechaniker aus Danesti, würde gerne zwei weitere Mitarbeiter einstellen, „aber der Markt ist leer“, bedauert er. Damit steht er nicht allein da. Fachkräfte sind in Rumänien nur schwer zu finden. Die Stadt hatte zu ihrer besten Zeit 150 000 Einwohner, übrig geblieben sind derzeit 90 000.
Weit mehr Menschen kommen jährlich bei der Pfingstwallfahrt nach Schomlenberg (Csik Somlyo) zusammen. Heuer sollen es über 400 000 Menschen gewesen sein. Jedes Jahr sind es mehr Katholiken, die mit hohen geistlichen Würdenträgern – in diesem Jahr waren Monsignore Miguel Maury Buendia, apostolischer Nuntius von Rumänien und Moldawien, und András Veres, Bischof von Györ (Ungarn) dabei – den Freiluftgottesdienst auf dem Berg zu feiern. Die Akteure der Rumänienhilfe Karl nehmen auch an diesem Großereignis teil, um dort unter anderem Partner zu treffen, mit denen schon seit vielen Jahren zusammengearbeitet wird.
Barrierefreies Haus für Werkstatt und Co.
Einer dieser Partner ist Csaba Fiko, der bereits 1990 die private Organisation „Handicap“ für Behinderte im Kreis Harghita gegründet hat. Sie bietet Dienstleistungen von und für Menschen mit Beeinträchtigung an, stellt Arbeitsplätze bereit und berät psychologisch und juristisch. Seit Jahren sind Näherei, Druckerei, Kerzengießerei, Werkstatt und Schulungsräume in gemieteten, viel zu engen und nicht barrierefreien Gebäuden untergebracht. Deshalb will die Organisation ein neues, großzügigeres und vor allem barrierefreies Haus errichten. Der Kauf des 2500 Quadratmeter großen Grundstücks in Miercurea Ciuc schlug mit 80 000 Euro zu Buche. Insgesamt werden für den Bau 500 000 Euro benötigt – ein Betrag, den Handicap nicht alleine stemmen kann. Von staatlicher Seite gibt es nur minimale Zuschüsse. Deshalb ist man auf Unterstützung angewiesen. Die Rumänienhilfe Karl leitet auch für diesen Zweck Spenden weiter.