Vor zehn Jahren eröffnete das Museum Barockscheune in Volkach. Die engagierten Helfer zeigen jetzt ihre Lieblingsstücke.
Das alte Salbuch des Stadtschreibers Niklas Brobst aus dem Jahre 1504 hat es Inge Winkelmann besonders angetan. Die 69-jährige Volkacherin ist ein wahrer Fan des illustrierten Stadtrechts aus dem Mittelalter. Kein Wunder also, dass Winkelmann das Salbuch als ihren persönlichen Favoriten zur Eröffnung der Museumssaison ausgewählt hat.
Das Museum Barockscheune in der Weinstraße, in dem das Salbuch zu bewundern ist, besteht seit zehn Jahren. Winkelmann ist als Heimatvereinsmitglied und Helferin von Anfang an dabei. Zur Geburtstagsfeier, bei der die ehrenamtlichen Museumshelfer ihre Lieblingsexponate vorstellten, kamen am Sonntag Bürgermeister, Stadträte und viele Gäste.
"Mein Favorit" lautet der Titel der Sonderausstellung, die vor allem die Museumshelfer in den Vordergrund stellt. Der Betrieb eines Museums wäre ohne engagierte freiwillige Kräfte kaum denkbar. Das weiß auch Inge Winkelmann. Sie will ihren Teil dazu beitragen, dass die Stadt finanziellen Aufwand erspart. "Wenn nicht so viele Helfer da wären, dann wäre das für die Stadt nicht bezahlbar", sagt die Mutter von vier erwachsenen Söhnen.
Ein Schmuckkästchen Das Museum Barockscheune gleicht nach ihrer Ansicht einem Schmuckkästchen, das die kulturellen, geschichtlichen und kunsthistorischen Schätze der Region beherbergt und für die Nachwelt an einem sicheren Ort aufbewahrt. "Eine Landschaft, eine Stadt und ein Museum" lautete das Motto bei der Einweihung der "Schatztruhe" vor zehn Jahren. Das Kulturbüro FranKonzept aus Würzburg war fünf Jahre lang mit der Konzeption des Museums betraut. Ziel war es damals und ist es heute, einen Blick über den "Tellerrand" des Maintals zu werfen, sich kritisch mit der örtlichen Vergangenheit auseinander zu setzen und die Ausstellungsinhalte so aufbereiten, dass sie jedem Museumsbesucher interessante Einblicke in die Geschichte erlauben.
Die Stadt Volkach und der örtliche Heimatverein schufen durch den Umbau einer Scheune die Voraussetzungen für eine museale Präsentation der Stadt, der Landschaft, der Kultur und der Geschichte. Die Museumsscheune aus dem Jahr 1714 hat ein unverputztes Muschelkalkmauerwerk und ein außergewöhnliches Walmdach.
Nett und persönlich Inge Winkelmann, die seit über 20 Jahren auch als Gästeführerin in der Weinstadt unterwegs ist, liebt die mit reichlich Ironie gespickten Sprüche von Niklas Brobst. So bezeichnet der Stadtschreiber den Metzger der Stadt in einer Randbemerkung als "Peter Ochs". "Der hieß natürlich damals nicht so", sagt Winkelmann und lacht. Nett und persönlich findet sie dadurch die eigentlich trockene Stadtrechtsmaterie. Ihr fundiertes Wissen aus dem Salbuch samt lustiger Bemerkungen gibt sie gerne an die Besucher der Stadt weiter.
Der Vorsitzende des Heimatvereins Herbert Meyer sieht wie Winkelmann das Salbuch als das "Allerheiligste" in dem Gebäude in der Weinstraße. Die umfangreiche Handschrift mit 521 Seiten ist mit zahlreichen farbigen Zeichnungen illustriert. Das kostbare Buch liegt als Kopie in einem eigenen Raum aus. Sein Inhalt wird in einer Multimediaschau vorgestellt.
Willkommene Abwechslung Der Kontakt zu den Gästen ist für Winkelmann wie auch alle anderen Museumshelfer eine willkommene Abwechslung zum normalen Alltag. "Man kommt mit den Leuten immer nett ins Gespräch", erzählt Robert Braun und ist glücklich in seiner Museumshelfer-Rolle. Er hat sich den "Rebstock" als Favoriten ausgesucht. Das Lieblingsstück von Helferin Christa Volk, die in der Weinstadt als Gästeführerin mit dem "Geschichtswägele" unterwegs ist, ist der Kinderpfad im Museum.
Als Kernaufgaben des Museums Barockscheune sieht eine der Initiatoren, Stadtarchivarin Ute Feuerbach, das "Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln". Im Mittelpunkt der Sonderausstellung stehe die individuelle sinnliche Wahrnehmung der Barockscheune durch die Museumshelfer. "Wenn schon sinnlich, dann bis ins Detail." Ihr Lob an die eifrigen Helfer: "Ohne ihr Engagement wäre die Betreibung des Stadtmuseums gar nicht möglich."
Fester Bestandteil des Museums sind Helfer wie Inge Winkelmann. Die Rentnerin engagiert sich nicht nur im Heimatverein als Schriftführerin, sondern verrichtet pro Jahr unzählige Stunden Dienst in Volkachs historischem Wohnzimmer. Ihre Tätigkeit sieht sie als persönliche Bereicherung: "Mein Wissensschatz über die Historie und Kunstgeschichte Frankens und darüber hinaus wird dadurch immer größer." Dies und das positive Feedback von den Gästen sind für sie die Gründe, um sich auch in Zukunft in der Barockscheune zu engagieren.