Im Volkacher Gremium kann keiner die Kommentare der BL-Stadträtin zum städtischen Vorgehen beim Hochwasser nachvollziehen. Marco Maiberger: "Ich muss meine Leute vor Ihnen schützen."
"Es ist eine Schande hoch drei und eine bodenlose Frechheit, wie Sie sich im Internet äußern." Karlheinz Bernard (CSU) übte am Montag im Stadtrat heftige Kritik an seiner Ratskollegin Ingrid Dusolt (BL). Die Stadträtin der Bürgerliste hatte auf dem Online-Portal einer Tageszeitung das städtische Handeln beim jüngsten Hochwasser äußerst kritisch beäugt.
"Verkehrskonzept für Volkach? fehlt völlig. Krisenmanagement bei Hochwasser? gibt es nicht. Planloses Agieren - die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut. Es wird Zeit, dass sich das endlich ändert." So äußerte sich Dusolt öffentlich im Internet und zog mit ihrem verbalen Rundumschlag den Zorn des gesamten Stadtrats auf sich.
"Sie nehmen das Hochwasser, um Stimmung gegen die Stadt zu machen", warf Bürgermeister Peter Kornell (FWG) Dusolt vor. Er verstehe zwar, dass Dusolt den Wahlkampf für die nächsten Kommunalwahlen bereits eingeläutet habe, doch ihre "falschen Behauptungen" seien eine Unverschämtheit.
In seinem Resümee zur Hochwassersituation meinte das Stadtoberhaupt, dass man sogar ohne blaues Auge davon gekommen sei. "Das war ein Hochwasserle und keine Katastrophe bei uns."
Pech habe man mit dem Umstand gehabt, dass ausgerechnet im betroffenen Zeitraum gleichzeitig drei Staatsstraßen rund um Volkach gesperrt waren. Die Folgen der Sperrungen der Ortsdurchfahrt in Gaibach sowie der Staatsstraßen nach Eichfeld und hoch zur Vogelsburg seien durch die Überschwemmungen verschlimmert worden. Einige Autofahrer hätten die Hochwasserwarnungen ignoriert, hätten unerlaubterweise die Weinbergswege genutzt oder seien gar in die abgesperrten Überflutungsbereiche hinein gefahren. "Wir sind froh, dass die Straßen bei uns gemacht werden. Leider lässt sich nicht alles miteinander koordinieren", so Kornell.
Vorwürfe, die Stadt würde ihre Straßen nicht hochwasserfrei bauen, wies der Bürgermeister zurück. Sowohl die Umgehungsstraße am neuen Einkaufszentrum als auch der Kreisel am Neubaugebiet "An der Schaubmühle" hätten aus wasserschutzrechtlichen Gründen nicht höher angelegt werden dürfen. "Sonst würden die Straßen den Rückfluss des Mains und des Volkach-Bachs verhindern und es würden Wassersäcke zurückbleiben."
Dusolts Vorwurf, es gäbe kein Krisenmanagement, wies Kornell scharf zurück. Es hätten zwei Krisenstabbesprechungen stattgefunden. Kornells Fazit: "Es hat alles gut funktioniert."
Tourismuschef Marco Maiberger platzte angesichts der Dusoltschen Behauptungen der Kragen: "Ich muss meine Leute vor Ihnen schützen. Unsere Mitarbeiter haben super gearbeitet." Er selbst sei das gesamte Wochenende wegen des Hochwassers im Einsatz gewesen. Die Gäste seien im Internet über die Hochwassersituation informiert worden.
Unverständnis über Dusolts Angriffe drückten auch die Verantwortlichen der Feuerwehr aus. "Gegenüber Passau und Deggendorf war die Lage bei uns entspannt", erinnerte Udo Gebert (FWG). Ortssprecher Michael Sauer (Köhler) meinte als betroffener Kommandant: "Wir haben im Krisenstab wieder sehr gut zusammengearbeitet. Es hat alles funktioniert." Sein Dank ging an die Mitarbeiter der Stadt.
Kaum ein Stadtrat konnte nun noch seine Meinung zurückhalten, die Worte wurden immer deutlicher. Ex-Kreisbrandmeister Franz Heilmann reagierte zornig: "Das ist unterste Schublade, Frau Dusolt." Heiko Bäuerlein (CSU) schimpfte: "Es kotzt mich an, wenn Frau Dusolt dem Bürger rüberbringt, in Volkach sei alles Scheiße." Alle Versuche, Volkach in einem guten Licht darzustellen, mache Dusolt mit einem Schlag zunichte, so der Fraktionssprecher der CSU. "Ihr Kommentar ist destruktiv", wandte sich Peter Haupt (FWG) an die Kritikerin. Herbert Römmelt (FWG) gab der BL-Vertreterin mit auf den Weg: "Stadträte haben die Aufgabe, in Krisensituationen wie Hochwasser beruhigend auf die Menschen einzuwirken."
Ingrid Dusolt versuchte ihre Ratsmitglieder davon zu überzeugen, dass nach jedem Hochwasserereignis eine konstruktive Manöverkritik zwingend notwendig sei, um Verbesserungen für das nächste Hochwasser aufzuzeigen. Weil ihre Ratskollegen nichts Konstruktives an ihrer Kritik entdecken konnten, hörte ihr in der Ratsrunde kaum noch jemand zu.
2. Bürgermeister Reinhold Reichl (CSU) sprach nach einer hitzigen Debatte das Schlusswort und wandte sich an Dusolt: "Ich bin seit 29 Jahren im Stadtrat und habe noch nie ein Ratsmitglied wie Sie erlebt." Gleichzeitig ermahnte er seine Kollegin: "Was Sie betreiben ist destruktive Kritik. Sie haben einen Eid geschworen, konstruktiv für die Stadt Volkach und ihre Bürger zu arbeiten."