Haus völlig abgebrannt
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 02. Mai 2018
Helga Meier kann noch lächeln und das, obwohl das direkt angrenzende Nachbarhaus lichterloh in Flammen stand.
Helga Meier kann noch lächeln. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht. Sie hat kaum ein Auge zugetan in dieser Nacht auf den 2. Mai. Wie auch: Das direkt angrenzende Nachbarhaus stand lichterloh in Flammen.
Es ist der 1. Mai, kurz nach 23 Uhr. In der Saarlandstraße in der Kitzinger Siedlung ist es ruhig. Die meisten Anlieger schlafen schon, als ein lauter Knall zu hören ist. „Keine Ahnung, was das war“, sagt Helga Meier am nächsten Vormittag.
Eine schlaflose Nacht
Schlafen kann sie jedenfalls nicht mehr. Sie steckt den Kopf zum Fenster raus und sieht dicken Rauch aus den Fenstern im Dachgeschoss nebenan hervorquellen. Wenig später sind schon die ersten Sirenen zu hören. Die Sanitäter kommen als Erste, kurz darauf die Feuerwehren aus Kitzingen und Sickershausen. Danach ist nichts mehr, wie es war.
Flammen schlugen aus dem Dach
„Bereits während der ersten Notrufmeldungen bei Feuerwehr und Polizei schlugen die Flammen aus den Fenstern im Dachgeschoss“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Trotz des schnellen Eintreffens der sofort alarmierten Feuerwehren sei ein Vollbrand des Hauses nicht zu verhindern gewesen. Tatsächlich: Die Dachgeschosswohnung am hinteren Ende der Saarlandstraße ist voll abgebrannt und definitiv unbewohnbar. Wo einst die Fenster waren, klaffen schwarze Löcher. Dahinter ist die Verwüstung zu erahnen. Etliche Dachziegel liegen im Vorgarten oder sind ebenfalls verkohlt. Im Dach große Lücken.
Im Erdgeschoss sind die Jalousien heruntergezogen worden. Helga Meier weiß, wie es dort ausschaut: „Alles unter Wasser“, sagt sie. Wie bei ihr. Kein Wunder: Die Feuerwehrleute haben auch von ihrer Seite aus löschen müssen. „Wir waren bis etwa 1 Uhr am Löschen“, sagt Matthias Gernert von der Kitzinger Feuerwehr. Vier bis fünf Kollegen haben mögliche Brand- und Glutnester bis in die Morgenstunden hinein beobachtet. Erst gegen 8 Uhr sind die letzten Einsatzkräfte heimgekehrt. Fast 50 Einsatzkräfte waren die halbe Nacht vor Ort – etwa 20 aus Sickershausen und 30 aus der Großen Kreisstadt. Das Bayerische Rote Kreuz war mit 17 Rettungskräften in der Siedlung, unter anderem mit der Schnelleinsatzgruppe Verpflegung und zwei Rettungsfahrzeugen. „Das war schon ein größerer Einsatz“, schätzt Gernert das Geschehen am Tag darauf ein. Ein komplettes Dachgeschoss ist abgebrannt – trotz des schnellen Eingreifens der Floriansjünger.
Trotz Unglücks gute Nachricht
Bei all dem Unglück gibt es auch eine gute Nachricht: Alle Bewohner blieben unverletzt. Sie konnten sich rechtzeitig aus dem Haus retten, fanden in der Nacht Unterschlupf bei Freunden und Verwandten oder – in einem Fall – sogar im Hotel. „Das ist schon ungewöhnlich“, meint Polizeisprecher Enrico Ball. Dass ein Hotelbesitzer mitten in der Nacht so reagiert, komme nicht alle Tage vor. Goverdhan Gopal lächelt angesichts dieses Lobes und zuckt mit den Schultern. Wie hätte er – beziehungsweise sein Sohn, der an diesem Abend Dienst hatte – auch sonst reagieren sollen. Die Polizei hatte angerufen und gefragt, ob ein Zimmer frei sei und der Pächter des Fränkischen Hofes hat gleich zugesagt. Der Bewohner der total verwüsteten Dachgeschosswohnung kam bei ihm unter, erhielt am nächsten Vormittag ein Frühstück und war gegen 9 Uhr schon wieder auf dem Weg.
Helga Meier stand da auf dem Gehsteig und schaute sich die Verwüstung an. „Wir haben unser Haus vor kurzem erst renoviert“, sagt sie und deutet auf die rote Fassade.