Druckartikel: Hadwiger staunt über Maos Erben und Trump

Hadwiger staunt über Maos Erben und Trump


Autor: Norbert Hohler

Iphofen, Freitag, 20. Januar 2017

Beim Neujahrsempfang der Freien Wähler nahm der Festredner die Gäste mit auf eine Zeitreise. Wohin die führte, wer den Zins als Wurzel allen Übels bezeichnete:
Gute Stimmung beim Neujahrsempfang der Freien Wähler in Iphofen verbreitete die Lehrerband „Lachschaft“. Gut lachen hatten vor dem gemütlichen Teil des Empfangs auch (von links) der Ehrenvorsitzende Walter Hahn, Festredner Hermann Hadwiger, Landrätin Tamara Bischof, der Landtagsabgeordnete Hans Jürgen Fahn, der Kreisvorsitzende Paul Streng und der Iphöfer Bürgermeister Josef Mend.


Diashows:

FW-Neujahrsempfang
FW-Neujahrsempfang
FW-Neujahrsempfang

Beim Neujahrsempfang der Freien Wähler in Iphofen nahm Festredner Hermann Hadwiger die zahlreichen Gäste in der Karl-Knauf-Halle mit auf eine Zeitreise. „Bei der Vorbereitung auf diesen Abend ist mir ein Artikel des Bund Naturschutz von 1984 in die Hände gefallen, wonach der der Zins die Wurzel allen Übels sei“, erzählte der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mainfranken.

7,7 Prozent habe seinerzeit der Zins für eine Pfandanleihe betragen, 0,6 sind es im Moment, 0,1 waren es am Tiefpunkt. „Mit solchen Zinsen ist eine kapitalgedeckte Altersvorsorge nicht möglich“. Hadwigers Rechenmodell: Aus 10 000 Euro Kapital würden in 40 Jahren bei fünf Prozent Zins 70 000 Euro, bei einem Prozent 14 000. „Damit sähe es für den kleinen Mann ziemlich bitter aus.“

Nichts Trockenes verdient

Es gelingt dem Großlangheimer, die Zuhörer bei seiner Festrede zum Thema „Niedrigzinsphase“ zu packen. „Sie haben heute nichts Trockenes verdient. Und lediglich eine halbe Stunde über Draghi zu schimpfen, wäre, fränkisch gesagt, dragisch.“

Die Lacher hat der Finanzexperte mit 48 Jahren Berufserfahrung auch auf seiner Seite, als seine Zeitreise in die 1968er Jahre zurückführte: Als noch erbittert über Kapitalismus und Kommunismus gestritten wurde. „Wer hätte sich zu Lebzeiten Maos vorstellen können, dass sein heutiger Nachfolger den freien Welthandel fordert. Und gleichzeitig der neue amerikanische Präsident Einfuhrzölle androht, auf Abschottung setzt.“

Pizza verkaufen?

Verkehrte Welt – auch beim Strafzins (0,4 Prozent) für nicht ausgegebene Kundeneinlagen. „Damit bestraft man die Geldhäuser, die seit der Finanzkrise mehr denn je das Vertrauen der Bevölkerung genießen“. Es tue ihm weh, Filialen zu schließen, die er vor 30 Jahren teilweise selbst eröffnet hat. „Aber es geht nicht anders“, ruft er den Kritikern zu. Es sei zynisch zu sagen: Ja dann ändert halt euer Geschäftsmodell. „Sollen wir etwa Pizza verkaufen?“ Was Geldhäuser dürfen, sei gesetzlich eng und eindeutig geregelt.

Sparen empfiehlt Hadwiger, der im Oktober in Rente geht, auch jetzt in der Niedrigzinsphase. „Ein eigenes Haus ist immer noch die beste Altersvorsorge. Und dafür braucht man Eigenkapital“. Was darüber hinaus gut sei, könne er in drei Worten sagen: „Streuen, streuen, streuen.“

Schräge Texte

Tosender Beifall zum Ende der launigen Lehrstunde, die sogleich musikalisch von der „Lachschaft“ fortgeführt wird, einem Gesangs-Quartett mit Lehrern der Realschulen Kitzingen, Dettelbach und Volkach. Mit ihren herrlich schrägen Texten über den Schulalltag reißen sie das Publikum zum Beifallsstürmen hin, bisweilen quiekt gar jemand vor Vergnügen. „Wir sind bloß Lehrer, keine Künstler“, untertreibt Pianist Uwe Ungerer schamlos und erklärt, warum die Vier trotz wiederholter Einladung nie bei der CSU auftreten würden. „Das ist eine Partei, die Freien Wähler ausdrücklich nicht.“

Während Hadwiger sein „Honorar“ in fränkischer Währung überreicht bekommt, sind die Bocksbeutel für die „Lachschaft“ irgendwo verschütt gegangen. „Das sind wir gewohnt“, scherzt Ungerer, und aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

Streberin Helene

Zur Begrüßung hatte Kreisvorsitzender Paul Streng die Erfolge der Freien Wähler herausgestrichen und die Integration der aktuell 766 Asylbewerber zur „wichtigsten Aufgabe“ erklärt. „Und weil die Lachschaft aus Lehrern besteht, werden Sie am Ende abgefragt.“ Das jedoch fiel aus, weil „Streberin Helene“ irgendwie keine Zeit hatte. „Chancenlos, nix gemacht, hab' gezockt die ganze Nacht“: Mit Helene Fischers „Atemlos“ leitete die Lachschaft stattdessen zum Plaudern im Foyer über.