Grüne und Unternehmen wollen die Bahnstrecke
Autor: Gerhard Bauer
Kitzingen, Montag, 25. Juli 2016
Die Grünen wollen nach wie vor die Bahn von Kitzingen nach Schweinfurt erhalten und auch reaktivieren. Auch Gewerbepark-Betreiber Markus Blum lässt nicht locker.
Nach Treffen in Gerolzhofen und Wiesentheid luden Bündnis90/Die Grünen auch in Kitzingen zu einer Informationsveranstaltung zur Bahnstrecke Kitzingen-Gerolzhofen-Schweinfurt ein. Mehr als 20 Teilnehmer bekundeten ihr Interesse, darunter der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel, Landtagsabgeordneter Markus Ganserer und Unternehmer Markus Blum.
Als Mitglied des Kreistages Schweinfurt und Stadtrat in Gerolzhofen gab Thomas Vizl zu verstehen, dass er zusammen mit den übrigen Befürwortern nicht ruhen wolle, bis die noch bestehende, derzeit aber stillgelegte Bahnstrecke reaktiviert ist. Er zog einen Vergleich mit der Saaletalbahn, die einst von Stilllegung bedroht nach Modernisierung eine Erfolgsgeschichte schreibe. Vizl unterstrich, dass sich die stillgelegte Strecke nach Schweinfurt derzeit zwar in optisch schlechtem Zustand präsentiere, nicht aber entwidmet sei. Er hielt der Deutschen Bahn und dem Freistaat gleichermaßen vor, Verträge mit dem bisherigen Infrastrukturbetreiber Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) „sträflich vernachlässigt“ zu haben. Es sei vereinbart gewesen, dass die Trasse in ähnlich gutem Zustand zurückgegeben wird wie sie übernommen wurde. Stattdessen sei der Zustand streckenweise mit erbärmlich zu beschreiben.
Die Vision der Befürworter gipfelt in der Vorstellung, den Güterverkehr wieder zu beleben, um damit Staats- und Kreisstraßen spürbar zu entlasten und – später – auch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einschließlich Touristik-Verkehr wieder aufleben zu lassen.
Freistaat in der Pflicht
Bei einer Wiederaufnahme des ÖPNV stehe Bayern in der Pflicht und nicht – wie mehrfach kolportiert – die Kommunen. Eine Reisegeschwindigkeit von 20 km/h sei illusorisch, 60 km/h jedoch technisch machbar.
Die Befürworter befinden sich im Einklang mit dem Unternehmer Markus Blum, der Betreiber des Gewerbeparks coneKT. Er listete auf, dass die DRE weder der Unterhaltspflicht nachgekommen sei noch die vorgeschriebenen Brückenprüfungen durchführte. „Es wurde einfach nichts gemacht“, verwies er auf den Pachtvertrag, in dem der betriebsfähige Zustand vereinbart wurde. Er wolle nach wie vor die Strecke zu einem angemessenen Preis kaufen und kostendeckend betreiben, die aus der Untätigkeit entstandenen Schäden aber nicht übernehmen. Daher habe er auch Klage eingereicht.
Blum verwies auf das Landesentwicklungsprogramm, das Streckenerhalte und Vermeiden von Stilllegungen vorsehe. Er rechne mit der Ansiedelung einer Biomasseanlage, für die geschreddertes Holz anzuliefern sei sowie ein Betonfertigteilwerk, das von der Bahnstrecke profitieren werde.
MdB Matthias Gastel zeigte sich begeistert von den Lösungsansätzen mit dem Umweltgedanken im Mittelpunkt. Viele andere Beispiele reaktivierter Strecken hätten zunächst ähnlich trostlos ausgesehen, hätten dann aber „eingeschlagen“.