Glos: Bruch zwischen CDU und CSU wäre katastrophal

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Michael Glos warnt CDU und CSU vor dem Bruch der Fraktionsgemeinschaft im Bundestag.
Foto: Ralf Dieter

Michael Glos war dabei, als die CSU vor 42 Jahren die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU aufkündigte. Er erklärt, warum die Gegenargumente von damals auch heute gelten.

Michael Glos war gerade als Neuling in den Bundestag gewählt worden, als CSU-Chef Franz Josef Strauß im November 1976 überraschend die seit Gründung der Bundesrepublik bewährte Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU aufkündigte. Einen Monat und viele heftige Wortgefechte mit der von Helmut Kohl geführten Schwesterpartei dauerte es, bis Strauß wieder zum Rückzug blies. „Eine richtige Entscheidung“, so Glos.

Die Gegenargumente von damals seien auch heute noch richtig, sagt Glos im Gespräch mit dieser Redaktion. „Die Stammwähler von CDU und CSU würden eine Trennung nicht verstehen.“ Der gegenwärtige Streit sei „katastrophal für die Union“, er schade am Ende beiden Schwesterparteien, erklärt Glos, der bis 2013 Mitglied des Bundestags war. Von 1993 bis 2005, so lange wie kein anderer, war der heute 73-Jährige Chef der CSU-Landesgruppe, von 2005 bis 2009 war er Bundeswirtschaftsminister im ersten Kabinett von Angela Merkel.

„Am Ende gibt es nur Verlierer“, so Politstratege Glos. Er sieht den Grund für den aktuellen Konflikt vor allem im zerrütteten persönlichen Verhältnis zwischen der Kanzlerin und Horst Seehofer. „Die beiden können nicht miteinander.“ Der Prichsenstädter ist selbst bekanntlich kein Freund des CSU-Chefs, gleichzeitig sieht er die Flüchtlingspolitik Merkels durchaus kritisch.

„CDU und CSU sind Schwesterparteien und keine Rivalen“

Die Meinungsverschiedenheiten in der Frage der Grenzkontrollen sind für Glos jedenfalls kein Grund, die Unionsgemeinschaft und die Regierung zu gefährden. Auch er habe nach den langwierigen Koalitionsverhandlungen eher damit gerechnet, dass die SPD die Verbindung eines Tages scheitern lassen könnte. Dass es die eigenen Leute sind, habe er nicht für möglich gehalten. „CDU und CSU sind Schwesterparteien und keine Rivalen.“

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Vor Glos hatten sich bereits andere ehemalige CSU-Größen wie Theo Waigel, Alois Glück oder auch der Unterfranke Eberhard Sinner (Lohr) sehr kritisch zum gegenwärtigen Konfrontationskurs der CSU-Führung gegen die Bundeskanzlerin geäußert.

  • Soll Merkel bleiben? Ein Pro und Kontra

Auf dem Höhepunkt des Machtkampfs zwischen Strauß und Kohl 1976 habe die CDU bereits eine Immobilie in der Münchner Innenstadt für einen CDU-Landesverband Bayern angemietet, erinnert sich Michael Glos. Ob sich die Geschichte heuer wiederholt? „Ich setze noch auf die Vernunft der Beteiligten“, so der 73-Jährige. Angela Merkel, so glaubt er, werde vom EU-Gipfel in Brüssel Ergebnisse mitbringen, die Seehofer und die CSU am Ende doch mittragen.