Gerd Bock verlässt Vorstand der Kitzinger Ruderer

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Aus fünf mach vier: Nach dem Rücktritt von Gerd Bock wurden Richard und Guido Böhm, Simone Günther und Dieter von der Kall im geschäftsführenden Vorstand mit großer Zustimmung wiedergewählt. Jetzt will das Team die Jugend ins Boot holen. Fotos: Tom Müller
Aus fünf mach vier: Nach dem Rücktritt von Gerd Bock wurden Richard und Guido Böhm, Simone Günther und Dieter von der Kall im geschäftsführenden Vorstand mit großer Zustimmung wiedergewählt. Jetzt will das Team die Jugend ins Boot holen. Fotos: Tom Müller
24 Jahre im Vorstand, jetzt war Schluss. Den Dank des Vorsitzenden Dieter von der Kall nahm Gerd Bock gerne entgegen.
24 Jahre im Vorstand, jetzt war Schluss. Den Dank des Vorsitzenden Dieter von der Kall nahm Gerd Bock gerne entgegen.
 

Der Kitzinger Ruderverein geht mit dem alten und neuen Vorstand verstärkt auf die Jugend zu. Einer ist allerdings nicht mehr dabei: Gerd Bock verlässt den Vorstand, aber nicht den Verein.

Es hätte eigentlich eine ganz normale Jahreshauptversammlung werden können am Freitagabend. Der Vorstand hat das Vertrauen der rund 240 Vereinsmitglieder und würde wiedergewählt werden. Die einen oder anderen Neuerungen würden verabschiedet werden. Dann sitzt man gemütlich zusammen und fachsimpelt über die neue Saison.

Es kam anders. Und das lag an einem, der den Kitzinger Ruderverein über 24 Jahre hinweg im Vorstand durch manche Wellentäler, aber auch über viele Höhen begleitet hatte. Er steht für etliche sportliche Erfolge, die den Verein international bekannt gemacht haben. Gerd Bock stellte sich nicht mehr zur Wahl für den Sport-Vorsitz. Das Amt hätte er wie nahezu alle seine vier Kollegen im geschäftsführenden Vorstand mit der vollen Zustimmung der Vereinsmitglieder weiterführen können. Er entschied sich anders. "Ich denke, es ist jetzt an der Zeit einen Schnitt zu ziehen", sagt Bock nach reiflicher Überlegung. "Ich brauche eine emotionale Distanz."

Zufall oder nicht, es scheint so, als ginge eine Ära zu Ende, als verabschiede sich eine Familiendynastie. Auch Florian Bock, bis dato Ressortleiter für den Bereich "Wettkampfsport", stellte sich nämlich nicht mehr zur Wiederwahl. Moritz Bock, der für die größten sportlichen Erfolge der jüngsten Vergangenheit im Verein gesorgt hatte, war im vergangenen Jahr bereits zum Studium weggezogen. Bleibt noch Karin Bock, die das Ruder der Familie hoch halten wird.

Familiäre Gründe

Was jetzt nach einer familiär abgesprochenen Entscheidung klingt, die womöglich nach manchem Ärger im Verein getroffen wurde, wird von den Beteiligten kategorisch dementiert. "Ich bleibe dem Verein als Übungsleiter sehr gerne erhalten", versichert Gerd Bock. Und auch Florian Bock führt familiäre Überlegungen zur Begründung seines Schritts an: "Wir wollen unsere Familie in Kürze vergrößern, da kann ich nicht mehr viermal pro Woche, etliche Wochenenden und die Hälfte der Ferien für den Verein da sein."

Von den Mitgliedern erntete er damit Verständnis. Und jedem wurde bewusst, wie hoch ein ehrenamtliches Engagement in dieser Liga sein kann. "Wo steht aber", schob Gerd Bock ein, "dass das Ehrenamt keinen Spaß machen darf?" Um dies zu unterstreichen, ließ er seine 24 Reden, die er zu den Jahreshauptversammlungen gehalten hatte, Revue passieren und zog damit eine beeindruckende Bilanz über Erfolge im Breiten- und im Spitzensport. Im Rückblick traf er aber auch eine Erkenntnis, die sich wie ein roter Faden durch den Abend und durch viele Berichte diverser Ressortleiter zog.

In all den Jahren, in denen Gerd Bock den Sport-Vorsitz inne hatte, gab es nämlich immer wieder Phasen, in denen nur eine ganz kleine Trainingsmannschaft für den Spitzensport aufs Wasser ging. Die Parallele zum aktuellen Zustand war frappierend. Nach dem Wegzug von Lena Bieber und Moritz Bock vertreten nur noch Christian Benz und Gerhard Hoffmann den Verein im Leistungssport.

Jugend im Fokus

Somit rückte die Nachwuchsarbeit des Vereins in den Mittelpunkt. "Wir müssen Kinder und Jugendliche zum Leistungssport hinführen", betonte der wiedergewählte Vorsitzende Dieter von der Kall. Dass dies keine leichte Arbeit sein würde, daran ließ von der Kall keinen Zweifel. Die Schule und eine insgesamt sinkende Bereitschaft, sich mit Herz und Seele einem sportlichen Ziel zu widmen, gefährde die Nachwuchsarbeit nahezu aller Sportvereine. So versucht der Vorstand aktiv, das Steuerrad herumzureißen. Ein neues Amt wurde prompt im Verein geschaffen. Sebastian Schemm wurde mit großer Zustimmung zum neuen Jugendleiter gewählt. Ihm zur Seite steht eine Jugendgruppe, der seitens der Vereinsführung freie Hand für individuelle Entscheidungen gegeben wurde.

Aktive Unterstützung kommt auch von der Ressortleiterin für den Bereich "Jugendsport", Helga Staudt-Bieber. Sie fordert zudem eine finanzielle Entlohnung derjenigen Übungsleiter, die diese Position parallel zu ihrer Ausbildung, zu Schule oder Studium ausüben. Außerdem rief sie zur Unterstützung der Kinder und Jugendlichen vom Land aus auf. "Für die Jugend ist extrem wichtig", betonte sie, "dass am Ufer Zuschauer stehen, die die sportlichen Anstrengungen zur Kenntnis nehmen und diese honorieren". Staudt-Bieber versicherte abschließend, das seit 1994 betriebene Schulrudern und die Verflechtung insbesondere der Realschule mit dem Verein weiter ausbauen zu wollen.

Vorstand bestätigt

Weitere Tagesordnungspunkte schienen vor diesen Themen eher in den Hintergrund zu rücken. Die Wahl des Vorstandes war reine Formsache. Neben Dieter von der Kall als 1. Vorsitzenden wurden auch Simone Günther (Vorsitz "Wirtschaft und Gesellschaft"), Guido Böhm (Vorsitz "Finanzen") und Richard Böhm (Vorsitz "Verwaltung") sowie sämtliche Ressortleiter wiedergewählt. Die frei gewordenen Posten von Gerd und Florian Bock bleiben vorerst unbesetzt. "Mal sehen, wer sich aus der Jugend berufen fühlt, Verantwortung zu übernehmen und sich in einer solchen Position einzubringen", ließ Dieter von der Kall durchblicken. "Unsere Unterstützung wird er haben." Und so endete eine Versammlung mit großer Hoffnung auf die Jugend. Die muss den Ball beziehungsweise das Ruder nun aufnehmen.