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„G'scheit blöd“: Fränkisch zum Genießen


Autor: Andreas Stöckinger

Geiselwind, Sonntag, 06. November 2016

Drei Mundartdichter auf einer Drei-Franken-Rallye. Die gab's am Samstagabend. Einer der drei Poeten beschrieb das Ereignis passend: „Des hätt mer nit denkt.“
Herzhaft lachen über Franken mit Franken bot die Drei-Franken-Rallye am Samstagabend. In Geiselwind machten Wolfgang Reichmann (im Bild), Fritz Stiegler und Wilhelm Wolpert abwechselnd Station.


Eine Rallye ist laut Lexikon ein Rennen mit mehreren Etappen. Aber auch eine Zusammenkunft. Was die bekannten Mundartdichter Wolfgang Reichmann (Bamberg), Fritz Stiegler (Cadolzburg) sowie Altmeister Wilhelm Wolpert (Haßfurt) bei der erstmals gebotenen Drei-Franken-(Mundart-) Rallye lieferten, das war schlicht und einfach Fränkisch zum Genießen.

Ein Trio mit Frankenwürfel

Die Drei, nicht umsonst bereits mit dem Frankenwürfel dekoriert, verschafften dem Publikum im Wechsel an drei Veranstaltungsorten einen kurzweiligen und richtig lustigen Abend.

Aus allen drei fränkischen Regierungsbezirken stammten die Mundart-Virtuosen. Zwischen Burghaslach (Mittelfranken), Heuchelheim (Oberfranken) und eben Geiselwind (Unterfranken) wechselte das Trio. Jeweils knapp 40 Minuten lang blieben Reichmann, Stiegler und Wolpert zum Vortragen ihrer köstlichen Geschichten und Anekdoten, dann folgte der Wechsel.

Gedanken über die Welt und die Franken

Die Themen der Vortragenden blieben vielseitig. Oder wie es Wolfgang Reichmann ausdrückte: „Ich mach mer halt so meine Gedanken über die Welt und die Franken.“

Das Besondere des Abends lag eben in der Abwechslung, im jeweils unterschiedlichen Programm. In Geiselwind startete die Rallye mit dem Cadolzburger Fritz Stiegler. Der 54-jährige Landwirt wusste zum Beispiel die fränkischen Steigerungen, etwa von schlecht zu gut. Von „gar nix, nix gscheits, geht scho, passd scho'“, über „schee, gescheit schee“, bis zum größten Lob: „Des hätt mer nit denkt“.

„Etz halt dei Maul!“

Herrlich auch seine Entrüstungen, wo er zeigte, dass der Franke nicht so leicht aus der Fassung zu bringen ist: „Bei 'eieieiei', da wird der Franke sogar musikalisch“, stellte Stiegler fest und ließ es prompt im Saal ausprobieren. Die höchste Stufe der Entrüstung ist übrigens: „'Etz halt dei Maul!“, erfuhren die Zuhörer. Das schönste Wort für Stiegler ist „so“, das zwar nur aus zwei Buchstaben bestehe, aber enorm viel ausdrücken könne, wie er verdeutlichte. Dazu garnierte der Mittelfranke seinen Vortrag mit herrlichen Geschichten aus seinem Alltag.

Ihm folgte mit dem Bamberger Wolfgang Reichmann einer, dessen Stimme viele aus der Radio-Sendung „Heute im Stadion“ kennen. Er gab mehr den Entertainer, der mit seinen kurzen und knackigen Versen den Saal so richtig auf Touren brachte. Reichmanns spontane Art, das Spielen mit den etwa 120 Zuschauern im Lamm-Saal, kam bestens an.

Dazu nahm er nicht nur seine Bamberger und die vielen Touristen auf die Schippe. Der Hauptschullehrer lieferte Beispiele zur kurzen, prägnanten fränkischen Sprache, etwa beim fränkischen Flirt. „Er: Und wie? Sie: Wieso net?“, und schon waren sie zusammen.

Reichmann ging auf das Pessimistische, aber auch auf die Gegensätze ein, die der Franke gerne in einem Ausdruck verwendet. „Komm, hau ab“, oder „Du bist fei g'scheit blöd.“

Köstliches in Kurzform

Der dritte Vortragende war mit Wilhelm Wolpert der Altmeister des Fränkischen, Autor von bereits zahlreichen Büchern und Initiator der „Mundart-Rallye.“ Wolperts hintersinnige Kurzgeschichten und Verse hatten es in sich. Nicht nur „flotte Mottn“, oder „dörre Häähüpfer“, hatte er aus der fränkischen Tierwelt mitgebracht.

Er lieferte in seinen Episoden Stoßgebete für Leute, die keine Zeit haben, oder Aufklärung auf Fränkisch, Ärzte und Krankheiten, Köstliches in Kurzform. Bisweilen auch makaber, herzhaft und listig, schaute der Senior den Franken so richtig aufs Maul und in die Seele.

Wolpert, wie auch seinen beiden Mitstreitern, gefiel der fränkische Exkurs sichtlich. Ebenso wie Mitveranstalterin Monika Rückel vom Geiselwinder Gasthof Lamm. „Ich bin richtig überrascht, dass Sie so gut mitgemacht haben“, bedankte sie sich beim Publikum. Das Besondere der Mundart-Rallye stellte Wolfgang Reichmann aus seiner Sicht dar. „Es ist ein Abend, an dem die Leute nicht durch den Dreck gezogen werden, der nicht ordinär ist. Ein Abend, an dem die Leute einfach lachen dürfen, deswegen machen wir das. So was macht einfach Spaß“.