Die "Medlz" Silvana, Maria, Hannah, Nelly und Sabine heben sich nicht nur durch ihren Bandnamen ab.
Kitzingen — Dresden hat an Weihnachten neben dem berühmten Christstollen noch ein anderes Schmankerl zu bieten: eine der besten weiblichen
A-Cappella-Bands Europas. Die "Medlz" gastierten am Samstag in Kitzingen und füllten die evangelische Stadtkirche.
Medlz? Oder doch "Mädels"? "Wir schreiben uns einfach anders", sagt Sängerin Sabine Kaufmann vor ihrem Konzert in Kitzingen, "weil das interessanter klingt und wir schon deshalb ins Gespräch kommen". Vielleicht haben die fünf Mädels dieses Namensspiel zu Beginn ihrer Karriere nötig gehabt. Heute brauchen sie das nicht mehr. Dennoch passt die freche Lautmalerei zu ihnen. Sie sind in jeder Beziehung anders.
Zum einen sind sie eine rein weibliche A-Cappella-Band. "Damit allein sind wir ja schon fast konkurrenzlos", fügt Sabines Kollegin, Silvana Mehnert, ein. Zum anderen sind sie absolut ausgewogen.
Wo andere Gruppen ein oder zwei Lead-Sänger haben, demonstrieren die fünf Damen in der Band absolute Gleichberechtigung. Jede steht mal in vorderster Front, jede hat mal die Führung und vor allem: Jede kann singen. Und wie.
Nun muss man Sangeskunst nicht ausgerechnet an Weihnachtsliedern austoben, die einem auf jedem Christkindlmarkt entgegenschallen. Wenn aber selbst die abgedroschensten Weihnachtshits in einem Konzert zu einem akustischen Highlight nach dem anderen werden, wenn man im Kirchenschiff den Eindruck gewinnt, dieses oder jenes Lied so noch nie gehört zu haben, dann muss da schon was geschehen sein auf der Bühne - beziehungsweise am Altar.
Seit Kindertagen zusammen "Wir haben uns mit diesen Weihnachtsliedern einen Traum erfüllt", verrät Sängerin Silvana.
"Hier können wir ein klassisches Repertoire präsentieren, wie wir das früher auch oft in der Kirche getan haben." Mit "früher" meint sie die Zeit im Philharmonischen Kinderchor Dresden. Sucht man nach der Wolke, von der die fünf Engel auf die Erde herabgestiegen sein müssen, dann wird man dort fündig. Dort haben sie sich kennen gelernt, die Sängerinnen Maria Heinig, Sabine Kaufmann, Nelly
Palmowske, Silvana Mehnert und Lydia Haschke.
Letztere wird gerade zum zweiten Mal Mutter, pausiert daher in der Band und wird von der Gesangsstudentin Hannah Fuchs exzellent vertreten. Kitzingen war für die Band am Samstagabend kein Neuland. "2007 waren wir schon mal zur A-Cappella-Nacht vor der Alten Synagoge hier", berichtet Sabine Kaufmann.
Diesmal also in der evangelischen Stadtkirche, mit Weihnachtsliedern im Gepäck. Stimme pur. Überaus anspruchsvoll. Und bis auf einige Hand-Percussions völlig ohne Instrumente.
"Ich freu' mich sehr darauf", verriet Katja Mayer-Stark aus Marktsteft. "Jetzt kann es Weihnachten werden." Mit drei Freundinnen hatte sie beschlossen, nach dem ganzen Weihnachtsrummel bei den ,Medlz' in Stimmung zu kommen.
Und diese kam bereits beim ersten Lied auf, dem "Little Drummer Boy", das die Medlz auf Deutsch intonierten. Die Töne kamen exakt und dennoch mit spielerischer Leichtigkeit, die Choreografie war dezent und die Zusammenstellung eine feine Auswahl aus allen Kontinenten und Kulturräumen.
Englische oder amerikanische Weihnachts-Hits mischten sich mit dem französischen "Petit Papa Noel", dem erklärten Lieblingssong der Medlz, und deutschen Klassikern. Als "Oh Tannenbaum" auf Sächsisch dargeboten wurde, gab es in der Stadtkirche stehende Ovationen. "Jetzt bemühen wir uns den ganzen Abend schon, Hochdeutsch zu singen, und ihr flippt beim einzigen Mundart-Song dermaßen aus", witzelte Sängerin Sabine.
Sie sorgte für die fröhliche Moderation zwischen den Liedern und nahm das Publikum heiter mit. So wurde es ein Hin und Her zwischen Zuhörern und Band. Bei "Adeste Fideles" oder "Ave Verum" wurde es geradezu andächtig im Kirchenrund. In diesen Momenten wünschte man sich die Band in die Christmette am Heiligen Abend.
"Das wird für uns jetzt auch etwas seltsam", gesteht Sängerin Sabine. "Wir leben nach
15 Weihnachtskonzerten in einer Art Paralleluniversum", sagt sie und fügt hinzu: "Ich bin gespannt, ob wir am 24. Dezember eine harte Landung hinlegen und ob es dann für uns so richtig Weihnachten wird". Für ihre Gäste war es nach dem Konzert schon weihnachtlich. "Es war das einzige Konzert vor Weihnachten, das ich besucht habe", erzählt Katja Mayer-Stark, "aber es war genau richtig. Es war einfach wunderbar".