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Franken-Guss-Insolvenz: Gewerkschaft kämpft um Jobs - erste Aktion "voller Erfolg"


Autor: Ralf Welz, Redaktion, Manuel Dietz, Isabel Schaffner

Kitzingen, Mittwoch, 19. Juni 2024

Im April wurde die Insolvenz des Industrieherstellers Franken Guss aus Kitzingen publik. Daraufhin startete die IG Metall eine Unterschriftenkampagne, um "den Fortbestand des Unternehmens zu sichern". So ist der aktuelle Stand.
IG Metall-Vertrauensleute bei einem Treffen im vergangenen Herbst in Lohr. Mit im Bild: Sandra Paul, Freigestellte Betriebsrätin bei Franken Guss (vorne, zweite von links), Bayerns DGB Vorsitzender Bernhard Stiedl (vorne, dritter von links) und Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, Norbert Zirnsak (vorne, sechster von links).


Der Industriesektor steckt derzeit deutschlandweit in einer Krise. Unternehmen kämpfen mit erheblichen Herausforderungen, die durch verschiedene Faktoren wie steigende Materialkosten, hohe Energiepreise und sich verändernde Rahmenbedingungen verursacht werden. Im Kreis Lichtenfels muss etwa ein Metallbauer um seine Zukunft bangen. In wirtschaftliche Schieflage geraten ist auch die Franken Guss GmbH & Co. KG mit Sitz in Kitzingen. Das Unternehmen führt zurzeit ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung durch. Hintergrund ist offenkundig ein Missverhältnis von Ausgaben und Erträgen.

"In den vergangenen Jahren aufeinanderfolgender Krisen ist es nicht gelungen, sämtliche Kostensteigerungen über Material und Energie hinaus in richtiger Höhe und ohne nennenswerten Zeitversatz durchzusetzen und so eine annähernd ausreichende Eindeckung der Unternehmenskosten durch die Preise zu erzielen", erklärte der unterfränkische Eisen- und Aluminium-Spezialist am Donnerstag (25. April 2024). Wenig später hatte sich auch die IG Metall mit einer klaren Forderung geäußert und startete eine Unterschriften-Aktion, um die Politik auf die missliche Lage der fränkischen Traditionsgießerei aufmerksam zu machen. Diese habe viele Unterstützer gefunden.

Update vom 19.06.2024: Unterschriftenkampagne für Franken Guss findet hohe Resonanz - das ist der weitere Plan

"Belegschaft, Betriebsrat und die IG Metall setzen sich weiterhin mit Nachdruck für den Fortbestand der Gießerei in Kitzingen und damit für den Erhalt von 600 Arbeitsplätzen ein", informiert die IG Metall Würzburg am Dienstag (18. Juni 2024). Sie unterstützten das Schutzschirmverfahren und setzten dabei "auf die betrieblichen Konzepte des Eigentümers Josef Ramthun".

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Derweil hätten die zahlreichen Unterschriften in den vergangenen Wochen gezeigt, "dass Belegschaft und Bevölkerung hinter der Gießerei und dem Industriestandort Kitzingen" stünden. "Unsere Unterschriftenkampagne wird ein voller Erfolg. Eine große Zahl an Mitarbeitern und Bürgerinnen und Bürgern aus der Region haben schon ihre Unterstützung für den Erhalt der Gießerei zum Ausdruck gebracht", wird Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg zitiert. 

Die Kampagne laufe in den kommenden Tagen noch weiter und am 27. Juni übergäben Norbert Zirnsak und Erich Mirnig, der Betriebsratsvorsitzende bei Franken Guss, die gesammelten Unterschriften an Vertreter der Politik und an die örtlichen Abgeordneten im bayerischen Landtag. "Im Rahmen dieser Übergabe werden auch industriepolitische Forderungen der IG Metall zur Stärkung der Industrieregion rund um Kitzingen diskutiert", heißt es zudem.

Update vom 03.05.2024: IG Metall startet Unterschriftenkampagne - "höchste Zeit, dass die Politik handelt"

"Die Zukunft der über 100 Jahre alten Gießerei steht auf dem Spiel und damit auch die Arbeitsplätze von 650 Familien in der Region", teilt die IG Metall Würzburg am Donnerstag (2. Mai 2024) mit. Mit einer Unterschriftenkampagne will die Gewerkschaft deshalb nun "die politisch Verantwortlichen dazu aufrufen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern".  

"Die Gießerei Franken Guss ist ein wichtiger Arbeitgeber und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region", erklärt Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg. Es sei ihm zufolge deshalb "unerlässlich, dass die Politik eingreift, um den Erhalt tarifgebundener Arbeitsplätze zu sichern und die Gießerei auf ihrem Weg in eine nachhaltige Zukunft zu unterstützen".

Erich Mirnig, Betriebsratsvorsitzender bei Franken Guss in Kitzingen sieht das ähnlich. "Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt", so Mirnig. "Wir benötigen dringend Unterstützung, um die steigenden Energiekosten zu bewältigen und unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten", erklärt er. "Nur so können wir langfristig Arbeitsplätze sichern und die Zukunftsfähigkeit der Gießerei gewährleisten".

Die Unterschriftenliste kann auf der Internetseite der IG Metall Würzburg
heruntergeladenen werden. Die vollen Listen sollen demnach bis zum 14. Juni 2024 an die IG Metall Würzburg, Randersackerer Straße 33, 97072 Würzburg, gesendet oder im Betriebsratsbüro bei Franken Guss in Kitzingen abgegeben werden. Anschließend können sie den Vertretern der Landes- und Bundespolitik in der Region Kitzingen übergeben werden. 

Update vom 29.04.2024: IG Metall fordert Rettung von Franken Guss - "örtliche Politik" soll helfen

Laut der Gewerkschaft IG Metall wurde die Belegschaft der Franken Guss "beim Schichtwechsel" am Donnerstag, dem 25. April 2024, um 22 Uhr in einer Belegschaftsversammlung über die Insolvenz informiert. "Die bekannt gewordenen Entwicklungen zeigen aus Sicht der IG Metall die Notwendigkeit politischen Handelns, um die Gießereibranche in Deutschland zu stärken und Arbeitsplätze zu erhalten", heißt es in einem Statement. Die politischen Rahmenbedingungen würden "maßgeblich dazu beitragen, dass die Gießereibranche immer stärker in Bedrängnis gerät".

Insbesondere die "viel zu hohen Energiekosten" seien "zum erheblichen Teil für die Lage verantwortlich". Die Gewerkschaft appelliert, "in Richtung örtliche Politik mitzuhelfen, um die Rahmenbedingungen für die Industrie so zu gestalten, dass die Arbeitsplätze in der Gießereibranche wieder zukunftsfähig gemacht werden können", heißt es weiter. "Die Politik muss zeigen, dass sie an den Industriestandort Deutschland glaubt."

"Wir richten unseren Blick nach vorne, um gute Arbeit mit Tarifbindung am Standort zu erhalten", erklärt IG-Metall-Vertreter Norbert Zirnsak. Dies sei auch die Sichtweise des Betriebsrats bei Franken Guss. Der Betriebsratsvorsitzende Erich Mirnig halte zudem "innerbetriebliches Handeln" für nötig. "Intern gilt es, die Weichen in der Firma Franken Guss so zu stellen, dass eine sichere Fahrt in die Zukunft möglich ist", so Mirnig. "Ziel muss es sein, die Bedingungen so zu gestalten, dass sie zukunftsfähig sind und die Menschen hier in Ruhe und ohne Zukunftsangst ihre Aufgaben erledigen können."

Erstmeldung vom 26.04.2024: Kitzinger Franken Guss sucht Rettung in Schutzschirmverfahren - nach "Mehrfachkrisen"

Die Rettung soll jetzt mithilfe eines sogenannten Schutzschirmverfahrens erfolgen. Bei diesem handelt es sich um ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Mit der Maßnahme will sich Franken Guss neu aufstellen. Das Schutzschirmverfahren eigne sich für Betriebe, denen zwar das Geld auszugehen drohe, die aber noch nicht zahlungsunfähig seien, erklärt die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars auf ihrer Webseite.

Durch seine Handlung erhofft sich der Eisen- und Aluminiumgießer aus Kitzingen die Sanierung. "Damit kann das Unternehmen in Eigenregie die Restrukturierung vorantreiben, die in Folge der seit mehreren Jahren aufeinander folgenden Mehrfachkrisen nötig wurde", heißt es in der Mitteilung der Franken Guss GmbH & Co. KG

Mit dem Verfahren werde aktiv ein Schritt zur langfristig positiven Entwicklung des Unternehmens getätigt. "Dazu wird die Franken Guss GmbH & Co. KG während der kommenden drei Monate in enger Abstimmung mit Stakeholdern und Beratern einen Restrukturierungsplan erarbeiten", kündigt der Industriehersteller aus Unterfranken an. Der Plan werde die konkreten Maßnahmen zur Neuordnung des Geschäfts enthalten. Der Geschäftsbetrieb laufe in vollem Umfang weiter. "Alle Leistungen werden unverändert erbracht", hält das Unternehmen fest, "Geplant ist, die Sanierung binnen weniger Monate nachhaltig abzuschließen." 

"Krise dynamisiert": Unterfränkischer Industriehersteller hofft auf Neustart

"Franken Guss wird die Chance des Sanierungsverfahrens nutzen, um seine Marktposition zu stärken", wird Sebastian Braun, Partner der Kanzlei RKGB Rechtsanwälte, in der Unternehmensmitteilung zitiert. Begleitet wird die Firma laut Eigenaussage durch das Team der Management- und Beratungsgesellschaft AMBG.

Bei einem Schutzschirmverfahren wird ein Sachwalter eingesetzt. Dieser überwacht die Neuaufstellung im Interesse der Gläubiger. Im vorliegenden Fall sei Rüdiger Weiß von der Sanierungskanzlei WallnerWeiß zum vorläufigen Sachwalter bestellt worden, teilt Franken Guss mit.

Während der Krisen in den vergangenen Jahren sei es nicht gelungen, die Mehrausgaben des Betriebs durch entsprechende höhere Preise einzufangen. "Kurzfristig erforderliche Bewertungskorrekturen haben das Vertrauen der Finanzmärkte in das Unternehmen untergraben und die Krise dynamisiert", heißt es vonseiten des unterfränkischen Produzenten. 

Probleme sollen "nachhaltig beseitigt" werden - Firmenwurzeln im Jahr 1922

Erschwerend hinzugekommen sei, dass der Markt für Elektromobilität mit Wegfall der Kaufprämien um rund 35 Prozent eingebrochen und eine Erholung nicht absehbar sei. "Gerade für diesen Markt hat Franken Guss in den letzten Jahren viel Geld in die Gießerei und die Bearbeitung investiert", hält das Familienunternehmen aus Kitzingen fest, dessen Wurzeln im Jahr 1922 liegen. Im Schutzschirmverfahren sollen diese Probleme nun "nachhaltig beseitigt" werden, erklärt der Betrieb. Ziel sei es außerdem, die operativen Geschäftsgrundlagen wieder herzustellen. 

Franken Guss blickt auf eine über hundertjährige Gießereigeschichte zurück. Das Aufgabenspektrum umfasst laut eigenen Angaben vornehmlich den Automobilbereich rund um Pkw und Nutzfahrzeuge. Hergestellt werden demnach Bauteile aus Eisen- und Aluminiumguss - insbesondere für Antriebe und Motoren sowie für Fahrwerk und Lenkung.

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