Er grinst mich immer an. Zwinkert mit dem linken Auge. Jeden Morgen, wenn ich zum Bettenmachen ins Zimmer komme, finde ich, dass er noch echt knackig aussieht. Dabei hat er seine besten Tage - im wahrsten Sinn des Wortes - sehr wahrscheinlich längst überschritten. Dass der Nikolaus noch lebt, hat er einzig dem Sammeltrieb meines großen Sohnes zu verdanken.
Letzteren habe ich schon vorgewarnt: Wenn das Milka-Männle am Ostermorgen noch dasteht, werde ich es sein, die testet, ob sein Körper nach zartem Schmelz schmeckt...
Der Zucker-Entzug macht mich fast wahnsinnig. Schon morgens, wenn ich das nikolausige Grinsen sehen, erreicht meine Laune einen Tiefpunkt. Der lacht mich aus! Wie alle anderen!
Mein Mann zum Beispiel: Der hält mir ein dick mit Nutella beschmiertes Brot unter die Nase und amüsiert sich dann köstlich darüber, wie ich beim Nichtzubeißen leide. Oder Kollegin Bine am Schreibtisch neben mir: In diesen Minuten verzehrt sie genießerisch ein Stück Torte. Den Teller stellt sie an die Kante zu meinem Refugium, so dass der Duft des frischen Backwerks meine niederen Nerven elektrisiert.
Das hätte ich von einer Bibel-Leserin nicht gedacht!
Da spannt was Bisher haben mir all die kleinen Gemeinheiten wenig ausgemacht. Doch am Wochenende kam der Tiefschlag. Ein halbes Vermögen hatte ich für süße Ersatzbefriedigungen ausgegeben: für getrocknete Aprikosen, Mangos, Cranberrys... Und nun spannt meine Lieblingshose. "Unmöglich", dachte ich erst, "bei der kargen Kost". Doch dann habe ich mal einen Blick auf die Nährwert-angaben der Fruchttüten geworfen. Deren Inhalt hat mehr Kalorien als fette Pralinen!!!
Also weg mit allem. Zwar wollte ich mit unserer Schnapsidee von Redaktionsherausforderung nicht abnehmen - aber zunehmen echt auch nicht. Die nächsten 19 Tage - ich schwör's! - gibt´s nichts auch nur ansatzweise Süßes. Darauf verwette ich den Kopf des letzten überlebenden Nikolauses.