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Vhs-Programm: Stabilität in schweren Zeiten


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Montag, 05. Oktober 2020

Die vhs startet trotz Corona mit Schwung in das Herbst- und Winterprogramm. Die Anmeldungen liegen fast auf Vorjahresniveau. Allerdings gibt es Sorgen um die Dozenten.
Es kann wieder losgehen. Nach der Corona bedingten Pause startet die vhs jetzt in ihr Herbst- und Winterprogramm. Auflagen sind zu beachten. In die Alte Synagoge dürfen beispielsweise nur 100 Gäste.


Das Frühjahr–Semester lief nur ein paar Wochen. Dann kam der Lockdown. Jetzt will die vhs in Kitzingen wieder durchstarten. „Die größte Katastrophe wäre es, wenn wir erneut aussetzen müssten“, sagt deren Leiter Richard Arndt-Landbeck. Mit seiner Kollegin Cornelia Rauh und seinen Mitarbeitern will er alles dafür tun, dass dieses Szenario nicht eintritt.

Eine Menge Arbeit steckte in den letzten Wochen, eine Menge Unwägbarkeiten.

13 Seiten umfasste ein Schreiben des Dachverbandes zu den Regularien, die jetzt umgesetzt werden müssen. „Wir haben das auf zwei DIN-A4-Seiten heruntergebrochen“, berichtet Arndt-Landbeck, der bei vielen Kunden eine grundsätzliche Verunsicherung aufgrund der unterschiedlichen und immer wieder überarbeiteten Hygienebestimmungen im Land ausgemacht hat.

Dennoch verlaufe die Anmeldung zu den Kursen sehr erfreulich. Die Zahlen bewegten sich im Rahmen der letzten Jahre. Keine Selbstverständlichkeit. Arndt-Landbeck weiß von Kollegen im Freistaat, die einen Einbruch um 50 Prozent vermelden.

„Rückenprobleme scheinen in Corona-Zeiten zuzunehmen.“
Cornelia Rauh, vhs-Leiterin

Vor allem im Bereich Gesundheit sei die Nachfrage bei den Kunden groß, insbesondere die Wirbelsäulengymnasitik spreche viele an. „Rückenprobleme scheinen in Corona-Zeiten zuzunehmen“, konstatiert Rauh.

Dank ihrer vielfältigen Angebote nutzt die vhs nicht nur den Luitpoldbau in Kitzingen, sondern auch Klassenzimmer in Stadt und Landkreis Kitzingen, Schulküchen, Turnhallen oder Schwimmbäder. Für jeden Ort muss – in Absprache mit den örtlichen Behörden – ein stimmiges Hygienekonzept entwickelt und an die Kunden kommuniziert werden. Mitunter führt das zu großen Herausforderungen. Beispiel Hallenbad in Dettelbach und Iphofen: nur vier Duschen stehen hier für 14 Teilnehmer bereit. Lösung: Die Kunden müssen nacheinander den Duschraum nutzen. Das nimmt Zeit für die eigentlichen Übungsstunden. Flexibilität ist die Voraussetzung.

Nicht jeder Raum ist unter den Corona-Bedingungen nutzbar. „Wir haben hier im Luitpoldbau viele kleine Räume“, sagt Arndt-Landbeck. Unter den herrschenden Abstandsregelungen können einige gar nicht mehr sinnvoll genutzt werden. „Da dürften dann nur vier bis sechs Teilnehmer gleichzeitig rein“, erklärt Rauh. Für die großen Räume gelten natürlich auch maximale Besucherzahlen.

100 – statt 250 – Besucher dürfen beispielsweise in die Alte Synagoge. „Den 101. müssen wir leider wegschicken“, bedauert Rauh. Bei den Kulturveranstaltungen wie den Konzerten oder Reiseberichten kann man Karten im Vorverkauf erwerben, um seinen Platz sicher zu haben. Bei anderen Einzelveranstaltungen wie Vorträgen setzen sie – trotz Corona-Regelungen – weiter auf die Möglichkeit, kurzfristig zu kommen. „Wir hatten in diesem Bereich immer sehr gute Besucherzahlen“, erklärt Arndt-Landbeck.

Wie auch immer: Der Aufwand ist enorm. Zwei Mitarbeiter müssen jeweils vor Ort sein, um die Daten zu erfassen und den Besuchern ihre Plätze zuzuweisen.

Ein Speise- und Getränkeangebot wird es in der Alten Synagoge nicht geben. Die Veranstaltungen werden ohne Pause durchgeführt. Anschließende Diskussionen in Gruppen, die für Rauh und Arndt-Landbeck ein wichtiges Merkmal dieser Angebote ausmachen, sind in Corona-Zeiten nicht möglich. „Sehr bedauerlich“, sagt Arndt-Landbeck.

Was die beiden Vhs-Leiter noch mehr beschäftigt: Einige langjährige Dozenten beschäftigen sich nach dem ausgefallen Frühjahr-Semester mit dem Gedanken auszusteigen, suchen in Corona-Zeiten eine Einkommens-Alternative.

Zwei Dozenten im Bereich Entspannung und Bewegung haben schon ihre Kündigung eingereicht. Ersatz ist schwer zu finden. „Der Markt ist leer gefegt“, sagt Arndt-Landbeck. Junge Dozenten zu bekommen, die sich langfristig binden, sei fast unmöglich geworden.

Trotz aller Schwierigkeiten blicken die beiden zuversichtlich in die nächsten Wochen. Die Stadt Kitzingen stehe hinter den Vorschlägen und Planungen, habe trotz der Einnahmeverluste im letzten Semester keine Forderung nach einer Erhöhung der Kursgebühren gestellt.

Der Staat hat eine finanzielle Entschädigung im Bereich der Erwachsenenbildung angekündigt. „Deren Höhe ist aber noch nicht klar“, bedauert Arndt-Landbeck – was die Haushaltsplanungen für das kommende Jahr nicht gerade erleichtert.

Jetzt liege der Fokus allerdings auf dem anlaufenden Herbst- und Winterprogramm. Das Wichtigste sei es, die Einrichtung im ganzen Landkreis wieder zu stabilisieren und den Kunden das Gefühl zu geben, dass sie bei der vhs-Kitzingen auch in diesen Zeiten gut und sicher aufgehoben sind.