Stadtführung für Kinder: Staunende Gesichter
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 01. August 2019
Kinder sind die anspruchsvollsten Kunden. Andrea Mc Wright-Lapp hält Stadtführungen für Kinder und weiß, wie man sie für sich und die Geschichte der Stadt gewinnen kann.
„Määhhh“, erschallt es auf der Alten Mainbrücke aus gut 20 Kinderkehlen – und die Passanten wenden erstaunt ihre Köpfe. Andrea Mc Wright-Lapp steht inmitten der Kinderschar und lächelt. Ihre erste Kinderführung durch Kitzingen geht gut los. Die Kleinen sind mit Begeisterung dabei.
Rund 300 Gästeführungen bietet die Touristeninformation in Kitzingen Jahr für Jahr an. Von der „Kräuter küsst Wein Führung“ über den Hofratsempfang bis hin zur Kostprobentour. Für die kleinsten Gäste gibt es spezielle Führungen. Andrea Mc Wright-Lapp hat sich auf diese Aufgabe ganz besonders intensiv vorbereitet.
Die gelernte Erzieherin ist Deutsch-Amerikanerin und lebt seit etwa 50 Jahren in Unterfranken, die Hälfte davon in Kitzingen. Würzburg hat es ihr angetan – und Kitzingen ebenso. „Wenn man auf einer der Alten Mainbrücken steht und die Kulissen der Städte sieht, dann ist das einfach wunderschön“, sagt sie.
Ihre Begeisterung gibt sie seit zwei Jahren an die Touristen weiter, die mit ihren Hotelschiffen in Kitzingen anlegen. Für die Führungen in englischer Sprache ist sie prädestiniert. Einen Überblick über die geschichtlichen Daten hat sie einem Skript entnommen, dass ihr die Tourist-Info überlassen hat. „Aber die reinen Daten werden für die Gäste schnell langweilig“, weiß die Gästeführerin. Also ist sie immer wieder bei ihren Kollegen mitgegangen und hat sich mit ihnen ausgetauscht. „Jeder macht das ein wenig anders“, weiß sie. „Aber bei allen Gästen sind die persönlichen Geschichten und Anekdoten am besten angekommen.“
Eine Stunde hat sie für die Erwachsenenführungen in englischer Sprache, eineinhalb für die deutschsprachigen. Nicht viel Zeit. Von der Brücke geht es zum Rathaus, weiter zum Falterturm und dann auf den Alten Friedhof, wo das „Dracula-Grab“ und seine Historie immer gut ankommen. Für die kleinen Gäste hat sie sich eine etwas abgewandelte und vor allem kindgerechte Tour ausgedacht. Los geht es mit einem improvisierten Schauspiel auf der Alten Mainbrücke.
Aus ihrer Umhängetasche zieht Andrea Mc Wright-Lapp nacheinander zwei Kronen, einen Schal und eine Mütze. „Seht ihr den Schwanberg“, fragt sie die Vorschulkinder von St. Michael in Etwashausen, die an diesem Vormittag mit ihren Erzieherinnen eine Führung gebucht haben. „Von dort hat Hadeloga einst ihren Schal dem Wind anvertraut.“ Ein Kind spielt bereitwillig den Wind und überbringt dem Schäfer Kitz den Schal. Dessen „Schafe“ blöken vor Begeisterung – und schon sind alle Kinder mittendrin in der Entstehungsgeschichte der Stadt. „Es macht mir einfach Spaß, die Kleinen einzubinden“, erklärt die gelernte Erzieherin und macht sich mit der Schar auf den Weg in Richtung Rathaus.
„Nicht rennen, nicht pennen“, lautet das Motto an den Fußgängerüberwegen. Vorsicht ist angebracht beim Spaziergang durch die Straßen der Stadt. Vor dem Rathaus demonstriert Andrea Mc Wright-Lapp anschaulich, wie im Mittelalter die Länge und Größe und damit auch der Preis einer Ware bemessen wurde. Sie hält ihren Schal hält an die Elle und die Kinder folgen ihr mit neugierigen Blicken.