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Neue Perspektive


Autor: Diana Fuchs

Kleinlangheim, Freitag, 18. Dezember 2020

Die Welt steht Kopf, aber Erika Hartmann bleibt cool. Die Kleinlangheimerin hat ein Rezept gefunden, das ihr „3G“ bringt: Glück, Gelassenheit und Gesundheit.
Man muss nicht kopfstehen, um gut durch die Corona-Zeit zu kommen. Ein bisschen Ehrgeiz reicht schon, sagt Erika Hartmann aus Kleinlangheim. Fotos: DIANA FUCHS


Was setzt man einer unsichtbaren Kreatur entgegen, die unser aller Leben durcheinanderbringt? So gut wie jeder stellt sich diese Frage, seit „Corona“ quasi die neue Weltmacht geworden ist. Erika Hartmann hat eine Antwort gefunden, die sie zufrieden macht und gesund hält. Die 67-jährige Fränkin freut sich, wenn es anderen genauso geht, und verrät deshalb, wo ihr Schlüssel zum Glück liegt: in den Muskeln.

„Das Schöne ist: Jeder Mensch – egal, wie beweglich er aktuell ist –, kann seine Muskeln trainieren. Und damit trainiert er automatisch auch sein Immunsystem“, erklärt die gelernte Krankenschwester. „Es ist nie zu spät, anzufangen.“

Ihre Formel klingt einfach: „Bewegung ist gleich Gesundheit und Glück.“ Doch gerade an düsteren, kalten Wintertagen ist es mit der Bewegung so eine Sache. Der innere Schweinehund zieht einen in einem großen Bogen um die Gymnastikmatte herum direkt aufs Sofa oder in den Sessel.

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„Auch ich muss mich immer wieder neu überwinden“, gesteht Erika Hartmann und grinst dabei bis über beide Ohren. „Ich bin zwar nicht groß, aber mein Schweinehund ist riesig.“ Wie sie es schafft, sich gegen das „Untier“ durchzusetzen? „Ich denke an das Gefühl, das ich nach dem Sporteln habe – da fühlt sich das Leben immer so richtig gut an!“

Seit über zwei Jahrzehnten leitet Erika Hartmann Gymnastikkurse, an denen vorwiegend Frauen, aber auch einige Männer teilnehmen. Corona-bedingt entfallen ihre Seminare in der Sporthalle von Kleinlangheim derzeit. Die Übungsleiterin kompensiert das, indem sie mit ihrem Mann Edmund durch Franken radelt und daheim Krafttraining macht. „Man muss gut auf seinen eigenen Körper hören“, sagt sie. „Übertreiben soll man es nicht, eine Übersäuerung der Muskeln ist nicht sinnvoll.“ Es gehe darum, die individuell richtige Balance zu finden zwischen „Ruh?n und Tun“.

Wenn's brennt, geht's noch...

Grundsätzlich sei der Mensch nicht zum Stillsitzen gemacht. „Wir sind so konzipiert, das wir uns bewegen müssen, um uns wohlzufühlen.“ Natürlich müsse nicht jeder Gymnastik mögen oder Radfahren. „Der eine geht gern Tanzen, der andere joggt lieber, der Dritte mag Yoga. Ganz egal: Hauptsache, möglichst viele Muskelgruppen und Faszien – Unterhautgewebe, Gelenkkapseln und Sehnen – werden gefordert.“ Denn: „Die Kerle wachsen nur, wenn sie arbeiten.“

Das heißt: Wer nur im Schongang durchs Leben schleicht, tut seinem Körper nichts Gutes. In Erika Hartmanns Kursen gibt es den geflügelten Satz: „Wenn?s brennt, geht?s noch fünfmal.“ Allerdings betont die 67-Jährige auch immer: „Nicht jeder Tag ist gleich. Manchmal geht es besser, manchmal schlechter. Wer erst operiert worden ist oder krank war, der macht langsam und lässt sich von Fachleuten genau abgestimmte Übungen zeigen.“

Wer soweit fit ist, dass er es schafft, dreimal pro Woche eine halbe Stunde zu trainieren und sich darüber hinaus noch halbwegs gesund ernährt, der komme in eine Aufwärtsspirale: „Die regelmäßige Muskelbewegung setzt Endorphine frei. Diese ?Glückshormone? erhellen unseren Gemütszustand und machen uns froh.“ Ein froher Mensch hat mehr Elan als ein trauriger, was wiederum zur Folge hat, dass er den inneren Schweinehund leichter in den Griff bekommt. „Und dann werden durch Bewegung wieder neue Endorphine frei. Die machen einen nicht nur fröhlich, sondern stimulieren das ganze Immunsystem. Man wird widerstandsfähiger gegen Bakterien und Viren.“

Erika Hartmann trainiert Herz und Kreislauf etwa dreimal die Woche – gerne draußen in der Natur, zum Beispiel auf dem E-Bike oder durch schnelles Gehen. Zusätzlich steht mindestens zweimal pro Woche Kraft- und Ausdauertraining daheim auf dem Programm. „Gerne mache ich das so: Wenn ich durch die Bewegung an der frischen Luft eh schon aufgewärmt bin, hänge ich daheim meine Übungen gleich an und dehne mich danach noch ein paar Minuten.“ Zur Belohnung gibt?s dann einen Espresso und gerne auch mal ein Stückchen Kuchen, denn: „Genießen ist auch wichtig. Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar.“ Eine Altersgrenze für den Einstieg in einen bewegungsfreudigen Alltag gebe es nicht, beugt die Übungsleiterin etwaigen Ausreden vor. Sie selbst hat zwar schon als Kind gerne geturnt – ihr Vater war Turner – , aber auch erst mit 42 Jahren, als ihre Kinder immer selbstständiger wurden, den grundlegenden Übungsleiterschein gemacht. Es folgten zahlreiche spezielle Ausbildungen, etwa zu den Themen Prävention, Seniorensport oder Beckenboden. Heute kombiniert die 67-Jährige Kraft-, Balance und Konditionsübungen, so dass ein ausgewogenes Ganzkörpertraining entsteht.

Zwar könnte die Fränkin, vom Alter her, in den Übungsleiterruhestand gehen, doch dagegen hätten ihre „Mädels“, wie sie die Turngruppe gerne nennt, etwas einzuwenden. Für sie ist Erika Hartmann das beste denkbare Zugpferd beim Abtransport des eigenen Schweinehundes. Der Schlüssel zum Glück, sozusagen.

Mit den hier beschriebenen, einfachen Übungen, empfohlen von Erika Hartmann, kann man seinen Körper in der Corona-Zeit stärken.