Neue Energie-Träger
Autor: Von unserem Redaktionsmitglied Diana Fuchs
Mainbernheim, Freitag, 23. August 2013
Da sind sie. Die „Revoluzzer“,wenn man so will. Drei gut gekleidete Herren treffen sich an der historischen Mainbernheimer Stadtmauer. Sie blicken hinauf zur Dächerfront. Zwischen den roten Ziegeln ist kein Fleckchen Silberglanz zu erkennen – obwohl das „Städtle“ ein Vorreiter in Sachen Sonnenenergie-Nutzung ist.
Da sind sie. Die „Revoluzzer“,wenn man so will. Drei gut gekleidete Herren treffen sich an der historischen Mainbernheimer Stadtmauer. Sie blicken hinauf zur Dächerfront.
Zwischen den roten Ziegeln ist kein Fleckchen Silberglanz zu erkennen – obwohl das „Städtle“ ein Vorreiter in Sachen Sonnenenergie-Nutzung ist. Die Module sind clever platziert. Geschickt verbindet Mainbernheim altehrwürdige Vergangenheit und energieeffiziente Zukunft.
Die Energiewende ist gewollt – politisch und in weiten Teilen der Bevölkerung. Laut Bund und Land soll sie nicht nur in den Händen einiger weniger Großkonzerne liegen, sondern auch kleinere E-Werke sollen eingebunden sein, um engen Kontakt zu den Stromkunden zu garantieren. Im Elektrizitätswerk Mainbernheim hat man diese Chance schon vor über zehn Jahren erkannt. Während man andernorts noch über Sinn und Zweck regenerativer Energien streitet, wird im Mainbernheimer Netzgebiet schon gut die Hälfte des Stroms, den die Stadt verbraucht, aus erneuerbaren Quellen erzeugt.
Die Bürger selbst sind dabei ebenfalls Pioniere. Sie sind etwa an einer Feldanlage beteiligt, die 2002 als eine der ersten ihrer Art in der Region ans Netz ging. Weitere Gemeinschaftsanlagen und viele private folgten.
Wie das in einem verwinkelten 2300-Seelen-Städtchen mit viel denkmalgeschützter Bausubstanz geht? Bürgermeister Karl Wolf und Verwaltungsleiter Hans Brummer wissen es. „Man braucht ein bisschen Idealismus“, sagt Brummer und Wolf fügt an: „Und einen weitsichtigen Stadtrat.“ Lange bevor staatliche Förderprogramme für regenerative Energien aufgelegt wurden, haben die Mainbernheimer sich intensiv mit den Themen Energie und Ökologie befasst. „Wir haben einen energetischen Rahmenplan für unsere historische Altstadt mit ihren 66 Einzeldenkmälern erstellt. Quer durch alle Fraktionen war man sich schon damals einig“, lobt Wolf.
Jedes einzelne Dach wurde in Sachen Neigung, Ausrichtung und Blickbeziehung unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ein Kataster, das seither in ganz Franken als Vorbild gilt. Es besagt haargenau, wo Solarmodule das Stadtbild nicht stören und deshalb aufgebracht werden dürfen – und wo nicht.
Die Bürger, deren Dächer sich als ungeeignet für die Sonnennutzung herausstellten, hatten nicht einfach das Nachsehen. Sie konnten sich an Gemeinschaftsanlagen beteiligen. Heute gibt es drei Freiflächen-Anlagen im Außenbereich mit etwa 60 privaten Betreibern sowie die Bürgeranlage auf dem Schuldach mit 22 Eignern. „Die Bürgersolaranlagen laufen richtig gut!“, freut sich Vincent Ackermann, Geschäftsführer der E-Werk Mainbernheim GmbH. Auch die Stadt selbst produziert auf der Mehrzweckhalle und auf dem Bauhof Solarenergie.
Sehr gerne sollen damit künftig auch Fahrzeuge „betankt“ werden. „Wenn die E-Mobilität Wettbewerbsfähigkeit erreicht hat, wird sie auch bei uns boomen“, sagt Ackermann voraus. Mainbernheim will diesen Boom aktiv mitgestalten. Gerade auf dem Land seien Netzprobleme nicht auszuschließen. Um diese frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen, beteiligt das Mainbernheimer E-Werk sich an einem durch das Bundesministerium für Umwelt geförderten Forschungsprojekt namens „Intellan“. E-Autos sollen unkompliziert, sicher und bei Bedarf auch sehr schnell aufgetankt werden können. „Die Stromtankstellen der Zukunft müssen einfach zu betreiben, leicht und gerecht abzurechnen sein“, beschreibt Ackermann ein Ziel des Projektes. „Sie sollen mit einem möglichst hohen Anteil erneuerbarer Energien beliefert werden.“