Hochzeit im Corona-Jahr: Die Liebe war stärker
Autor: Von Julia Volkamer
Michelfeld, Sonntag, 27. Dezember 2020
Corona machte manchen Heiratswilligen einen Strich durch die Planungen. Warum Anna-Lena und Dominic sich trotzdem trauten. Und Standesbeamten gut zu tun hatten.
Es war der glücklichste Tag in ihrem Leben – und glücklich sind Anna-Lena und Dominic auch heute noch. Glücklich miteinander, vor allem aber auch glücklich darüber, dass sie sich getraut haben. Am 10. Oktober 2020, vor über 100 Gästen. Auf seinem Liebesweg ließ sich das frisch gebackene Ehepaar auch von Corona nicht aufhalten.
Schließlich schien alles so perfekt. Der Antrag im Oktober 2019 auf Schloss Neuschwanstein, mit einem funkelnden Ring und glänzenden Augen. Der Blick der Braut blieb nicht lange verklärt, sondern richtete sich schnell auf den Kalender 2020. Eine Hochzeit bei Sommerhitze wollten beide nicht, für ein Frühlingsfest reichte die Zeit nicht mehr. Beide fixierten den Oktober. 10.10.2020, was für ein Datum. Und dazu auch noch der Geburtstag des Brautvaters. Passender ging es kaum für Papa-Kind Anna-Lena. Von diesem Termin wollten sie nicht mehr abrücken.
1#googleAds#100x100Auch nicht, als Corona im März zum ersten Mal alles lahmlegte und den Industriefachwirt mitsamt seiner Kosmetik-Artistin ins Home-Office schickte. „Niemand konnte damals absehen, wie lange das anhalten würde“, sagt Dominic heute. Seine Zukünftige ging mit ihren Schwestern Brautkleid aussuchen, beauftragte die befreundeten Eventplaner, engagierte Caterer und DJane.
Die 160 Einladungskarten gingen raus, bevor bis Ende August Ruhe einkehrte – vorläufig.
Über den Sommer weilte nicht nur die Pandemie im Schlummermodus, sondern auch die Hochzeitsplanungen. Die ersten Zusagen trudelten ein – aber auch die ersten Absagen. Je näher das Fristende rückte, desto unruhiger wurden die Braut und ihr Organisationsteam. In den Medien wurde die zweite Corona-Welle zum zentralen Thema, im Hause Dennerlein-Faustmann die Absage-Welle. In den letzten Wochen vor dem Fest – einer Party mit großer Familie und vielen Freunden, so, wie es sich die beiden immer gewünscht hatten – drohte sie vor allem dem Bräutigam den Boden unter den Füßen wegzuspülen. „Wenn die engsten Verwandten plötzlich absagen und dazu noch andere impfen, wie gefährlich diese Hochzeit doch für sie werden könne, dann weiß man irgendwann nicht mehr, wie das der glücklichste Tag im Leben werden soll“, beschreibt Anna-Lena ihre Gefühlslage.
Natürlich habe sie verstanden, dass mancher Gast einfach Angst hatte, sich anzustecken – zumal immer wieder von Privatfeiern und Hochzeiten als klassischen Superspreader-Veranstaltungen die Rede gewesen war.
„Aber wir haben uns an die Vorgaben gehalten“, erklärt sie. Die Trauung fand unter freiem Himmel statt, die Feier in einem Festzelt, dessen Seitenwände zum Lüften geöffnet blieben und in dem man sich problemlos aus dem Weg gehen und Abstand halten konnte.