Ein Ziegenbacher erlebt beim Ablassen seines Teiches eine böse Überraschung: Unbekannte haben seine Aischgründer Karpfen gestohlen. Jetzt ermittelt die Polizei.
Armin Eisen traute seinen Augen nicht: Über zwei Stunden lang hatte er gebraucht, um seinen Karpfenteich abzulassen. Auf 80 bis 100 Karpfen hatte er sich gefreut, sie schon einem Gastwirt zur Verwertung versprochen. Dann das böse Erwachen: Gerade mal zwei Karpfen befanden sich noch im Teich. Der Rest: von Unbekannten geklaut.
Der Boden ist dunkel, weich, matschig. Stöckelschuhe sollte man hier nicht anziehen. Und selbst mit normalen Alltagsschuhen tut man sich schwer am Rande des Teichs, wenige hundert Meter von Ziegenbach entfert. Direkt an der Landkreisgrenze zu Kitzingen gelegen gehört die kleine Gemeinde zum Aischgrund – einer Region mit einer kulinarischen Besonderheit. Den Aischgründer Karpfen gibt es hier, einen Fisch, dessen Herkunft seit mehreren Jahren von der EU geschützt ist. Eine ganze Reihe von Herstellern nutzt die g.g.A., die „geschützte geografische Angabe“ als Zeichen besonderer Qualität und hat sich dafür in das Kontrollsystem aufnehmen lassen. Im Aischgrund bewirtschaften rund 1200 Teichwirte etwas mehr als 7000 Teiche mit einer Fläche von etwa 3000 Hektar. Meist handelt es sich um kleine Teiche.
Auch die Familie Eisen aus Ziegenbach hat einen solchen Teich und steht auf der Herstellerliste der „Aischgründer Karpfen g.g.A.“. Seit mehreren Generationen bewirtschaftet sie das Gewässer am Rande der Gemeinde an der Grenze zum Landkreis Kitzingen. „Mein Uropa hat damit angefangen. Wir machen das schon ewig und drei Tage“, sagt Armin Eisen, mit 37 Jahren einer der wenigen jüngeren Teichbewirtschafter in der Region. Sein Haupterwerb sind die Karpfen nicht, dazu ist die Anlage viel zu klein. „Ich mach' das hobbymäßig.“
Viel Zeit und Geld investiert
Es ist eine Freizeitbeschäftigung, in die er viel Zeit steckt. Jeden Tag mindestens eine Viertel- bis eine halbe Stunde, um nach dem Rechten zu schauen. Fressen die Fische? Passt alles mit dem Zulauf? Mit dem Wasser? Alle 14 Tage mäht er das Gras rund um den Teich. „Ich mähe mit dem Rasenmäher und teilweise mit der Sense, anders komme ich nicht hin“, erzählt der Ziegenbacher. Im Frühjahr kauft Armin Eisen Setzlinge in Obervolkach, 20 bis 30 Zentimeter groß, 200 bis 300 Gramm schwer, und setzt sie im Teich ein. Das Futter holt er in Dettelbach und fährt dafür mit dem Traktor die lange Strecke quer durch den Landkreis Kitzingen. „Gutes Futter zu finden ist nicht einfach“, berichtet er. Denn einem echten Aischgründer Karpfen darf nicht einfach irgendetwas gefüttert werden. Die Bedingungen für die Erzeugung sind genau festgelegt, um die Qualität zu sichern.
Nur Getreide und Hülsenfrüchte sind bei der Fütterung erlaubt, der Besatz ist auf eine bestimmte Zahl beschränkt, damit die Karpfen genug Platz im Teich haben. Der Aischgründer Karpfen darf zudem einen vorgegebenen Fettanteil nicht überschreiten.
Armin Eisens Fische leben in einem Teich, der rein mit Quellwasser gespeist wird. Das Wasser ist kalt im Gegensatz zu den Himmelsweihern, die ihr Wasser aus den Niederschlägen beziehen und keinen Zulauf haben. Er stellt per Solarpumpe den richtigen Sauerstoffgehalt im Wasser sicher. Er desinfiziert den Teich regelmäßig, damit die Fische nicht krank werden. Er hat also eigentlich alles richtig gemacht. Trotzdem kann er seine Fische jetzt nicht verkaufen – weil sie verschwunden sind.
Am vergangenen Wochenende hat Armin Eisen den Teich abgelassen, wie er es im Herbst immer macht. Die Karpfen der Kategorie „K3“ sollten an eine Gaststätte verkauft werden. 80 bis 100 Fische sollten es heuer sein. Jahr für Jahr fischt er die dreijährigen Tiere ab, wässert sie noch acht bis zehn Tage und dann gehen sie an den Wirt. Die jüngeren Fische kommen wieder zurück in den neu gefluteten Teich. „Wer mehrere Teiche hat, gibt sie in einen zweiten“, erklärt Eisen.