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Die Suche nach einem Verbündeten


Autor: Dagmar Ungerer-Brams

Krautheim, Montag, 16. März 2015

Die Gespräche fanden hinter verschlossenen Türen statt. Die Themen lagen schon vorher auf dem Tisch. Am Freitag stattete Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt dem Präsidenten des Bayerischen Brauerbundes einen Besuch in Krautheim ab. Friedrich Düll ist Inhaber der dortigen Brauerei.
Ein Prosit vor den politischen Gesprächen: Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, dessen Präsident und Inhaber der Krautheimer Brauerei, Friedrich Düll, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber und der Referent für politische Kontakte beim deutschen Brauereibund, Marc-Oliver Huhnholz.


Die Gespräche fanden hinter verschlossenen Türen statt. Die Themen lagen schon vorher auf dem Tisch. Am Freitag stattete Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt dem Präsidenten des Bayerischen Brauerbundes einen Besuch in Krautheim ab. Friedrich Düll ist Inhaber der dortigen Brauerei.

Der Besuch war unspektakulär, das Ergebnis der rund eineinhalbstündigen Beratungen auch. Aber Beschlüsse oder Weichenstellungen waren auch nicht zu erwarten. Beide Seiten wollten sich austauschen, gegenseitiges Verständnis aufbauen. Und die Brauereivertreter hofften auf einen Verbündeten.

Als absolut positiv und konstruktiv fasste Friedrich Düll die Unterredung zusammen. „Unsere Sorgen waren den Politikern bereits größtenteils bekannt, dennoch war es wichtig, sie noch einmal damit zu konfrontieren.“ Gerade der Schutz des Wassers ist den Brauern in diesen Tagen ein wichtiges Anliegen. „Auch wir sehen die Erdgasförderung durch Fracking extrem kritisch“, so Düll.

Großer Redebedarf

Im Vorfeld hatte der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, Lothar Ebbertz, auf die Bedeutung des Besuches hingewiesen. „Das ist für uns schon ein besonderer Termin.“ Selbst die hochrangigen Vertreter des deutschen und bayerischen Brauereigewerbes kommen eben nicht so häufig in den Genuss eines informellen Gespräches mit dem deutschen Minister für Ernährung und Landwirtschaft. Dementsprechend groß war der Redebedarf.

Friedrich Düll brannte im Vorfeld vor allem die Frage unter den Nägeln, ob die Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) beziehungsweise Kanada (CETA) negative Auswirkungen für die heimischen Brauer haben. „Wir wollen, dass unsere Marke auch weiterhin geschützt wird“, sagte er. Vom Bundesminister erwartet er deshalb, dass er die Interessen der deutschen Brauer bei den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen vertritt.

Wichtiger Exportmarkt

Bei der Vorstellung, dass künftig in Kanada „bayerisches Bier“ gebraut und mit einem weiß-blauen Etikett verkauft wird, muss nicht nur Düll schlucken. „Wenn auf einem Produkt Bayern draufsteht, dann muss es auch aus Bayern kommen“, forderte Ebbertz, dem die Bedeutung des Exportmarktes sehr bewusst ist. Rund 20 Prozent des bayerischen Bierabsatzes wird außerhalb Deutschlands verkauft, etwa 4,6 Millionen Hektoliter Bier gehen Jahr für Jahr ins Ausland. „Es ist wichtig, dass wir unsere geschützte Bezeichnung durchsetzen können, um den Export auch auf Länder wie Kanada oder die USA ausdehnen zu können“, sagte Ebbertz. Werner Albrecht, Mitarbeiter von Minister Schmidt, hatte im Vorfeld des Gespräches versichert, dass an genau dieser Lösung gearbeitet wird.

Bis Ende des Jahres sollen die technischen Fragen rund um das Freihandelsabkommen geklärt sein. In diesen Tagen wird über die so genannte Short-List verhandelt. Darauf stehen diejenigen Lebensmittelbezeichnungen, die auch in den USA beziehungsweise Kanada geschützt sein sollen. Der Begriff „Bayerisches Bier“ ist darin genauso enthalten wie der Begriff „Münchner Bier“. Der Begriff „Kölsch“ dagegen nicht. „Wir können nicht alle Gattungsbegriffe in die Short List aufnehmen“, erklärt Albrecht. Sonst würde sie schnell zu einer „Long List“ ausarten. Alleine im Bereich Spirituosen gibt es rund 350 Spezialitäten, die hierzulande mit einer geschützten geografischen Bezeichnung versehen sind.

Minister Schmidt bestätigte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Herkunftsbezeichnung ein wichtiges Thema sei, aber beileibe nicht das Einzige. „Es geht mir auch um die Lebensmittelsicherheit oder die Struktur der mittelständischen Brauereien.“ Die müssten sich in einem schwierigen Umfeld behaupten, der Biermarkt sei nicht ganz einfach, was Lothar Ebbertz bestätigt. „Die Zahl der Konsumenten ist rückläufig und der demografische Faktor bekannt.“

Für Minister Schmidt ist klar, dass der Weg in eine erfolgreiche Zukunft nur über die Qualität führen kann und nicht über die Masse. „Das ist ja auch der Vorteil der kleineren Brauereien.“ In Krautheim wollte er sich deshalb auch darüber informieren, wie sich mittelständische Brauereien in diesem Umfeld und Wettbewerb fühlen. Letztendlich regle zwar der Markt die Nachfrage, aber die Politik sei für die Leitplanken zuständig. Schmidt will seinen Beitrag leisten, damit die kleinen Brauereien auch in Zukunft eine gute Chance haben, sich auf diesem Markt zu behaupten. „Und das funktioniert vor allem über Qualitätsbezeichnungen“, meinte er. Der Begriff „made in Germany“ sei schon immer ein solches Qualitätsmerkmal gewesen. „Wir müssen jetzt schauen, wie wir mit diesem Pfund wuchern, ohne dass sich andere davon ein Stück abschneiden.“

Trinkwasserschutz

Zu den weiteren Themen, die hinter verschlossenen Türen beraten wurden, zählte die Nutzung von regionalen Produkten für die Bierherstellung, der Trinkwasserschutz und die Überwachung des Lebensmittelrechtes. Schmidt versichert, dass die europäischen Schutzstandards im Lebensmittel- und Verbraucherbereich von Seiten der EU nicht verhandelbar seien. Es gelte, das hohe Niveau des Verbraucherschutzes nicht aufzuweichen.

Der Bierkonsum ist leicht rückläufig, ein Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die deutschen Brauer nicht gerade ermutigend. Zwischen 2013 und 2020 soll der durchschnittliche Alkoholkonsum um zehn Prozent gesenkt werden. Für Werner Albrecht der falsche Ansatz. Viel besser sei es, gefährdete Personengruppen über Prävention und Kampagnen zu warnen.

Warnhinweise, wie sie seit längerem auf Zigarettenpackungen zu sehen sind, seien kein Thema bei den Gesprächen über das Freihandelsabkommen, aber für die Bierbrauer dennoch eine Art Damoklesschwert. „Wir dürfen nicht in die gleiche Schiene wie die Tabakindustrie kommen“, wünscht sich Albrecht. Letzt-endlich müssten solche Warnhinweise auf nationaler Ebene geregelt werden und seien eine Sache der Gesundheitspolitik. Die Vertreter der Bierbrauer hofften am Freitag auch in dieser Frage in Christian Schmidt einen Verbündeten zu finden.