Die Kaufkraft in der Region lassen
Autor: Norbert Hohler
Kitzingen, Mittwoch, 30. Juli 2014
Kitzingen ist eine Stadt mit vielen individuellen Läden und Fachgeschäften, persönliche Beratung wird groß geschrieben. Damit das trotz Amazon und Ebay auch künftig so bleibt, haben die Mediengruppe Main-Post und das Funkhaus Würzburg eine gemeinsame Aktion
Kitzingen ist eine Stadt mit vielen individuellen Läden und Fachgeschäften, persönliche Beratung wird groß geschrieben. Damit das trotz Amazon und Ebay auch künftig so bleibt, haben die Mediengruppe Main-Post und das Funkhaus Würzburg eine gemeinsame Aktion
ins Leben gerufen: „Lass den Klick in deiner Stadt“, heißt die Kampagne, die dem Verbraucher vermitteln will: Kaufe da, wo du auch wohnst!
„Wir müssen uns gemeinsam für den Erhalt der Kaufkraft in der Region stark machen“, betont Main-Post-Verkaufsleiterin Karina Rösch. „Nur so können wir dauerhaft die Attraktivität unserer Städte erhalten und der nächsten Generation genügend Ausbildungsplätze anbieten.“
„Wir freuen uns über die Aktion“, erklärt Claudia Biebl, die Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins sichert Unterstützung zu. Sie ist davon überzeugt, dass bei der Bevölkerung das Bewusstsein dafür geschärft werden muss, wie wichtig der Einzelhandel vor Ort ist. „Wir vom Stadtmarketing haben dazu viele Ideen, planen auch eigene Aktionen“, so Biebl weiter. „Es soll darum gehen, die Wirkung langfristig zu verstärken.“
Rainer Hornig findet die Aktion „Lass den Klick in deiner Stadt“ gut. Der Uhrmachermeister hat vor zehn Jahren den Juwelierladen in der Alten Burgstraße übernommen, der dort seit über 100 Jahren existiert. „Es kommt schon vor, dass sich junge Leute für Eheringe ausführlichst beraten lassen, dann aber per Internet kaufen“, bedauert der 54-Jährige. Vorerst will Hornig, der vorher 17 Jahre ein Geschäft in Marktbreit hatte, seine Beratung dennoch weiter kostenfrei anbieten. „Ich weiß, das anderswo immer öfter zehn oder gar 20 Euro verlangt werden.“ Ein Trumpf beim Kampf um die Kunden sieht Hornig in seinen Fähigkeiten als Uhrmacher. „Ich repariere alles selbst, es muss nichts eingeschickt werden. Das kommt sehr gut an.“
Beim Modehaus Stemplowsky in der Siedlung, das seit 1966 existiert, hat man vor allem die ältere Generation jenseits der Idealfigur im Blick. „Wir haben zu 95 Prozent Stammkunden,“ sagt Inhaber Harald Stemplowsky. Tochter Sabrina findet die Aktion „Lass den Klick in deiner Stadt“ wichtig. „Auch ältere Kunden entdecken das Internet für sich. Umso wichtiger ist, dass wir sie durch gute Beratung an uns binden. Sie sollen erst gar nicht auf die Idee kommen, im Internet zu bestellen.“ Gut sei zudem, dass ihre Mutter Marion Schneiderin ist: „In neun von zehn Fällen muss etwas geändert werden.“
„Ihre Aktion passt punktgenau zur Grundfrage: Macht uns das Internet kaputt oder nicht“, findet Eugen Herbach. Der Chef des Kitzinger Juwelier- und Optik-Geschäfts setzt auf die Kombination von Beratung und handwerklichen Fähigkeiten. „Vorhin war ein Achtjähriger mit seiner Mutter da und hat mir ganz fasziniert zugeschaut, wie ich seine Uhr repariert habe. Ich habe zu ihm gesagt: Wenn du willst, kannst du gleich einen Vorvertrag für eine Ausbildung haben.“ Ein gutes Stichwort: Vater Lothar hat rund 150 Jugendliche ausgebildet, Eugen Herbach zehn, weitere sollen hinzukommen. Er sieht auch Chancen durch das Internet. „Wenn einer kommt, eine ganz bestimmte Uhr will, dann helfe ich ihm bei mir am Laptop, sie zu finden. Und wenn er bei uns kauft, wird zum Beispiel das Armband angepasst, er hat den Service. Und wir haben auch was davon.“