Der gläserne Geselle
Autor: lgl
Kitzingen, Freitag, 30. August 2013
„Ich hatte das Gefühl, dass es richtig was werden kann“. Sein Gefühl hat Florian Gutjahr nicht getrogen. Er ist frisch gebackener Geselle der Glaser, Fachrichtung Fenster- und Fassadenbau, noch dazu Kammersieger, mit den Noten eins und zwei. Klassenbester, Notendurchschnitt: eine Eins.
„Ich hatte das Gefühl, dass es richtig was werden kann“. Sein Gefühl hat Florian Gutjahr nicht getrogen. Er ist frisch gebackener Geselle der Glaser, Fachrichtung Fenster- und Fassadenbau, noch dazu Kammersieger, mit den Noten eins und zwei. Klassenbester, Notendurchschnitt: eine Eins.
Mit 29 Jahren begann er seine Ausbildung bei der S. & W. Frank Bauglaserei in Etwashausen, mit 32 kann er etliche Erfolge vorweisen. Mit ihm freut sich sein Chef, Siegfried Frank. „Florian ist richtig motiviert, er wollte unbedingt eine Berufsausbildung machen“, betont der Obermeister der Glaser- und Fensterbauer-Innung Unterfranken. Das sei bei manch Jüngeren nicht der Fall.
„Die Erkenntnis, was man eigentlich will, kommt meist später, bei manchem nie.“ Für Siegfried Frank hatte Florian Gutjahr genau das richtige Alter. „Bei älteren Schülern ist das Verständnis für die theoretischen Dinge ausgeprägter als bei jüngeren“, bestätigt Juniorchef Max Frank. Florian Gutjahr und Max Frank kennen sich schon aus dem Kindergarten. Als der Juniorchef seinen Meister gemacht hatte, suchte das Unternehmen nach einem Auszubildenden. „Ich hatte noch keine Ausbildung und habe die Chance ergriffen“, erinnert sich Florian Gutjahr.
Auf die Baustelle, Fenster montieren, anschlagen und einglasen: So sieht sein Alltag aus. Die Etwashäuser Bauglaserei stellt Holzfenster noch selbst vollständig her: „Wir können noch den kompletten Produktionsprozess vermitteln: Zuschnitt, Fertigung der Rahmen, Weiterbearbeitung in der Oberfläche, Anschlagen der Beschläge, Einglasen und die Montage“, erklärt Siegfried Frank. Von daher könne der Auszubildende den Beruf von der Pike auf sehen und auch lernen – keine Selbstverständlichkeit und ein Vorteil in der Prüfung. Nur Kunststofffenster kann die Etwashäuser Firma nicht selbst herstellen. Dafür gibt es aber eine überbetriebliche Lehrunterweisung.
„In unserem Betrieb habe ich alles für die Praxis mitbekommen“, freut sich der neue Geselle. Besonders gerne lackiert er, aber auch Montieren und Anschlagen macht ihm Spaß.
In der zehntägigen Prüfung in Vilshofen musste er drei Tage lang insgesamt sechs Aufgaben in der Gruppe bewältigen, unter den Augen der Prüfer. Kollege Eduard Rebensdorf ist einer von ihnen: „Sie dürfen keine Maschinen benutzen, alles muss Handarbeit sein.“ Da beide im gleichen Betrieb arbeiteten, durfte er Florian Gutjahr nicht selbst in Augenschein nehmen: „Aber ich habe mir seine Stücke angeschaut – die waren einfach super.“ Bammel vor der Prüfung hatte Florian Gutjahr keinen. Und so punktete der zweifache Familienvater und Basketballspieler des TV Ochsenfurt auch in der Theorie.
Kopfrechnen oder Flächen bestimmen: Mathematik ist in diesem Beruf wichtig. Genau so wie ein räumliches Vorstellungsvermögen und sauberes Skizzieren. Wer das nicht könne, tue sich schwer, bemerkt der Innungs-Obermeister Siegfried Frank. Und mit Blick auf die Prüfung ergänzt er: „Unter den 61 waren auch welche, die um ein Haar durchgefallen wären.“