Corona und Schweinepest: Absatzstau im Schweinestall
Autor: Daniela Röllinger
Mönchsondheim, Montag, 30. November 2020
Schweinehalter bangen um ihre Existenz: Wegen Corona nehmen Schlachthöfe weniger Tiere ab, Preise fallen und die Afrikanische Schweinepest sorgt für Einbruch beim Export.
Die eine Kurve geht steil nach unten, die andere steigt kontinuierlich an: Die Kombination aus dem Preisverfall beim Schweinefleisch und dem Stau beim Schlachten aufgrund der Corona-Pandemie ist für Schweinehalter fatal. Für viele steht die Existenz auf dem Spiel.
Schweinestau. Die meisten Verbraucher werden bei diesem Wort mit den Schultern zucken. Was soll das sein? Sie machen sich keine Gedanken um die Situation derjenigen, von denen das Fleisch für die Produkte kommt, die sie Tag für Tag verzehren. Als dramatisch hat Bauernpräsident Walter Heidl diese Situation kürzlich bezeichnet. Den Schweinehaltern drohe im Schraubstock zwischen Schlacht-Stau und Preisverfall die Luft auszugehen.
Übertrieben? Typisches Gejammer der Bauern? Die Zahlen sprechen ein anderes Bild. Drei Schweinehalter aus dem Landkreis Kitzingen geben Einblick in ihre Situation. Ein Gespräch, das ernüchtert. Ein Gespräch, das Verbraucher wie Politiker aufrütteln sollte. Die Runde trifft sich auf dem Hof von Martin Uhlmann, unweit von Mönchsondheim. Der Großvater seiner Frau ist vor vielen Jahren ausgesiedelt, hat sich auf Schweinhaltung spezialisiert. Die nächste Generation hat den Betrieb übernommen, dann die übernächste – Margarete und Martin Uhlmann. Beide haben viel Geld in den Betrieb investiert, um die immer höher werdenden Auflagen zu erfüllen, um zukunftsfähig zu bleiben.
„Auch große,
zukunftsfähige Betriebe werfen in letzter Zeit immer häufiger das Handtuch.“
Die Uhlmanns sind Ferkelerzeuger. 1500 Ferkel stehen in der Aufzuchtphase normalerweise im Stall. Mit acht Kilo kommen die kleinen Schweine weg von der Mutter. Wenn sie etwa 30 Kilo wiegen, kommt etwa ein Viertel der Tiere in den eigenen Maststall, die anderen Ferkel werden verkauft.
Klaus Niedermeyer, Vorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung im Landkreis Kitzingen, hat seinen Betrieb in Neuhof bei Dettelbach. Er hat ein so genanntes geschlossenes System, züchtet Ferkel und mästet sie selbst. Etwa 120 Sauen stehen in seinem Stall sowie 1200 Mastschweine. Der dritte Schweinehalter in der Runde ist Helmut Schmidt aus Gnötzheim, ein reiner Schweinemäster. Er kauft die Tiere von einem Ferkelerzeuger, mästet sie, bis sie etwa 120 Kilo wiegen. Dann kommen sie, wie die Mastschweine von Klaus Niedermeyer, zum Schlachter.