Corona macht's nötig: Küchenpraxis auf Distanz
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Montag, 01. März 2021
Jeder kocht sein eigenes Süppchen: Auch für die Hauswirtschaftsschülerinnen verlief der Unterricht in der letzten Zeit anders als geplant. Gemeinsames Kochen war nicht drin.
Es ging, dank moderner Technik und viel Engagement. Auch auf Distanz haben die Kitzinger Hauswirtschaftsschülerinnen in den letzten Wochen viel gelernt. Weil im Sommer ihre Prüfung ansteht, durften sie jetzt als Abschlussklasse in die Schulküche und den Hauswirtschaftsraum zurückkehren. Schulleiterin Thea Schlesinger ist froh darum – auch wenn der Distanzunterricht gut gelaufen ist.
Mitte Februar: Ruth Halbritter sitzt am Schreibtisch, vor ihr steht ein Computer, an der Wand hängt ein riesiger Bildschirm. KP steht gerade im Stundenplan – Küchenpraxis. Eigentlich würde die Fachlehrerin jetzt gemeinsam mit ihren Schülerinnen in der Lehrküche stehen, die Töpfe würden klappern, es würde geschnitten und gerührt, Gerüche würden den Raum durchziehen, zwischendurch würde der eine oder andere lustige Satz die Stimmung lockern.
Jetzt sitzt Ruth Halbritter alleine im Büro. Und ihre Schülerinnen alleine zuhause. Küchenpraxis, das ist in Zeiten von Lockdown und Distanzunterricht zunächst einmal nur Theorie. Wissen wird über Worte und Bilder vermittelt. Ein kleiner Vorführungsteil veranschaulicht, was vorher erklärt wurde. Wie eine Ente gefüllt wird, wie das Hähnchen zerlegt, wie ein Teller festlich dekoriert wird oder Nudeln selber gemacht werden. Die Praxis muss jeder später daheim alleine erledigen. Ob der Vorspeisenteller appetitlich angerichtet wird, kann die Lehrerin nur anhand von Fotos überprüfen, die ihre Schülerinnen schicken. Auch die kleinen Hinweise, die im realen Schulalltag ganz nebenbei gegeben werden, bleiben auf der Strecke. Wenn das Messer nicht richtig in der Hand liegt, zum Beispiel, oder das Wasser länger läuft als nötig wäre.
„Im normalen Unterricht kann ich viel mehr zeigen als vor der Kamera“, sagt Ruth Halbritter rückblickend. Trotzdem ist sie ebenso wie ihre Kolleginnen Thea Schlesinger und Gabriele Schenk froh darüber, dass der Unterricht auf Distanz funktioniert hat und die Schüler eifrig mitgemacht haben. „Sie fanden den Distanzunterricht wesentlich besser, als wenn es nur Arbeitsblätter geben hätte“, weiß Ruth Halbritter. Und der einen oder anderen Schülerin, die kleine Kinder hat, sei es sogar entgegen gekommen, dass sie zum Unterricht nicht ins Amt für Landwirtschaft musste – schließlich waren auch die Kinder daheim.
Die Frauen haben im Distanzunterricht sehr gut mitgemacht, bestätigt Halbritter. Wobei sie sich, wie Thea Schlesinger anfügt, natürlich erst an den Unterricht mit Kamera gewöhnen mussten. „Mit der Zeit haben sie sich getraut, zwischendurch was zu sagen und auch untereinander Gespräche zu führen“, so Schlesinger. Solche „Quergespräche“ seien ein wichtiger Austausch untereinander.
Der Ehrgeiz der Schülerinnen ist groß, schließlich besuchen sie die Schule freiwillig, wollen im Sommer den Abschluss zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung oder gar der staatlich geprüften Hauswirtschafterin in der Tasche haben. So ist trotz manchmal wackeligen Internets niemand abgesprungen. Selbst die einzige Schülerin, die zuhause kein Internet hat, hat eifrig mitgelernt und sich die Unterrichtsmaterialien in Papierform abgeholt.
Genauso wie die Schüler mussten sich auch die Lehrer erst einmal in die neue Technik einarbeiten und üben, wie Videokonferenzen mit der modernen Anlage funktionieren. Distanzunterricht sei anstrengend, sagt Thea Schlesinger. Neben der Vermittlung fachlichen Wissens müsse die Technik funktionieren, zudem sei die Interaktion mit den Schülern schwieriger. „Wenn die Leute vor einem sitzen, nimmt man automatisch wahr, wenn sich jemand meldet“, erklärt Schlesinger. Im Distanzunterricht ist viel mehr Aufmerksamkeit nötig, um nichts und niemanden zu übersehen.