Busfahrer verzweifelt gesucht
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 29. April 2015
Ein Beruf, der ausstirbt? Ganz so schlimm ist es nicht, aber die Sorgen sind da. Busfahrer werden verzweifelt gesucht. Auch im Landkreis Kitzingen.
Ein Beruf, der ausstirbt? Ganz so schlimm ist es nicht, aber die Sorgen sind da. Busfahrer werden verzweifelt gesucht. Auch im Landkreis Kitzingen.
Fabian Schmitt fährt seit zehn Jahren Bus, sein Vater seit 40 Jahren. Die Großlangheimer haben im Schnitt zehn große und drei kleine Busse im Einsatz. Neben Vater und Sohn fährt auch noch Mutter Andrea, darüber hinaus sind derzeit vier Fahrer fest angestellt und es gibt Aushilfsfahrer. „Wir suchen händeringend gute Fahrer“, sagt Fabian Schmitt. Die Hauptsaison steht vor der Tür.
Bei der Agentur für Arbeit in Würzburg sind aktuell 19 offene Stellen für Busfahrer gemeldet. „Sie könnten ab sofort oder in den nächsten zwei bis drei Monaten zu besetzen sein“, informiert Pressesprecher Wolfgang Albert. Schon gibt es Unternehmen, die mit einer Einstellungsprämie locken. „So etwas hat es früher nicht gegeben.“
Früher – das war die Zeit, als die Bundeswehr noch als kostenlose Ausbildungsstätte fungierte. „Die Leute von der Bundeswehr sind komplett weggebrochen und fehlen am Markt“, sagt Horst Schilling, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Landesverbandes bayerischer Omnibusunternehmen. Und der Markt wird dank der Fernreisebusse immer größer. Die Deutsche Bahn hat angekündigt, im zweiten Quartal des Jahres die Zahl der Fernbus-Verbindungen zu vervierfachen. Bis zum Jahresende will „Mein Fernbus Flixbus“ mehr als 50 neue Linien und mehr als 500 neue Direktverbindungen schaffen.
„Wo sollen die Fahrer nur herkommen?“, fragt sich Fabian Schmitt und prognostiziert einen harten Preiskampf und Wettbewerb um neue Busfahrer. „Die Gehälter werden explodieren“, meint er. Deutlich über 2000 Euro netto verdient ein Busfahrer laut Horst Schilling in Bayern, wenn man die Spesen dazurechnet. Der Bruttolohn liegt durchschnittlich bei rund 1900 Euro. Gerade in den neuen Bundesländern verdienen Busfahrer allerdings weniger. Viele suchen in Süddeutschland eine neue Anstellung – genauso wie Fahrer aus Griechenland, Spanien, Tschechien oder anderen Ländern.
„Die können alle Bus fahren“, sagt Fabian Schmitt. „Aber die Verständigung ist oft das Problem.“ Klar: Auf langen Reisen wollen die Gäste auch mal ein paar Takte mit dem Busfahrer reden. Manche Verkehrsunternehmen in Ballungsgebieten bieten Interessenten deshalb schon einen kostenlosen Sprachkurs an, bevor sie sich ans Steuer setzen dürfen.
Etwa ein Drittel der rund 60 Fahrer beim Abtswinder Unternehmen Burlein und Sohn sind ehemalige Aussiedler aus Osteuropa. „Fleißige Menschen und gute Fahrer“, sagt Andreas Huscher. Burlein setzt seine mehr als 40 Fahrzeuge „nur“ für den Linienverkehr ein. Personalsorgen kennt das Unternehmen nicht. „Wir müssen sogar Bewerbern absagen“, erzählt Huscher. Die geregelten Arbeitszeiten und der gute Verdienst machen Burlein und Sohn offensichtlich zu einem gefragten Arbeitgeber.