Ende der jüdischen Gemeinde vor 120 Jahren
Autor: Norbert Bischof
Segnitz, Montag, 24. April 2017
Vor 120 Jahren, 1897, wurde die Segnitzer Synagoge verkauft. Sie diente danach unter anderem als Sozialunterkunft. Heute erinnern nur noch Spuren an die einst religiöse Bedeutung.
Zum 875. Jubiläum der Ersterwähnung von Segnitz, die dieses Jahr mit einem Veranstaltungsreigen gefeiert wird, lohnt sich auch ein Blick in die Geschichte der einst lebendigen jüdischen Kultusgemeinde und ihrer Synagoge. Vor 120 Jahren, am 23. März 1897, wurde die Segnitzer Synagoge verkauft.
Die Notariatsurkunde von 1897 unterzeichnete Samuel Spier als letztes Mitglied der Segnitzer Kultusgemeinde und ehemaliger Leiter des Brüsselschen Instituts. Käufer des Anwesens in der heutigen Linsengasse war der „Oekonom“ Valentin Meuschel. Dieser veräußerte das Haus nur wenig später an die Gemeinde Segnitz, die damals ein geeignetes Objekt für ein Armenhaus suchte.
Lehrer, Schächter, Vorsänger
Zu dieser Zeit existierte die jüdische Gemeinde von Segnitz aber schon lange nicht mehr und auch das Brüsselsche Institut hatte seinen Schul- und Internatsbetrieb bereits 1881 eingestellt.
Mit der allmählichen Lockerung der heimatrechtlichen Gesetze für die Juden im Königreich Bayern in den 1860er Jahren, spätestens aber mit der völligen Gleichstellung im Deutschen Reich ab 1871 verließen immer mehr Landjuden ihre Heimatdörfer, um sich in wirtschaftlich interessanteren Orten und Städten anzusiedeln.
Erst Armenwohnung, dann Leerstand
1871 gab es in Segnitz nur noch vier jüdische Bürger, die in religiösen Angelegenheiten ohnehin schon seit geraumer Zeit von Lehrern des Brüsselschen Instituts betreut wurden. Die Synagoge diente zudem seit dem Wegzug der letzten Religionslehrerswitwe um 1880 zeitweise als Armenwohnung und stand zuletzt leer.
Das Gebäude in der Linsengasse war seit März 1786 Eigentum der israelitischen Kultusgemeinde von Segnitz. Bis dahin fanden die Gottesdienste und der Religionsunterricht in Privatwohnungen statt. Nach Verhandlungen mit der Gemeinde und mit den Dorfherren Ansbach und Zobel genehmigte man der „hiesigen Judenschaft die Errichtung einer Synagoge in dem erkauften Schuhmacher Pfeifferschen Haus“.
Dort wohnte fortan der „Judenschulmeister“, der auch den Vorsänger- und Schächterdienst zu erledigen hatte.