Während der Till von Nordheim eine Diktatur in den USA befürchtet, mutiert der heimische Elferrat zur menschlichen Karottenorgel. Lokalmatador Dietrich Heinemeyer hielt in der Faschingssitzung des Karnevalsvereins Weingenießerclub Nordheim (WGCN) als Till rund 620 närrischen Gästen den Spiegel vor die Augen. Kritisch beäugte der Büttenredner aus den eigenen Reihen das aktuelle Welt- und Landesgeschehen. Es war der einzige nachdenkliche Beitrag in der Volkacher Mainschleifenhalle an einem ausgelassenen Abend, der von witzigen Büttenreden und tänzerischen Glanzlichtern geprägt war.

Schalk im Nacken

Schon der Einzug des WGCN-Elferrates und des Weinprinzessinnen-Elferrats verriet: diesen Faschingsmachern sitzt der Schalk im Nacken. Unter der Regie von Sitzungspräsident Jürgen Förster, der seit 18 Jahren das Narrenschiff steuert, und der fränkischen Weinkönigin Christina Schneider, die ihren femininen Elferrat meisterlich dirigierte, startete eine fünfstündige Schau mit viel Kurzweil und Unterhaltung.

Unterstützt wurde die einheimische Faschingsarmee von den Akteuren des Hambacher Carnevalvereins (HCV), der mit hundert Frauen und Männern samt Elferrat angereist war. „Wir sind durch die Milchstraße geflogen, um hierher zu kommen“, scherzte dessen Sitzungspräsident Gerhard Schneider. WGCN-Ikone Gustav Förster erklärte dem Narrenvolk, wie das Klatschen geht und los ging das muntere Treiben.

Den fulminanten Startschuss gab die Freestyle-Tanzgruppe „Cascara“ des TSC Volkach, der an diesem Abend mit seinen Tänzerinnen mehrfach Begeisterungsstürme auslöste. Wolfgang Voit wandte sich als fränkischer Sprachprofessor an die Gäste aus anderen Bundesländern: „Fränggisch is doch gar nit so schwer.“ Mit einem Bacchus Spätlese erhielten Alexandra Hebestreit, Iris Häußlein und Helge Hebestreit ihre Elferratstaufe beim WGCN.

Hauptmann Küppers alias Rolf Herzel nahm wieder kein Blatt vor den Mund und begab sich mit einem Smartphone-Schmusesong auf Friedensmission zwischen Mann und Frau. Wolfgang Düringer ist seit 17 Jahren als Weinprinzessin Apolonia im Amt. Mittlerweile hat er/sie magische Kräfte: „Ich geh mit einem Affen ins Bett und steh mit einem Kater auf.“ Der Schrecken des Terrors, Brexit, Asylrecht, AfD und der SPD-Kanzlerkandidat waren weitere Themen auf der Agenda des Nordheimer Till Dietrich Heinemeyer.

Meister der Verwandlung

Als wahrer Meister der Verwandlung entpuppte sich Stefan Dietrich. Das Publikum war so begeistert, dass es ihn kaum von der Bühne lassen wollte. Etwas schwerer tat sich eingangs der „Gottfasler aus Franken“ Alexander Göttlicher, dessen Zweideutigkeiten nicht jeder spontan verstand: „Veganer haben keinen Sex. Die pflanzen sich fort.“ Doch als er mit einer Bohrmaschine Karotten zu Flöten umfunktionierte und den Elferrat zur menschlichen Karottenorgel verwandelte, stand auch der Gottfasler als Gewinner fest. 45-jähriges Bühnenjubiläum feierte Michael Bechold. Kein Wunder also, dass er als „Jubilar“ mit Rollator seine Scherze machte. Musikalisch begleitete Bernhard Schäfer die Show.