Eine Wanderung mit Suchtcharakter
Autor: Norbert Hohler
Markt Einersheim, Montag, 27. Juli 2015
Am Ziel waren alle froh, dass es auf dem Weinfest in Markt Einersheim genügend Sitzplätze gab. Mit Anja auf Tour endete mit einer zünftigen Brotzeit und den Klängen der Bergmannskapelle Iphofen.
Am Ziel waren alle froh, dass es auf dem Weinfest in Markt Einersheim genügend Sitzplätze gab, zudem Steaks und Bratwürste, Schoppen und Wasser. „Mit Anja auf Tour“ endete am Sonntagabend mit einer zünftigen Brotzeit und den Klängen der Bergmannskapelle Iphofen, nachdem die rund 70 Teilnehmer des dritten Tages zuvor beim Marsch durch Feld und Flur noch eifrig selber gesungen hatten.
Anja Weisgerber war froh, dass auch ihre zweite Tour viel Anklang gefunden hat, es trotz unsicherer Wetterlage keinen nennenswerten Regen gegeben hatte. „Es waren viele Neue dabei“, bilanzierte die Bundestagsabgeordnete, die diesmal auf die Unterstützung ihres Vorgängers und Wanderungs-Erfinders Michael Glos verzichten musste. „Er hatte Gäste. Aber seine guten Wünsche haben uns begleitet.“
Am Freitag wurde am Brönnhof gewandert, dem einst drittgrößten Übungsplatz der US-Armee in Europa. Rund 180 Wanderer interessierten sich für die Zukunft des 2 600 Hektar großen, bewaldeten Geländes, von dem knapp ein Drittel Naturerbe werden soll. „Es war erstaunlich, wie viele Leute Geschichten ihrer Eltern oder Großeltern zum Brönnhof kannten und jetzt das Gelände erkunden wollten“, so Weisgerber. Richtig gut angekommen sei, dass Wildpferde aufgetaucht seien.
Samstag stand die ehemalige Sattler-Altlast in Schonungen auf dem Programm und am Nachmittag eine Schifffahrt auf dem Main, die rund 150 Gäste anlockte. Am Sonntag ging es insgesamt neun Kilometer entlang mehrerer Mühlen – mit der Besichtigung des Kirchenburgmuseums am Zwischenziel Mönchsondheim. „Dort kann man sehen, wie segensreich das Stadt-Förderprogramm ist“, so Weisgerber. Von dort seien 800 000 Euro der Gesamtinvestition von über zwei Millionen Euro gekommen. „Schön war auch, dass Museumsleiter Reinhard Hüßner die Wanderer mit seinen Anekdoten echt begeistert hat.“
Das bestätigte auch Cordula Scheer aus Sundern im Sauerland, die seit sieben Jahren Stammgast bei den Wanderungen ist. „Ich komme jedes Jahr mit meiner Schäferhündin Britta, warte schon immer sehnsüchtig auf den Brief mit der Einladung fürs nächste Mal.“ Sie sei Alleinreisende und hätte ohne Michael Glos und Anja Weisgerber nie so viele Einblicke gewinnen können. „Sonst fährt man auf der A3 hier vorbei, aber durch die Wanderungen bin ich Franken näher gekommen.“
Beim ersten Mal hatte sie als Selbstständige eine Frage an den Wirtschaftsminister. „Daraus geworden sind viele Kontakte nach Franken.“ Diesmal war Cordula Scheer vom ehemaligen Truppenübungsplatz am Brönnhof mächtig beeindruckt: von der Größe, der intakten Natur. „Und eins will ich Ihnen mal sagen: Die Franken sind sehr liebenswerte, offene Menschen“, schwärmte die Sauerländerin.
Was man uns Franken häufig so nachsagt, dass wir eher mundfaul sind, Gäste nicht an den Tisch bitten, ja sogar auf Nachfrage abweisen, das alles habe sie nie erlebt. „Das kenne ich eher von mir zu Hause. Da werden die Leute höchstens dann ein wenig locker, wenn sie ein zwei Schoppen oder Bier intus haben.“