Etwa 200 Motorradfahrer aus ganz Franken kamen am Wochenende nach Volkach. Sie ließen sich und ihre Maschinen segnen.
Wenn es um das Motorradfahren geht, könnten ihre Ansichten nicht gegensätzlicher sein. Während Joachim Rumpel (52) seit vielen Jahren ein begeisterter Biker ist, möchte ihn seine Frau Edith Günter-Rumpel am liebsten davon abhalten. "Es ist heute viel zu gefährlich auf unseren Straßen, gerade für Motorradfahrer. Sie werden oft übersehen. Deswegen fahre ich auch nie mit", sagt sie skeptisch.
Das Ehepaar aus Iphofen ist ein Musterbeispiel dafür, dass unterschiedliche Meinungen in einer Beziehung durchaus Platz haben dürfen. Seit 29 Jahren sind die Rumpels miteinander verheiratet. Am Sonntag feierten sie ihren Hochzeitstag, nicht zuhause im Wohnzimmer, sondern beim Motorradgottesdienst auf dem Volkacher Kirchberg.
Gemeinsam mit rund 200 Motorradfahrern aus ganz Franken baten die Rumpels Gott um eine unfallfreie Saison.
Seit sieben Jahren organisieren die offene Motorradfahrer-Gemeinschaft "VMT" und die Touristinformation Volkacher Mainschleife das Treffen, in dessen Mittelpunkt der Gottesdienst in der Wallfahrtskirche "Maria im Weingarten" steht. Das Motto lautete in diesem Jahr "Mensch denk'! - Gott lenk`!".
Der Gottesdienst in der Kapelle mit dem Chor "Free Gospel Singers" und Pfarrer Johannes Hofmann zog nicht nur Motorradfahrer an. Hofmann segnete im Anschluss auf dem Wallfahrer-Sammelplatz unterhalb der Wallfahrtskirche die zweirädrigen PS-Boliden, unter denen auch ein paar Roller und außergewöhnliche Vehikel zu finden waren.
In einem besonderen Outfit waren auch einige Kradfahrer erschienen. In rosafarbenen Hasenkostümen gaben die Mitglieder der Street Bunny Crew aus Kitzingen kräftig Gas.
"Wir fahren immer in diesen Klamotten durch die Gegend", sagt "Häschen" Samantha Grün aus Iphofen. Die Teilnahme an dem Motorradgottesdienst ist für sie eine "Selbstverständlichkeit", bei der man auch noch Gemeinschaft erleben kann.
"Ich treffe hier viele alte Bekannte", erklärt Gerhard Wirth seinen Beweggrund fürs Kommen. "Faxe", wie er von seinen Freunden genannt wird, fährt seit 30 Jahren Motorrad. Er liebt die Geselligkeit und den Spaß dabei. Sein Motto lautet "Just for fun". Vitus Simon (59) aus Ramsthal kurvt gerne in der Rhön herum, fühlt sich aber auch am Main sehr wohl. "Ich bin hier für mein Seelenheil und um Freunde zu treffen."
Ein absoluter Kurvenfan ist auch Joachim Rumpel. Er liebt die Serpentinen in den Alpen und schwärmt vom "Cruisen" durch die Natur: "Das ist Freiheit pur und Unabhängigkeit." Dass seine Frau ihn auf den Touren nicht begleitet, ist für ihn schon ein kleines Problem.
"Zu zweit auf der Maschine wäre ein schöneres Gefühl." Joachim akzeptziert aber die Bedenken seiner Frau und sie wiederum akzeptiert seinen Freiheitsdrang. "Nur so funktioniert eine Beziehung", weiß Edith Günter-Rumpel.
Sie ist allerdings immer froh, wenn sie am Abend den Motor seiner Maschine hört. "Wenn er mit seiner 900er Yamaha zum Hoftor wieder rein fährt fällt mir ein Stein vom Herzen."
Schlechte Erfahrungen habe die beiden schon gemacht. Als Kind wurde Edith Günter-Rumpel von einem Motorrad überfahren und Ehemann Joachim, genannt "Spock", hatte auch schon einen schweren Sturz. Dennoch vertraut die Mutter zweier erwachsener Kinder ihrem Mann. "Er ist ja Feuerwehrmann, fährt sehr sicher und nimmt auch regelmäßig am Sicherheitstraining teil."