Kreuzfahrtschiffe schippern auf dem Main. Die Passagiere gehen in Kitzingen, Volkach oder Marktbreit an Land. Ob sie dort Geld zurücklassen, ist die Frage.
Die Einen sind felsenfest überzeugt: Schiffstouristen bringen Geld in die Stadt, gehen shoppen, bevölkern Cafés und Restaurants, kaufen Souvenirs und Ansichtskarten. Kritiker finden, Anlegestellen wie in Kitzingen, Volkach oder Marktbreit dienen vor allem dazu, die Schiffspassagiere in Busse etwa nach Rothenburg oder Würzburg umsteigen zu lassen. Und schon aus Zeitmangel würden selbst diejenigen kaum etwas ausgeben, die zwar durch die Orte hasten, aber vor allem Sehenswürdigkeiten abhaken.
Bepackt mit Tüten
Julia Then kennt diese Debatten: 130 Flusskreuzer legten 2013 in Kitzingen an, heuer sind bislang 70 fest gebucht. Ist der Boom also schon wieder vorbei? „Wir haben 2011 begonnen, anfangs ist die Neugier immer groß. Jetzt hat sich das eingependelt, 70 bis 75 Schiffe sind realistisch,“ findet die Leiterin der Kitzinger Touristinfo. Bis zum Saisonende am 19. Dezember alle drei Tage ein Schiff, das sei durchaus ein Wirtschaftsfaktor.
Von daher widerspricht Then dem Umfrage-Ergebnis des Stadtmarketingvereins, wonach Schiffstouristen nichts bringen, Radtouristen ein bisschen was für die Gastronomie, während Wohnmobil-Gäste shoppen und essen gehen, viel Geld in der Stadt lassen würden. „Ich habe schon öfters gesehen, wie bepackt mit Tüten manche Gäste auf das Schiff zurückgekehrt sind. Dass sie nichts kaufen, kann also nicht ganz stimmen.“ Die Firma Amendt (Haushaltswaren, Geschenkartikel) würde regelmäßig fragen, wann das nächste Schiff eintrifft. „Das würden die nicht tun, wenn damit kein Umsatz zu machen wäre.“
Im Schweinsgalopp durch die Stadt?
Ernüchtert ist Magdalena Hofmann vom Souvenirladen „Tritt ein – Drop in“ am Falterturm. Sie sagt, Australier, Amerikaner und viele Andere würden gefühlt im Schweinsgalopp durch die Altstadt geführt. „Oft gehen sie zudem auf der falschen Straßenseite, nicht direkt an meinem Laden vorbei.“ Ein kleiner Stopp am Falterturm von fünf bis zehn Minuten könnte das Geschäft beleben. „Dann würden Viele bei mir reinschauen.“
Reedereien machen Vorgaben
Die Frau versteht auch nicht, warum sie nicht direkt an der Anlegestelle Souvenirs wie den Bierkrug mit Falterturm oder Rathaus anbieten darf, ein T–Shirt mit 'Love Kitzingen' oder Postkarten? „Das Ordnungsamt hat es nicht genehmigt. Warum, weiß ich nicht so genau.“ Da kann Julia Then helfen. „Die Schiffsmanager geben vor, was gemacht wird und was nicht, sogar bei den Besichtigungen. Und es ist ausdrücklich nicht gewünscht, dass die Gäste schon beim Aussteigen belagert oder gar wie auf einem Basar bedrängt werden.“
Was das Angebot betrifft, sieht Julia Then kaum Handlungsspielraum. „Die Reedereien legen fest, was sie wollen. Und wenn Schiffe morgens gegen 9 Uhr anlegen, hat sich das bewährt: Eine Stunde Stadtrundgang mit Synagoge, Luitpoldbad, Falterturm, Altem Friedhof, Königsplatz, Marktplatz. Dann eine Stunde Zeit zum Kaffee trinken oder einkaufen, um 11 Uhr Hofratempfang mit Weinprobe und Livemusik im Alten Klosterkeller, 13 Uhr Weiterfahrt. „Das läuft unter Fränkisches Weinfest.“
Begeistert von der Weinprinzessin
Kommen die Gäste von Budapest, seien sie oft ganz begeistert, vor allem von der Weinprinzessin. Kommen sie aus der anderen Richtung, von Amsterdam, hatten sie Weinproben und Symbolfiguren schon mehrfach am Rhein. „Dann ist das Echo natürlich viel verhaltener.“ Neu im Programm sind 45 Minuten Gymnastik und Joggen schon vor dem Frühstück, direkt nach dem Anlegen in Kitzingen. „Das wurde von den Gästen gewünscht, wir probieren es aus.“ Große Zahlen für dieses Zusatzangebot sind indes nicht zu erwarten: Die meisten Gäste sind über 60, wenn nicht gar über 70 Jahre alt.