Ebshäuser Kerm und das Vermächtnis des Emil Engelbrecht
Autor: Bearbeitet von Siegfried Sebelka
Kitzingen, Dienstag, 05. Sept. 2017
Die Ebshäuser Kerm hat eine lange Tradition und wird heuer in der Großen Gärtnervorstadt zum 113. Mal gefeiert. Gelegenheit für einen Rückblick.
Die Ebshäuser Kerm hat eine lange Tradition und wird heuer in der Großen Gärtnervorstadt zum 113. Mal gefeiert und zwar ab Freitag, 13. Oktober. Gelegenheit für einen Rückblick auf eine ereignisreiche Veranstaltung mit langer Geschichte.
War es einst eine kleine Dorfkirchweih, änderte sich das nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Emil Engelbrecht als Motor der Kerm auszeichnete. Er war der Wegbereiter dafür, dass in den Jahren vor 1950 die Aufstellung des Kirchweihbaums, das Schubkarrenrennen, die Krönung einer Gärtnerkönigin und der Gärtner-Gedächtnisgottesdienst aus der Taufe gehoben wurden.
Immer wieder Engelbrecht
Wer in alten Aufzeichnungen oder historischen Kirchweih-Generalern (Kirchweihzeitungen) blättert, der kommt nicht an Emil Engelbrecht vorbei. Ob als Cheforganisator der Kerm oder Bewahrer der Tradition machte sich der bei der Stadt angestellte Schreiner einen Namen und ging für seine geliebte Kerm sogar unfreiwillig ins Gefängnis.
Denn trotz des Verbots von Tanzveranstaltungen durch die US-amerikanische Besatzungsmacht organisierte er im Hintergrund zusammen mit dem damaligen Kronenwirt Heinrich Eger 1945 einen Kirchweihtanz. Die Sache kam heraus, das Duo wurde von der US-Militärpolizei abgeführt und musste danach dreieinhalb Tage im Gefängnis des Amtsgerichts gesiebte Luft atmen.
Freigekauft
Ein US-Gericht, das keinen Kirchweih-Spaß verstand, verdonnerte Engelbrecht und Eger zu eineinhalb Jahren oder ersatzweise 7500 Reichsmark, was in den Bänden der Kitzinger Zeitung im Stadtarchiv nachzulesen ist. Dazu ließen es die Gärtner aber nicht kommen, denn sie gingen von Haus zu Haus um das Geld einzusammeln, womit sie Engelbrecht und Eger freikaufen konnten.
Im Jahr 1949 war Emil Engelbrecht als Gründervater der Handballabteilung des Turnvereins Etwashausen auch der Initiator für die Premiere des Kirchweih-Generalers mit Hannes Hirth als Autor des Prologs. Drei Jahre später wurde mit Margareta Lang die erste gewählte Gärtnerkönigin gekrönt. Sie spielte in den folgenden Jahrzehnten immer eine aktive Rolle bei der Ebshäuser Kerm und engagierte sich ab den 1980er-Jahren als Autorin für den Generaler.
Ursel Döllinger kommt
Im Jahr 1967 bestieg die spätere Mutter der Kerm, und heute noch aktive Ursel Döllinger, die in den 30 Jahren Amtszeit von Kirchweihpräsident Adam Straßberger als dessen linke und rechte Hand zugleich fungierte, den Königinnenwagen. Auf ihre Dienste möchte der heutige Kirchweihpräsident Markus Volbers nicht verzichten und er wird Ursula Döllinger beim heurigen Umzug zu ihrem persönlichen Jubiläum gratulieren. Denn die Mutter der Kirchweih-Kompanie der Ebshäuser Kerm, trug genau im Oktober vor 50 Jahren die Krone der Gärtnerkönigin.