...und doch steckt allerhand darin. In ihrem Buch verraten die Co-Autorinnen Angelika Breunig und Dr. Margarete Klein-Pfeuffer allerhand über Aberglauben im Landkreis - und das äußerst kurzweilig.
Wer kennt sie nicht, die schwarze Katze von rechts als Unglücksbringer, das Hufeisen über dem Türstock als Glücksbringer oder das Amulett am Halskettchen für alle Fälle. Keiner will gerne das Zimmer Nummer 13 im Hotel - meist fehlt die Nummer 13 sogar ganz im ersten Stock. Aber woher kommen diese tief verwurzelten Riten und Ängste? Seit ein paar Tagen gibt es ein neues Buch im Handel, das sich mit Glauben und Aberglauben im weitesten Sinn beschäftigt - insbesondere wird aber die Geschichte des Aberglaubens im Landkreis Kitzingen und im Würzburger Raum genauer beleuchtet.
Mit-Herausgeberin ist die ehemalige Museumsbeauftragte der Stadt Marktbreit, Angelika Breunig, die zusammen mit
Dr. Margarete Klein-Pfeuffer und Judith Bornemann ein kurzweiliges Büchlein herausgebracht hat. Insgesamt kommen darin fünf Autoren zu Wort.
Wer sich über unsere abendländische, fränkische Glaubenskultur von der Bibel bis heute genau informieren will, ist mit diesem Büchlein bestens beraten. Es erschien im Echter-Verlag Würzburg mit einer ersten Auflage von 1000 Stück und kostet 12,95 Euro.
Es geht um Glauben und Aberglauben - wobei die Grenzen fließend zu sein scheinen. Anhand von Zeitzeugenberichten werden diese Grenzen beleuchtet und herausgearbeitet.
Das Leben unserer Vorfahren wird von der Wiege bis zur Bahre mit abergläubischen Riten dargestellt, wobei auch immer wieder der alte Geisterglaube zum Vorschein kommt. Das Buch entstand ergänzend zur gleichnamigen Sonderausstellung im Landkreismuseum in Mönchsondheim im Jahr 2011, zu der es noch keinen Ausstellungskatalog gab. "Der Verlag hat uns auf einen Zeitungsartikel hin angesprochen und gefragt, ob wir das Buch machen wollen", verrät Angelika Breunig.
Das Buch ist reich bebildert mit Objekten aus der Ausstellung, die leider nicht mehr zu sehen ist. "Neu zum ehemaligen Konzept der Ausstellung kam das Thema Aberglaube in der Bibel und die Forschungen wurden auf Unterfranken ausgeweitet", ergänzt Breunig.
Der Mann der Träume Angelika Breunig bearbeitet im Buch das Thema Aberglaube im Alltag und im Lebenslauf. Sie führt beispielsweise aus, dass vor allem bei jungen Mädchen früher schon die Partnersuche stark mit abergläubischen Vorstellungen verknüpft war: "An so genannten Lostagen, wie dem Thomastag, dem Andreastag und in den Raunächten konnten junge Mädchen aus bestimmten Zeichen und Träumen ihren zukünftigen Mann erkennen." Auch bei der Hochzeit gab es abergläubische Riten, wie beispielsweise, dass die Braut am Tag vor der Hochzeit Brot und Salz ins neue Heim bringen musste, damit das Essen nicht ausgeht
und die Ehe hält. Bis zur Bahre begleitete der Aberglaube unsere Vorfahren: Der Ruf eines Käuzchens (Kommit) verhieß nichts Gutes und auch das Pochen des Holzwurms im Gebälk wurde lange als sicheres Vorzeichen für den Tod gedeutet.
Die Co-Autorin Margarete Klein-Pfeuffer führt in ihren Ausführungen zurück in die Zeit des frühen Christentums in Unterfranken, spannte dann ein Bogen vom Hexenglauben über Aberglauben im Jahresverlauf bis hin zu einer Abhandlung über Aberglauben aus evangelischer Sicht. Einleitend sagt sie: "Heute wird Aberglaube oft als mangelndes Gottvertrauen definiert. Aber durch den Gebrauch von magischen Gegenständen versuchen die Menschen, obwohl sie christlich orientiert sind, Einfluss auf ihr Schicksal zu nehmen und Unglück abzuwenden."
"Gepäck" für Reise ins Jenseits In der Frühphase des Christentums in unserer
Heimat war dies noch ganz normal. Die Bevölkerung wurde im 6. und 7. Jahrhundert zwar christianisiert, aber auf die heidnischen, germanischen Glaubensvorstellungen wollte man trotzdem nicht verzichten. Ähnlich wie die Christen glaubten auch die Germanen an ein Weiterleben nach dem Tod, deshalb rüstete man die Verstorbenen auch mit allem gut aus, was sie auf ihrer langen Reise ins Jenseits so brauchten. Den Hexenglauben führt Klein-Pfeuffer zurück auf die heidnisch-germanische Zeit. Für
die Klimaverschlechterung im 15. Jahrhundert (Kleine Eiszeit) mussten die Hexen allerdings wieder als Schuldige herhalten. Geblieben ist uns bis heute die schwarze Katze von rechts als Unglücksbringer, die seit der Zeit der Hexenverfolgung mit diesem Stigma behaftet ist.
"Zwar leitet man das Wort Ketzer von den Katharern (Glaubensrichtung) ab, allerdings sagte man denen eine katzenhaft falsche Art nach und unterstellte ihnen, dass sie der Katze als Tier des Teufels den Hintern küssen würden", erzählt Klein-Pfeuffer.
Die Autorin Judith Bornemann-Freund erforscht, ob der Aberglaube nur ein Relikt aus dem Mittelalter ist. Sie arbeitet die neuen Formen des Aberglaubens heraus, die man beispielsweise auch heute in jedem Esoterik-Laden finden kann. In einem Kapitel stellt sie den Okkultismus näher vor, der ein Sammelbegriff für alle Geheimwissenschaften ist, die sich mit übersinnlichen, naturwissenschaftlich nicht erklärbaren Phänomenen befassen.
Dr. theol. Norbert Kandler schreibt über Aberglaube und Reliquienkult - und Dr. theol.
Heinz Geist setzt Aberglauben contra Jahwe-Glauben.
Im Nachwort ziehen die Autoren ein Fazit: Auch in Unterfranken haben sich im Laufe der Jahrhunderte einige Erscheinungsformen des Aberglaubens herausgebildet, die bis heute in unserem täglichen Leben zu finden sind. Das Buch spannt einen weiten Bogen über die Geschichte und Erscheinungsformen des Aberglaubens in Unterfranken, der auch hier zuweilen bedrohliche Formen annahm - aber ebenso eine lustig-harmlose Seite offenbart.