Das blaue Meer und die herrlichen Strände vor seiner Haustür würde Diego De Lia gegen nichts auf der Welt eintauschen. Der 17-jährige Schüler aus Apulien in Süditalien liebt seine Heimat über alles. Zurzeit gefällt es ihm aber auch in Mainfranken sehr gut.
Heimweh ist für ihn momentan ein Fremdwort. Diego ist einer von 25 jungen Italienern und Tschechen, die noch eine Woche als Gastschüler im Landkreis Kitzingen verweilen. Zum 29. Mal führt das Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach (EGM) das sogenannte PAD-Programm (Pädagogischer Austauschdienst Bonn) durch, ein Prämienprogramm für besonders begabte Schüler, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
Bürgermeister empfängt Gäste Am Freitag empfing Schwarzachs Bürgermeister Lothar Nagel (FCW) die Gruppe zum traditionellen Empfang im Ratssaal der Gemeinde. Das Gemeindeoberhaupt stellte den jungen Gästen die Großgemeinde in ihren touristischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereichen vor, betonte die Rolle der Abtei Münsterschwarzach als größter Arbeitgeber und den guten Ruf des EGM.
Kultureller Austausch
Matthias Hessenauer, der seit vielen Jahren die Gastschüler vor Ort betreut, erläuterte, dass durch das Austauschprogramm der europäische Gedanke dahin getragen wird, wo er am intensivsten leben kann, nämlich in unsere Städte und Gemeinden, in denen die europäischen Bürger aufeinander treffen und sich gegenseitig schätzen lernen. Dies verwirkliche die junge Generation, die den fränkischen Landkreis von Gerolzhofen, Schwanfeld über Volkach, Stadelschwarzach, Mainbernheim, Kitzingen bis hin nach Rittershausen durch ihre Gastfamilien näher kennenlernt.
Ziel des Programms sei die Förderung und Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland. "Die Informationen ehemaliger Teilnehmer zeigen den Erfolg der Initiative", betont der Kursleiter und Fremdsprachenlehrer am EGM.
Viele Ehemalige hätten inzwischen selbst ein Studium der Germanistik aufgenommen oder nutzen die erworbenen Deutschkenntnisse für praktische Berufserfahrungen in Deutschland.
Jakub wohnt im schönsten Dorf Deutschlands Diego, der am Vortag seinen 17. Geburtstag feierte, ist bei einer Familie in Schwarzach untergekommen. Er liebt es am Abend mit seinem Gastbruder Paul Playstation zu spielen. "Das ist echt cool", schwärmt er von dem guten Miteinander. Ab und zu spielt er mit Paul Fußball. Ein echter "Zocker" ist auch Jakub Kvapilik. Der 17-Jährige kommt aus Kremsier in Tschechien und wohnt bei einer Familie in Sommerach. "Ich wohne jetzt im schönsten Dorf Deutschlands", strahlt der jungen Tscheche. Mit seinem Gastbruder spielt er Playstation und Tischtennis.
Jakubs Schulkameradin Vendula Bastincova hat schon den leckeren Frankenwein kennen gelernt.
"Ich war vor Kurzem am Kitzinger Weinfest und es war wunderschön", schwärmt sie von der Kreisstadt, in der ihre Gastfamilie lebt. Sie hat zwei Gastgeschwister und fühlt sich dort gut aufgehoben. Bei den gemeinsamen Spaziergängen mit dem Hund der Familie lernt sie die Gegend bestens kennen.
Die Essenszeit ist eine Herausforderung Gewöhnen musste sich die 18-Jährige allerdings erst einmal an die Essenszeiten. "Wir essen zuhause in Tschechien fünfmal am Tag", sagt sie. Angefreundet hat sich Vendula bereits mit Margherita Menardi. Die 17-jährige Italienerin wohnt in Cortina d´Ampezzo in den Bergen. Auch wenn sie in einem bekannten Wintersportort lebt, Skifahren ist nicht so ihr Ding. Mit ihrer Gastschwester Julia, die ein Jahr jünger ist, versteht sie sich gut. "Wir haben viel Spaß zusammen", sagt Margherita.
Die Abende verbringt man gemeinsam mit Kartenspielen und Unterhaltung, natürlich in deutscher Sprache. Begeistert ist die Italienerin von der modernen Schule in Münsterschwarzach. "Meine Schule in den Bergen ist doch sehr klein und hat wenige Schüler. Leider fehlt bei uns das Geld, die Schule zu erneuern." Für sie ist das Klima am Main sehr angenehm. "Bei uns ist es oft viel kälter." Die Franken findet sie nett. "Sie grüßen immer, sind sehr pünktlich und organisieren alles perfekt."
Organisation ist auch bei Diego gefragt, wenn es beim Backen leckerer italienischer Pizza um die Zutaten geht. "Da helfen alle in der Gastfamilie mit", erklärt er. Ein bisschen mehr Wärme könnte Diego schon vertragen. "Wir haben zuhause immer über 30 Grad", sagt der junge Italiener und ist ganz glücklich, dass das Thermometer aktuell deutlich nach oben zeigt. Auf Sonnenschein hofft er deshalb beim anstehenden Besuch der Finanzmetropole Frankfurt und der Hauptstadt Berlin.