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Die SPD setzt auf soziale Gerechtigkeit


Autor: Uwe Eichler

Kitzingen, Donnerstag, 04. Mai 2017

Beim Unterbezirksparteitag gibt sich Bundestagskandidat Markus Hümpfer kämpferisch. Er gehört zum linken Flügel der Partei.
Gab sich kämpferisch: Bundestagskandidat Markus Hümpfer beim SPD-Unterbezirksparteitag.


Die Schulz-Anhänger sind in der Minderheit, beim Parteitag des SPD-Unterbezirks Schweinfurt/Kitzingen im Sportheim in Bergrheinfeld: Wenn auch nur auf dem Tisch mit Werbemitteln. Dafür liegen jede Menge Ansteckbuttons aus, mit dem Konterfei des Kanzlerkandidaten 2017. Schulz-Stoffbeutel gäbe es auch noch, und eben Schlüsselanhänger. Politisch fahren 51 Stimmberechtigte aus 27 Ortsverbänden auf dem „Schulz-Zug“ mit. Bundestagskandidat Markus Hümpfer gilt als Vertreter des linken Parteiflügels.

Vorsitzender Ralf Hofmann stimmt auf das Wahljahr ein, auf das sich der Unterbezirk in Workshops vorbereitet. „Sie können nicht gestalten, nur zerstören“, warnt der Vorsitzende vor Europas Rechtspopulisten, die von der Angst der Menschen lebten. Ereignisse wie in Hammelburg, mit der Verhaftung eines rechtsextremen Bundeswehroffiziers, machten den Menschen Angst.

Selbstkritische Worte

Die AfD habe sich nicht trotz, sondern wegen Höcke bei zehn Prozent stabilisiert. Ralf Hofmann findet selbstkritische Worte gegenüber den Volksparteien: „Die Bürger trauen uns viel zu, nur nicht über den Weg.“ Debatten fänden oft nur noch in einer „Filterblase der Gleichgesinnten“ statt. Deutschland brauche eine sozialdemokratische Ära - diese Botschaft will Hofmann unter die Bürger bringen.

Zumindest wird in Schweinfurt basisnah Parteigeschichte geschrieben: Ab 20.Mai sucht die Bayern-SPD beim Landesparteitag auf der Maininsel satzungsgemäß den neuen Vorsitzenden, per Stichwahl. Derzeit findet ein Mitgliedervorentscheid zu den sechs Kandidaten statt. „Ich sage nicht, welche Kandidatin ich bevorzuge“, sagt Parteimitglied Hofmann, in Anspielung auf Generalsekretärin Natascha Kohnen.

Ansonsten gehört das Pult dem Schonunger Markus Hümpfer, der im Herbst 2016 an fast gleicher Stelle zum Kandidaten gekürt worden ist. „Mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Respekt Arbeitnehmern und -nehmerinnen gegenüber“, fordert der gelernte Industriemechaniker, der ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Schweinfurt absolviert.

Kritik an ungleich verteilten Vermögen

Der Mittzwanziger gibt sich konkret und kämpferisch. Verweist auf SPD-Erfolge in der Großen Koalition, wie Einführung des Mindestlohns, Rente mit 63, die Verringerung der Lohnlücke zwischen Mann und Frau, mehr Geld für Kitas und Bafög. Es gehe um gerechten Ausgleich bei unterschiedlichen Startbedingungen: „Wir kämpfen für mehr Gerechtigkeit, nicht für weniger, wie die Union.“ Hümpfer spricht sich für Familiengeld und das Arbeitslosengeld Q aus, für weitere Qualifizierung. Frauen und Männer müssten aus der Teilzeitfalle befreit werden, Job-Befristungen ohne Sachgründe verboten werden, auch um Familiengründungen zu erleichtern. Der Kandidat geißelt „Exzesse“ bei Managergehältern. Die extreme Ungleichverteilung der Vermögen gefährde Demokratie und Zusammenhalt der Gesellschaft: „Wir müssen die Steuerflucht von Amazon und Starbucks beenden. “ Es sei an der „Zeit, dass die fetten Hammel geschoren werden, damit nicht immer die Lämmer die Last tragen müssen“.

Auch in den Betrieben müsse mehr Demokratie geschaffen werden, durch flächendeckende Betriebsräte. „Der Wert der Arbeit ist die Grundlage des Wohlstands, nicht die Börsenzockerei“, sagte der Kandidat kurz vor dem 1. Mai. Die profilierte Rede kommt an den Tischen gut an.

Antrag an den Bundesparteitag

Inhaltlich deckt sich das Meiste mit dem (einstimmig verabschiedeten) Antrag, den der Unterbezirk in den Bundesparteitag bringen will. Gefordert werden gerechte Bildung, einschließlich eine beitragsfreie Kita, ein Ausbau der Ganztagesschulen, mehr Zeit für Familien, sowie ein Familiensplitting auch bei Eltern ohne Trauschein. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, ein stabiles Rentenniveau oder eine Erwerbstätigenrente stehen ebenfalls im Forderungskatalog: was letztlich die Wirtschaftsnation Deutschland stärken soll, durch Entfaltung aller in der Gesellschaft vorhandenen Talente.