Die Metaller in Volkach pfeifen fürs Geld

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Ohne Moos nix los: Als zweifacher Familienvater hofft Bosch-Mitarbeiter Dieter Bock darauf, dass er endlich wieder ein paar Scheine mehr in seinem Geldbeutel hat. Foto: Pfannes
Ohne Moos nix los: Als zweifacher Familienvater hofft Bosch-Mitarbeiter Dieter Bock darauf, dass er endlich wieder ein paar Scheine mehr in seinem Geldbeutel hat. Foto: Pfannes
"Wir brauchen dringend eine Lohnerhöhung, weil Gas-, Öl- und Strompreise stark gestiegen sind." Uwe Gratzky, Betriebsrat. Foto: Pfannes
"Wir brauchen dringend eine Lohnerhöhung, weil Gas-, Öl- und Strompreise stark gestiegen sind." Uwe Gratzky, Betriebsrat. Foto: Pfannes
 
Ohren zu und durch: Engagiert kämpfen die Mitarbeiter des Volkacher Unternehmens Bosch Rexroth für mehr Lohn. Foto: Pfannes
Ohren zu und durch: Engagiert kämpfen die Mitarbeiter des Volkacher Unternehmens Bosch Rexroth für mehr Lohn. Foto: Pfannes
 
Lautstark fordern diese Bosch-Arbeiter vor den Werkstoren in Volkach mit Trillerpfeifen gerechtere Bezahlung. Foto: Pfannes
Lautstark fordern diese Bosch-Arbeiter vor den Werkstoren in Volkach mit Trillerpfeifen gerechtere Bezahlung. Foto: Pfannes
 
"Wir wollen auch ´nen Schluck aus der Pulle", fordern die Arbeiter eine Umverteilung der Gewinne auf die Beschäftigten. Foto: Pfannes
"Wir wollen auch ´nen Schluck aus der Pulle", fordern die Arbeiter eine Umverteilung der Gewinne auf die Beschäftigten. Foto: Pfannes
 
Fast 200 Mitarbeiter von Bosch Rexroth streikten am Freitagmittag für 5,5 Prozent mehr Lohn. Foto: Pfannes
Fast 200 Mitarbeiter von Bosch Rexroth streikten am Freitagmittag für 5,5 Prozent mehr Lohn. Foto: Pfannes
 
"Es ist jetzt wieder an der Zeit, die Beschäftigten an den Gewinnen zu beteiligen." Werner Flierl, IGM Würzburg. Foto: Pfannes
"Es ist jetzt wieder an der Zeit, die Beschäftigten an den Gewinnen zu beteiligen." Werner Flierl, IGM Würzburg. Foto: Pfannes
 

In ganz Bayern gingen gestern Metaller auf die Straße, um für eine Lohnerhöhung zu kämpfen. Auch die Volkacher machten mit.

"Am Ende des Monats bleibt in der Regel nichts mehr im Geldbeutel", sagt Dieter Bock. Der zweifache Familienvater aus Obervolkach arbeitet seit 13 Jahren bei Bosch Rexroth in Volkach. Vor allem die steigenden Energiekosten machen dem 45-Jährigen jeden Monat schwer zu schaffen. Aus diesem Grund beteiligte er sich am Freitagmittag an dem Warnstreik der IG Metall vor den Werkstoren in Volkach. "Ohne Moos nix los", sagt Bock und die meisten seiner Kollegen denken so. Fast 200 Mann demonstrierten deshalb für eine Erhöhung der Lohnentgelte von 5,5 Prozent und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 60 Euro.
Über 30 Betriebe aus der bayerischen Metall- und Elektroindustrie beteiligten sich an den Warnstreiks. Mehr als 10 000 Mitarbeiter taten mit Plakaten, Fahnen und Trillerpfeifen ihren Unmut über die Zurückhaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde kund.

In Volkach war kurz vor Streikbeginn zunächst nur der Duft von gegrillten Bratwürsten festzustellen, den die hungrigen Arbeiter der Frühschicht nach Feierabend gerne annahmen. Werner Flierl von der IGM Würzburg gab über Lautsprecher bekannt: "Wir erwarten von den Arbeitgebern ein neues und besseres Angebot als die bisherige dreifache Nullnummer, die der Arbeitergeberverband angeboten hat." Die Preissteigerungen der letzten Jahre würden die Haushalte der Arbeiter zunehmend belasten. Die Gesamtwirtschaft sei stark gewachsen und die Unternehmer hätten über 50 Milliarden Euro Gewinne gemacht. Von diesem Plus sollten auch die Arbeitnehmer profitieren.
Flierl forderte eine gerechte Umverteilungskomponente. 5,5 Prozent Lohnerhöhung würden nur neun Milliarden von dem Gewinn der Unternehmer ausmachen. "Die Erhöhung der Entgelte für die Mitarbeiter ist also ganz leicht zu finanzieren", sagte er. Die letzten Jahre habe man immer wieder Reallohnverluste hinnehmen müssen. "Es ist jetzt wieder an der Zeit, die Beschäftigten an den Gewinnen zu beteiligen", rief Flierl in die Menge, die ein ohrenbetäubendes Trillerpfeifkonzert folgen ließ.
Die Ohren nicht verschließen will auch Uwe Gratzky (49, Gerolzhofen). Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende hat trotz der angespannten finanziellen Lage eine gute Stimmung unter seinen Leuten festgestellt. Dies soll auch so bleiben und so forderte er: "Wir brauchen dringend eine Lohnerhöhung, weil Gas-, Öl- und Strompreise stark angewachsen sind."
Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind auch Rico Schenderlein (39) ein Dorn im Auge. Der Bosch-Mitarbeiter mit zwei Kindern schimpft: "Mit unserem Einkommen kommt man heutzutage kaum noch aus. " Früher sei die Kaufkraft viel höher gewesen und "von meinem Gehalt ist am Monatsende mehr übrig geblieben". Seine Familie konnte sich manches leisten, wofür sie heute lange sparen oder worauf man gar verzichten muss. In der Altersvorsorge würden die Mitarbeiter zwar vom Unternehmen gefördert, es sei aber schwierig geworden, zusätzlich privat etwas auf die hohe Kante zu legen. Er hofft jetzt genauso auf eine Lohnerhöhung wie Dieter Bock. "Essen, Trinken und Klamotten werden immer teurer und wer Kinder hat, der weiß, was das kostet", sagt Bock - ganz abgesehen von den steigenden Nebenkosten fürs Eigenheim. Sein Fazit: "Früher konnte man noch ein paar Euro auf die Seite legen, heute geht nichts mehr."