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Der Weinpreis bleibt heiß


Autor: Eike Lenz

Iphofen, Sonntag, 09. Juli 2017

Rechtzeitig zu Beginn des Iphöfer Winzerfestes wurde die Unwetterwarnung aufgehoben. Zeit, um zu genießen - und über die Weinpreise zu diskutieren.
Durch das Spalier der Winzertanzgruppe zieht Iphofens Weinprinzessin Luisa Straub auf den Marktplatz.


Es ist kurz vor 19 Uhr am Freitagabend, als Hansi Ruck die Unruhe im Innenhof des Iphöfer Rentamts abrupt beendet. „Ich habe eine gute Nachricht für Sie“, ruft er durch das Mikrofon, und plötzlich sind alle ganz Ohr. „Die Unwetterwarnung ist aufgehoben.“ Der Himmel über ihm strahlt wieder weißblau, und die vor ihm liegenden vier Tage des Iphöfer Winzerfests schimmern rosarot. Die Gewitter haben sich noch rechtzeitig verzogen.

Premiere für Mend

Auch Josef Mend sieht man in dieser Stunde nachhaltig lächeln. In seinem 27. Jahr als Bürgermeister dieser Stadt erlebt er an diesem Abend tatsächlich noch eine (persönliche) Premiere. „Es ist das erste Mal, dass eine Weinprinzessin in der hiesigen Winzertanzgruppe mittanzt“, ruft er.

Luisa I. Straub, die erst vor wenigen Wochen die Nachfolge von Marie-Luise Scheckenbach angetreten hat, hat zu dieser Zeit das Gröbste bereits hinter sich. Aufgeregt ist sie, das merkt man der jungen Dame im braunen Dirndl deutlich an. Sie versucht die Anspannung wegzulächeln, und als sie fertig ist mit ihrer Rede, rückt Mend etwas näher an sie heran und sagt: „Gut gemacht.“

„Ein modernes, aber doch traditionelles Konzept.“

Luisa eröffnet hier die 69. Auflage des Iphöfer Winzerfestes. Sie spricht vom „modernen, aber doch traditionellen Konzept“. Vieles hat sich verändert, anderes ist geblieben, wie der Empfang für die gut 200 Ehrengäste im grünen Innenhof des Knauf-Museums.

Ein Ehepaar, der Sprache nach nicht aus Franken, strebt in Richtung Eingang – und kommt zwei Minuten später wieder raus. „Nur für geladene Gäste“, sagt der Mann. Die Landrätin ist da, Kitzingens Oberbürgermeister, eine Reihe von Bürgermeistern, Vertreter aus Handwerk, Industrie und Banken, der halbe Iphöfer Stadtrat. Die Weinprinzessin kommt mit der Kutsche gefahren, drinnen ist ihr Hofstaat angetreten, lauter Prinzessinnen und ein Prinz aus Possenheim.

Durch den Hof tönt Jazzmusik, die Atmosphäre ist ungezwungen, ja beinahe locker. Es gibt drei verschiedene Weine und Häppchen, zwischendurch tanzt die Iphöfer Winzertanzgruppe. Bürgermeister Mend will sei-ne Ansprache „so kurz wie möglich“ halten. Um Viertel nach sieben tritt er noch einmal ans Mikro. Man wolle das Fest draußen pünktlich eröffnen, sagt er. „Pünktlich“, das wäre um 19 Uhr gewesen. Doch die Leute draußen stört das nicht wirklich. Als Hoheiten und Gäste – eskortiert von der Feuerwehrkapelle – dann endlich Richtung Marktplatz ziehen, sind die Reihen dort schon dicht besetzt.

Schicke Weinwürfel

Seit dem vergangenen Jahr gibt es den Wein nicht mehr aus alten Holzbuden heraus, sondern aus schicken Weinwürfeln. Die Weinfreunde e. G. haben die Regie über das Winzerfest übernommen, haben ihm einen frischen, modernen Anstrich verpasst. Im Hof des Dienstleistungszentrums ist erstmals ein DJ am Werk – der Versuch, jüngeres Publikum zu binden. Aber auch im zweiten Jahr ist es den Veranstaltern nicht richtig gelungen, ihre Preispolitik zu vermitteln. Nach wie vor hält sich Kritik an zu hohen Weinpreisen.

Qualität und Preis

„Qualität hat halt ihren Preis“, hat der Vorsitzende des Weinbauvereins, Hansi Ruck, vor einem Jahr auf manchen Einwand erklärt – und dies vor kurzem auf der Jahresversammlung der örtlichen Winzer wiederholt. Dabei lässt sich Qualität beim Wein so schwer definieren wie beim Essen. Es gebe auch günstige Schoppenweine, sagt Ruck. Die gibt es. Sechs von insgesamt 49 Weinen werden als Schoppen (0,25 Liter) zu 3,50 bis 4,50 Euro angeboten. Doch die anderen 43 gibt es nur im 0,1-Liter-Maß – zu Preisen von 1,50 bis 4,50 Euro. Rechnet man diese Preise nun um auf die Referenzmenge eines fränkischen Schoppens, so ergibt sich ein Durchschnittspreis von 6,35 Euro.

Es gibt Kritik

So könne man nicht rechnen, sagt einer, der sich in der Materie gut auskennt. Auch wenn für viele der Weine kein Schoppenpreis ausgewiesen sei, bekomme der Kunde auf Wunsch seinen Schoppen. Dann werde nicht von 0,1 Litern hochgerechnet, sondern der Preis der Flasche zu Grunde gelegt. Doch auch hier gibt es Kritik. Ein Aufschlag von 100 Prozent und mehr – je nach Qualität – auf die Flasche im Vergleich zum Direktverkauf sei durchaus üblich.

Für etliche Weine der gleichen Qualität nur neueren Jahrgangs werden teils zehn Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr verlangt.

Die rühmliche Ausnahme ist ausgerechnet Iphofens größtes Weingut Hans Wirsching. Der Silvaner-Bocksbeutel „Alte Reben“ von der „Ersten Lage“ kostet im Weingut 14,50 Euro, auf dem Winzerfest 18 Euro. Und der Riesling „Sister Act“, ein Marketing-Gag der Schwestern Lena und Andrea Wirsching, im Weingut für 18,50 Euro zu haben, ist auf dem Fest sogar etwas günstiger (18 Euro). So geht es also auch. Vielleicht, heißt es hinter vorgehaltener Hand, hat das Weingut Wirsching besser als andere verstanden, worum es beim Winzerfest auch geht für die 19 Betriebe – um Imagewerbung.

Unmut weggespült

An den Ständen selbst kommt von der Kritik wenig an. Viele denken so wie jener Mittvierziger, der auf vielen Weinfesten zu Gast ist. Man wolle ja nicht als spießig oder übellaunig daherkommen. Er habe sich zwar geärgert beim Bezahlen, aber seinen Unmut dann doch lieber mit einem trockenen Silvaner hinuntergespült.

Das Iphöfer Weinfest geht heute in die letzte Runde. Ab 19 Uhr sind die Würzbuam zu hören.