Während das Wasser in Sturzbächen über die Mainzuflüsse am Freitag zahlreiche Landkreisbürger erschreckte, können die Flussanrainer zuschauen, wie der Fluss ganz langsam über die Ufer leckt.
"Die Hochwasserlage ist entspannt", sagte Fred Mahler gestern Nachmittag gegenüber unserer Zeitung. Der 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Volkach verbrachte zusammen mit seinen Kameraden ein relativ ruhiges Wochenende.
Der Main hatte bis Sonntagmittag sein Flussbett nur an wenigen Stellen verlassen. "Wir haben lange nicht die dramatische Situation wie vor zwei Jahren", erläuterte der Feuerwehrchef die Lage am großen Gewässer. Am Freitag hatten er und seine Einsatzkräfte in Schwarzach mit einer großflächigen Überschwemmung zu kämpfen, nachdem der Schwarzach-Bach sein Bett verlassen und bebaute Flächen unter Wasser setzte.
In Volkach, sonst stets ein Brennpunkt bei Hochwasser, blieb es ruhig. "Wir mussten in Volkach-Nord diesmal keine Keller auspumpen", berichtet Mahler. Auch Schlamm- und Geröllmassen wurden am Wochenende nicht aus den Weinbergen in die Wohngebiete geschwemmt. Mahler: "Wir haben großes Glück gehabt."
Schlimmer traf es am Wochenende - wie es sich schon am Freitag andeutete - die Ortsteile an den Zuflüssen zum Main. In Obervolkach wurde der Weidach-Bach zum reißenden Wildwasser. Normalerweise nimmt man den harmlosen Bachlauf neben dem Steigerwald-Radweg gar nicht wahr. Am Freitag und Samstag trat das Rinnsal am Ortseingang von Krautheim kommend über seine Ufer und überflutete die dortigen Keller und Bauernhöfe. Die Staatsstraße 2274 in Richtung Gerolzhofen musste gesperrt werden.
Riesige Probleme gab es laut Mahler im Oberlauf der Weidach. In Frankenwinheim stand das Raiffeisen-Lagerhaus, in dem Kunstdünger gelagert waren, unter Wasser und musste geräumt werden. Krautheim selbst kam glimpflich davon.
Heftig erwischte es auch diejenigen Obervolkacher, deren Grundstücke am Volkach-Bach liegen. Das dortige Hochwasser füllte zahlreiche Keller. Die Kreisstraße in Richtung Gaibach war einen Tag lang überflutet und wurde vom Kitzinger Straßenbauamt gesperrt. Während sich die Hochwasserlage in Obervolkach an der Weidach bereits am Samstagabend entspannte, mussten die Feuerwehrleute die Häuser am Volkach-Bach bis in die Abendstunden des Sonntags leer pumpen.
Dass es zu dem Hochwasser kam, ist nicht verwunderlich. Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach gab seine Statistik bekannt: Demnach erreichte der Mai mit rund 127 Litern pro Quadratmeter Niederschlag
178 Prozent des vieljährigen Durchschnitts:
2013 hatte die Region den zweitnassesten Mai seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Hinzu kam, dass sich der Mai von einer sehr sonnenscheinarmen Seite präsentierte, nachdem heuer bereits der Januar und Februar äußerst trüb verlaufen waren. Mit 131 Stunden blieb er um 33 Prozent unter seinem Klimawert von 196 Stunden. Rund um Volkach wurde die Situation für den Verkehr nach Ansicht von Fred Mahler durch die zahlreichen Baustellen noch mehr behindert. Die Sperrungen wie beispielsweise am Weinfestplatz und die Umleitungen hätten vor allem die Gäste der Mainschleife vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt. Zurzeit ist die Staatsstraße in Richtung Vogelsburg wegen Straßenbauarbeiten gesperrt, die Dr.-Eugen-Schön-Straße ist Großbaustelle und der neue Kreisel am Baugebiet "Schaubmühle" war überflutet. In der Volkacher Innenstadt wurde der Einbahnverkehr zeitweise zwischen dem Marktplatz und dem Unteren Tor aufgehoben, damit der Verkehr überhaupt noch fließen konnte.
Verkehrsbehinderungen gab es laut Polizei-Inspektion Kitzingen noch für die Kreisstraße vom Volkacher Ortsteil Fahr nach Stammheim, die Staatsstraße 2271 in Volkach zwischen Kreisverkehr an der Astheimer Mainbrücke bis nach der Kreuzung mit der Fahrer Straße und die Kreisstraße zwischen Volkach-Astheim über Escherndorf und Köhler bis zum Dettelbacher Ortsteil Neuses am Berg.
Obernbreit erlebte am frühen Samstagmorgen noch einmal eine Hochwasserwelle. Laut Bürgermeister Bernhard Brückner fiel sie aber deutlich schwächer aus als die am Tag zuvor.
In Kitzingen hielt sich das Hochwassergeschehen in Grenzen. Der Main trat entlang des Mainkais nur kurzfristig übers Ufer und benässte das Pflaster, bevor er sich wieder zurückzog. Der Pegel spielte am Wochenende ständig um die Drei-Meter-Marke. Der Hochwassernachrichtendienst sagte zwar eine leicht steigende Tendenz voraus, genauere Angaben für Kitzingen waren aber nicht möglich.
In Würzburg kam es am Sonntag regelrecht zu einem Hochwasser-Tourismus. Allgemein wirkte die Lage dennoch entspannt. Der Main stieg weiter, allerdings am Sonntag nicht mehr mit der gleichen Geschwindigkeit wie noch am Samstag, die starken Regenfälle haben sich zudem nach Ostbayern verlagert und dürften nur zum Teil dem Main neue Wassermengen bescheren. Der Pegel stand um 15 Uhr bei 4,47 Metern - also noch deutlich entfernt von der Meldestufe drei (5,10 m). Der Hochwasser-Koordinierungsstab bei der Würzburger Berufsfeuerwehr hat die nächsten Maßnahmen bis Montagmittag besprochen. Es bleibt bei zunächst zwei wesentlichen Einschränkungen für den Straßenverkehr im Stadtgebiet.
Straßensperrungen könnten Pendlerströme am Montag behindern Wie der Pressesprecher der Stadt Würzburg berichtet, wurde bereits am Sonntagabend ab 19 Uhr die Unterführung an der Löwenbrücke (linksmainisch, Minigolfplatz) gesperrt. Diese steht für den Berufsverkehr am Montag also definitiv nicht mehr zur Verfügung. Der Hochwasserschutzdamm in der Karmelitenstraße soll hingegen erst am Montagmorgen um 9 Uhr und somit nach den größten Pendlerströmen am Unteren und Oberen Mainkai aufgebaut werden. Hierfür laufen aktuell die Vorbereitungen. Verstärkt werden die bislang tätigen Einsatzkräfte also nun vor allem durch Fachkräfte der Tiefbauabteilung, die Straßensperrungen vornehmen und Alternativrouten ausschildern.
Ampelanlagen müssen zudem entsprechend modifiziert werden. Für zahlreiche Parkhäuser und Parkanlagen in Ufernähe gab und gibt es nach und nach Einschränkungen beziehungsweise Sperrungen.