Der Gerstensaft floss hektoliterweise
Autor: Von CARMEN LECHNER
Mainbernheim, Sonntag, 26. August 2018
Wenn heute vom Weinlandkreis Kitzingen die Rede ist, dann war das vor rund 300 Jahren auch schon so.
Wenn heute vom Weinlandkreis Kitzingen die Rede ist, dann war das vor rund 300 Jahren auch schon so. „Damals nahm Bier nach dem Wein erst die zweite Stelle auf der Getränkekarte ein, und zwar vorwiegend in den Ortschaften, die von den Markgrafen von Ansbach geprägt wurden“, sagt Kurt Kraus, der seit Jahrzehnten ein Archiv zur Mainbernheimer Geschichte aufbaut und pflegt.
Brauereien gab es unter anderem in Kleinlangheim, Marktsteft, Michelfeld, Obernbreit, Prichsenstadt – und eben in Mainbernheim. Wenn mit der Brau-Schmiede nun anno 2018 wieder eine kleine Privatbrauerei ihren Betrieb aufnimmt, wird damit nach einer 33 Jahre währenden Unterbrechung eine Tradition wieder aufgenommen.
Das Zeichen der Brauer
Die Spuren der Mainbernheimer Brauerei-Historie sind nur für Kenner nachvollziehbar. Wer würde beispielsweise das sechszackige Zeichen, das heute noch im Wirtshausschild des seit einigen Jahren geschlossenen Gasthaus Schwarzer Adler in der Mainbernheimer Herrenstraße zu sehen ist, als Hinweis erkennen? Was für viele wie ein jüdischer Davidsstern aussieht, ist aber das Zunftzeichen der Brauer und hängt dort bereits seit 1771, wie Kurt Kraus recherchiert hat. „Bereits 1706 wurde der damalige Bäckermeister Johann Mulzer als Adlerwirt mit Weinausschenken und Bierbrauen in alten Dokumenten erwähnt“, erklärt der Archivar.
Im selben Jahr erwarb der Bierbrauer Hans Pfeuffer vor dem Oberen Tor einen unbebauten Platz, um ein Brauhaus und Gasthaus zu errichten. Der Gasthof wechselte im Lauf der Jahrzehnte immer wieder die Besitzer, die auch selbst gebrautes Bier kredenzten. Gebraut wurde allerdings nur bis ins Jahr 1918.
Dafür setzte man im Löwen fortan auf Restaurant, Gästezimmer, Kegelbahn und ab 1929 auf eine Tankstelle. Den Goldenen Löwen gibt es heute noch, er wird in der mittlerweile fünften Generation von der Familie Bauer/Fink weiter geführt.
Eingekehrt werden kann ebenfalls noch im Gasthaus Zum Falken am Vierröhrenbrunnen in der Mainbernheimer Altstadt. Der erste Falkenwirt war laut Kurt Kraus? Aufzeichnungen Michael Düll im Jahr 1810, der beim Magistrat der Stadt nach Land ersuchte, um dort einen Felsenkeller zur Lagerung seines Bieres und des Natureises einzurichten. Die Falkenwirte besaßen zudem Äcker, Wiesen und Weinberge in der Gemarkung Buschen, in denen auch ein eigener Hopfengarten zu finden war. Der im Brauerstern sitzende Falke im Wirtshausschild verweist noch heute auf die Bierbrau-Tradition des Falken, die 1957 endete.
Am 12. Juni 1843 erhielt der Bierbrauer und Weinwirt Andreas Zehnder vom Mainbernheimer Magistrat die Konzession zur Gastwirtschaftsbetreibung auf seinem Anwesen außerhalb des Oberen Tores. Diese sieht man auch heute noch an dem markanten Gebäude. Und das Schützenhof-Bräu war geboren. Das Anwesen sollte im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut und erweitert werden sowie die Besitzer wechseln. 1978 erhielt Johann Michael Jaeger die Bierbraugerechtigkeit, 1911 übernahm Hans Gärtner mit seinem Schwager Konrad Jaeger den Schützenhof.