Bei eiskalten Temperaturen öffnete der Abtswinder Weihnachtsmarkt am Wochenende seine Tore. Dort gibt es eine Geheimwaffe gegen die Kälte: den "Abschwinner Dunnerkeil".
Was ist es denn jetzt eigentlich: Ein Schimpfwort? Ein heißer Wein? Der Fanclub eines Fußballvereins? Oder eine Art Blitzableiter? - Irgendwie stimmt alles. Vielleicht muss man einfach Abtswinder sein, um immer genau zu wissen, was gerade gemeint ist, wenn vom "Dunnerkeil" die Rede ist.
Es bedarf schon eines Ausflugs in die Mythologie, um den Begriff sozusagen historisch zu fassen. "Der Donnergott Dona", erklärt Tino Böcher, 2. Vorsitzender des Abtswinder Fremdenverkehrsvereins, "hat in grauer Vorzeit einen Blitz durch den Kamin der Hütte hinunter auf die Feuerstelle fahren lassen". In Abtswind hat man gegen derartige Wutanfälle der göttlichen Regierung ein Mittel erfunden. Der Donnerkeil, ein dreieckiges Kantholz, wurde zu diesem Zweck so in den Kaminschacht gehängt, dass dem Blitz gewissermaßen der freie Weg nach unten verbaut war.
Mit ein wenig Fantasie kann man daher davon ausgehen, dass der erste Blitzableiter weltweit wohl in Abtswind stand. Seit ewigen Zeiten heißen die Abtswinder im Landkreis daher die "Dunner-keile". Wie lange es diesen Spitznamen überhaupt gibt, konnte auf dem Weihnachtsmarkt am Wochenende aber niemand mehr ergründen.
Der Begriff steht aber auch noch für ein ganz typisches fränkisches Schimpfwort. "Naja, ein Schimpfwort im eigentlichen Sinn ist es gar nicht", versucht sich Tino Böcher an der Erklärung. "Wenn früher der Sohn etwas angestellt hat und vom Vater dafür gerügt wurde, dann rief der eben: "Zum Dunnerkeil", und haute mit der Faust auf den Tisch." Im Fränkischen konnte das aber auch als Ausdruck höchster Wertschätzung durchgehen. Da nähern sich dann wieder mal Franken und Bayern an. Dort kann ein "Saukerl" ja auch ein ganz famoser junger Mann sein.
Es kommt halt auf die Situation an, in der das Wort gesprochen wird.
Abtswinder Kultgetränk Damit aber nicht genug. Wieder mehr mit Feuer verbindet sich in der dritten Bedeutung des "Dunnerkeils". In dieser Form war er das absolute Highlight des Weihnachtsmarktes. Der "Abschwinner Dunnerkeil" ist nämlich ein weißer Glühwein. "Der gehört bei uns schon zur Tradition", erklärt Bürgermeister Klaus Lenz, was bedeutet, dass er in diesem Jahr zum 21. Mal ausgeschenkt wird. "Das ist kein Glühwein, der mit irgendwelchen Gewürzen überschüttet worden ist, sondern ein heuriger Wein, aus dem man die Frucht noch herausschmeckt", reicht der Bürgermeister nach.
Helene Böcher vom gleichnamigen Weingut nickt zustimmend. Sie hat den heißen Tropfen erfunden.
Sie wird den Teufel tun und das Geheimrezept verraten, lächelt stattdessen vielsagend und schenkt den dampfenden Wein aus. "Einen roten Glühwein gibt es an jeder Ecke", erzählt sie. "Wir wollten einfach mal etwas ganz Eigenes anbieten, das es so nur in Abtswind gibt". Die Böchers wollten dafür auch keinen billigen Wein verwenden, sondern sie griffen zu einem richtig guten Tropfen. "Das schmeckt man auch", bestätigt Marianne Markert und nippt an der dampfenden Tasse. "Der wärmt dir die Seele". Sie genießt den Wein jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt und kann sich noch nicht für das zweite Meisterstück der Böchers erwärmen. Der "heiße Seitensprung" braucht offenbar noch ein paar Jahre, bis er in Abtswind reift und ähnlich gut angenommen wird wie das blonde Kultgetränk. "Die Hälfte unserer Bestände ist jetzt schon weg", verrät Tino Böcher.
Zu guter Letzt hat der "Dunnerkeil" in Abtswind aber auch noch mit dem Fußball zu tun. 211 Menschen, die sich dem
1. FC Nürnberg zugehörig fühlen, bilden den Fanclub "Abschwinner Dunnerkeil". "Auf der Fahrt zum Auswärtsspiel des FCN gegen Köln in der Saison 2006 ist uns die Idee dazu gekommen", erklärt der Kassier des Vereins, Axel vom Berg, der mit seinen Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt für heiße Würstel sorgt. "Und heute sind wir einer der größten Vereine in Abtswind", ergänzt Schriftführer Wolfgang Weber, der im Krippenspiel einen der Hirten gespielt hatte. Als Bayer würde man sagen: "Hund san´s scho, die Abtswinder". Und das ist dann eine Ehrenbezeichnung, "zum Dunner keil".