Der Chor als Spiegel des Dorfes
Autor: Gerhard Bauer
Enheim, Montag, 19. Sept. 2016
Auf den Tag genau vor 50 Jahren trafen sich am 18. September 1966 Musikfreunde in einer Enheimer Gaststätte, um zusammen zu musizieren.
Auf den Tag genau vor 50 Jahren trafen sich am 18. September 1966 Musikfreunde in einer Enheimer Gaststätte, um zusammen zu musizieren. Das wurde am Sonntag in einem Festgottesdienst gefeiert und der damals im Nebenzimmer gegründete Posaunenchor übernahm unter der Leitung von Harald Stadelmann den musikalischen Teil.
In seinem Grußwort erinnerte Bürgermeister Rainer Ott daran, dass 1966 Ludwig Erhard Bundeskanzler war, Deutschland wurde Fußball-Vizeweltmeister, Enheim war noch selbstständig und es gab weder Internet noch Handy. Mit heute 30 Mitgliedern sei mehr als jeder siebte Einwohner im Posaunenchor, der mit 16- bis 80-jährigen Musikern die Gemeinschaft im Dorf widerspiegele.
Keine Notenleser
Zur Ehrung verdienter Chormitglieder war Bezirkskantorin Agnes von Grotthuß in die Pfarrkirche gekommen. Sie erinnerte, wie es 1966 zunächst um die Frage ging, ob ein Spielmannszug oder ein Posaunenchor gegründet werden sollte. Die Entscheidung sei recht schnell auf einen „Posaunenchor“ gefallen, der größeren Anzahl von Auftrittsmöglichkeiten wegen.
Der Chor wurde schließlich von Ludwig Engert und Pfarrer Hahn sowie dem Obernbreiter Chorleiter Klaus Vogler gegründet. Als erste Bläser fanden sich schnell Helmut Gümpelein, Karl Rückert, Werner Reiser, Karl Meeder, Herbert Düll, Ludwig Engert, Karl Düll, Rudolf Plank, Richard Kleinschroth, Hermann Meeder und Helmut Stadelmann zusammen. Inzwischen habe sich der Posaunenchor Enheim zum Kulturgut des Dorfes entwickelt, zeige Zusammenhalt und Miteinander und mache so einen wesentlichen Teil der Dorfgemeinschaft aus.
Auftritte wie das jährliche Adventskonzert sorgen für die Finanzierung des Chores und ermöglichen Zuschüsse für Instrumente, Noten und Kurse. Während seiner Zeit in Gnodstadt gehörte auch Pfarrer Hans-Ulrich Hofmann zum Ensemble und reiste zum Jubiläum eigens aus seinem Altersruhesitz an.
Er blickte zurück und erinnerte daran, dass bei der Gründung kaum jemand Noten lesen konnte. Also favorisierten die Musiker Fanfaren, da man da keine Noten bräuchte. Ludwig Engert sorgte schnell für ein Umdenken und bereits an Weihnachten 1966 wurde der erste Auftritt geblasen.
In seiner Predigt erklärte Pfarrer Uwe Stradtner, dass der Posaunenchor symbolisch für große Kraft stehe. Er verglich ihn mit dem Volk Israels, das nach siebenmaligem Umrunden mit seinen Posaunen die Mauern von Jericho zum Einsturz gebracht habe. Die jeweils einmalige Umrundung an sechs Vortagen seien mit den Proben des Chores vergleichbar, wie er augenzwinkernd anmerkte.