Das Netzentgelt treibt Strompreis nach oben
Autor: Norbert Finster
Lülsfeld, Freitag, 11. November 2016
Der Strompreis für ÜZ-Kunden steigt ab 1. Januar 2017. Das ist aber nicht auf den Versorger zurückzuführen, sondern auf staatlich verordnete Abgaben.
Als Ware wird Strom immer preisgünstiger. Steuern, Abgaben und Umlagen aber steigen und steigen. Beides gibt die Unterfränkische Überlandzentrale (ÜZ) an ihre rund 55000 Kunden weiter. Staatlich verordnete Preisteigerungen übersteigen aber die Ersparnis beim Einkauf von Strom bei Weitem.
Das bedeutet unter dem Strich, dass der Arbeitspreis im gängigen Eintarif um 1,25 Cent pro Kilowattstunde (brutto) steigt. Für den Durchschnittshaushalt mit 4000 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr macht das rund 50 Euro oder 4,44 Prozent mehr als in diesem Jahr aus.
Pech: Üz liegt im Tennet-Netzbereich
Gerd Bock, geschäftsführender Vorstand der ÜZ, macht für die Strompreisentwicklung vor allem die vorgelagerten Netzentgelte verantwortlich. Hier hat die ÜZ das Pech, im Netzbereich von Tennet zu liegen, denn dort kommt die Hauptlast der Energiewende als Kostenposition an.
Bei diesem Übertragungsnetzbetreiber steigen die Netzentgelte um satte 80 Prozent im Vergleich zum 1. Januar 2016. Grund dafür sind vor allem die Windkraftanlagen im Norden der Republik. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat selbst kaum Endkunden, so dass die Steigerung auf die Verteilnetzbetreiber und ihre Kunden umgelegt wird.
Vier Übertragungsnetzbetreiber teilen sich das Bundesgebiet auf. Anders als bei Tennet steigt am unteren Ende der Skala bei Transnet Baden-Württemberg das Netzentgelt nur um fünf Prozent. „Die Kosten für die Energiewende sind sehr ungleich verteilt“, kritisiert Gerd Bock. Seine Hoffnung auf Besserung liegt bei der Bundesregierung. Sie hat angekündigt, demnächst einen regionalen Ausgleich der Netzentgelte auf den Weg zu bringen.
Vorreiter bei den Erneuerbaren
Allein die Steigerung des Netzentgelts macht rund einen Cent beim Strompreis aus. Dabei wird die ÜZ im Grunde für ihre Vorreiterrolle bei den Regenerativen Energien bestraft. Denn die Lülsfelder haben bilanziell jetzt schon mehr Strom aus dezentraler Erzeugung im Netz, als sie für die Versorgung ihrer Kunden bräuchten. „Unsere 110 Prozent sind eine Menge, die das deutschlandweite Ziel mit 80 Prozent für 2050 schon heute bei weitem überschreitet“, sagt Robert Ruppenstein, zuständig für Beschaffung und Vertrieb.
Das Problem: Die ÜZ kann diese Menge nicht zeitgleich vorhalten. Wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint so wie jetzt in diesen trüben Herbsttagen, reicht die Energie aus den Erneuerbaren nicht. Dann muss die ÜZ zukaufen, braucht damit die großen Verteilernetze und muss entsprechend zahlen.